(PI VGH) Die Gewinner des VGH Natur- und Umweltpreises zur Förderung der freilebenden Tierwelt wurden im Rahmen der Pferd und Jagd ausgezeichnet. In Kooperation mit der Landesjägerschaft Niedersachsen e. V. als anerkanntem Naturschutzverband unterstützt die VGH zum dritten Mal seit 2015 Projekte von Jägerschaften oder Hegeringen aus Niedersachsen mit insgesamt 7.500 Euro.
Die drei Hauptpreise wurden am Donnerstag, 7. Dezember 2017, um 15 Uhr auf der Messe Pferd und Jagd auf der Aktionsbühne der Landesjägerschaft durch den Präsidenten der Landesjägerschaft, Helmut Dammann-Tamke, und Dr. Wolfram Klöber von der VGH verliehen.
Die Preisträger:
1. Der Hegering Walsrode (Landkreis Heidekreis) hat durch eine ungewöhnliche Initiative im Frühjahr 2017 mehr als 50 Rehkitzen das Leben gerettet. In den Vorjahren waren bei der Frühjahrsmahd hohe Verluste zu beklagen, obwohl Landwirte und Jäger die Wiesen zuvor mit konventionellen Methoden abgesucht hatten. Das Problem: Im Frühling setzen Rehe ihre Kitze in Wiesen, die meist landwirtschaftlich genutzt werden. Die Flächen gründlich mit Hunden zu durchsuchen, ist zeitaufwändig und bleibt dennoch oft erfolglos. Die moderne Lösung: Der Hegering Walsrode schaffte eine Drohne mit Wärmebildkamera an. Der Pilot kann in den kühlen Morgenstunden durch den Temperaturkontrast zwischen Kitz und Umgebung den gefährdeten Nachwuchs über einen Bildschirm genau lokalisieren. Anschließend wird die Liegestelle mit Stangen und bunten Ballons markiert, so dass Landwirte beim Mähen Sicherheitsabstand halten können. Ein Korb, den die Naturschützer über das Kitz stülpen, schützt es tagsüber zusätzlich vor Krähen und Greifvögeln. In den Abendstunden entfernen Helfer den Korb dann, damit die Mutter das Kitz säugen kann. (3.000 Euro)
2. Der Hegering Ihrhove (Landkreis Leer) wirkte durch kombinierte Maßnahmen dem starken Rückgang der Fasanenpopulation entgegen. Weil Pflanzenschutzmittel zum Verschwinden vieler Insekten beitragen, leiden junge Fasane unter Ernährungsmangel an tierischem Eiweiß. Der Hegering stellte in seinen 20 Revieren kostenlos Wildacker-, Blühstreifen- und Imkersaatmischungen zur Verfügung. Damit begünstigte er – auch unter Einbindung von Imkern – die Anlage neuer Bienenweiden. Raubwild fraß zudem im Projektgebiet 70 Prozent der Hennen und 60 Prozent der Eier. Die gezielte Jagd auf Füchse und Biberratten reduzierte diesen Druck auf das Niederwild, dessen Gesamtbestand zusätzlich durch Aussetzen von Jungfasanen gestärkt wurde. Da ein gutes Drittel der Gelege auch durch landwirtschaftliche Mahd verloren ging, stellte der Hegering Ihrhove kostenlos elektronisch akustische Wildwarner zur Verfügung. Auf diese Weise konnten Landwirte die gefährdeten Tiere vor den herannahenden Maschinen aufscheuchen und sie dadurch retten. (2.500 Euro)
3. Der Hegering Langenhagen (Stadt Langenhagen) übernahm 2014 ein gut elf Hektar großes Areal des Flughafens Hannover zur Pflege, das die Naturschutzbehörde mit entsprechenden Auflagen als Ausgleichsfläche für ein Bauvorhaben ausgewiesen hatte. Die vorgegebenen Pflegeziele setzte der Hegering in der Gemarkung Engelbostel erfolgreich um: Durch Grünlandentwicklung, Totholzentfernung, gezielten Aufwuchs von Jungbäumen, Sträuchern und Hecken sowie durch Pflege von Streuobstwiesen und Schilfgürteln konnte die Artenvielfalt in Fauna und Flora erheblich gesteigert werden. Hasen, Rehe, Rebhühner und seltene Vögel wie Nachtigallen finden im Projektgebiet inzwischen optimale Lebensbedingungen vor. (2.000 Euro).
Die VGH ist der Jägerschaft traditionell verbunden. Dies zeigt sich in einer lange bestehenden Kooperation mit der Landesjägerschaft. Etwa jeder dritte Jäger in Niedersachsen hat seine Jagdhaftpflichtversicherung bei dem landesweit größten öffentlichen Versicherer abgeschlossen. Aufbauend auf dieser engen Verbindung, fördert die VGH das Engagement von Jägerinnenn und Jägern für Natur, Umwelt und Artenschutz. Gleichzeitig macht der Wettbewerb den Erfolg nachhaltiger Projekte sichtbar und regt zur Nachahmung an. Einzelne Tierarten sind, obwohl sie unter Schutz stehen, in ihrem Bestand stark bedroht. Ursprünglich kleinflächige und abwechslungsreich angelegte landwirtschaftliche Flächen werden in immer größere Areale umgewandelt. Viele Strukturelemente, wie Hecken, Raine, Brachen, Einzelbäume oder Teiche, verschwinden aus der Kulturlandschaft. Aber auch das vermehrte Eindringen von Beutegreifern in Biotope kann Tierarten gefährden. Deshalb ermuntert der VGH Natur- und Umweltpreis zu geeigneten Hegemaßnahmen. Teilnehmen konnten alle Jägerschaften und Hegeringe, die in der Landesjägerschaft Niedersachsen e.V. organisiert sind. Initiatoren von insgesamt acht Projekten, die seit 2012 umgesetzt wurden, hatten sich für den VGH Natur- und Umweltpreis 2017 beworben. Eine Jury aus Repräsentanten der Landesjägerschaft und der VGH wählte drei Projekte aus, die sie als besonders unterstützenswert beurteilte.