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Rebhuhnbesatz in Niedersachsen

Der einstige Charaktervogel der Agrarlandschaft hat es heute schwer

Foto: Seifert/DJV

Das Rebhuhn war einst der Charaktervogel der mitteleuropäischen Kulturlandschaft. Die ehemals kleinstrukturierte bäuerliche Landwirtschaft bot dem Rebhuhn durch die vielen Feldraine, die vielfältigen Feldfrüchte und die damaligen Bewirtschaftungsformen einen optimalen Lebensraum. Heute, in der weitaus intensiver und anders genutzten Feldflur, ist das Rebhuhn dagegen deutlich seltener zu beobachten.

Im Jahr 2019 lag die Brutpaardichte des Rebhuhns im Landesdurchschnitt Niedersachsens bei gut einem Brutpaar auf 4 Quadratkilometern oder 0,27 Paaren pro Quadratkilometer. Zehn Jahre früher lag dieser Wert noch bei 0,74 Paaren pro Quadratkilometer. Diese Daten aus der Wildtiererfassung Niedersachsen (WTE) gab die Landesjägerschaft Niedersachsen e.V. heute bekannt.

„Erfreulich ist aber der leicht positive Trend in Niedersachen für das Jahr 2020. Nach Jahren negativer Entwicklungen ist der Besatz der Rebhühner erstmals wieder angestiegen. Im landesweiten Durchschnitt um 11 Prozent gegenüber dem Vorjahr“, so Dr. Egbert Strauß, Wildbiologe der Landesjägerschaft Niedersachen e.V. Mit Ausnahme des Naturraums Ostfriesland/Oldenburg hätten die Besätze des Rebhuhns in allen anderen (Dümmer/Osnabrücker Land, Stader Geest/Heide, Börde/Aller Flachland und Weserbergland/Harz) um zwischen 4 % und 17 % zugenommen.

In Niedersachsen nehmen über 80 Prozent aller Reviere an der Wildtiererfassung Niedersachsen teil – ein Rebhuhn-Vorkommen meldeten im vergangenen Jahr fast die Hälfte dieser teilnehmenden Reviere.

Entscheiden für das Rebhuhn und andere Offenlandarten ist eine abwechslungsreiche Feld- und Saumstruktur.  Die Pflege und die Verbesserung solcher Biotopstrukturen ist ein Schwerpunkt der Jägerinnen und Jäger in Niedersachsen in ihren Revieren. Flankierend zu den Biotopverbesserungsmaßnahmen ist auch eine Prädatorenbejagung wichtig, denn neben Fressfeinden wie Fuchs, Steinmarder und Dachs rücken weitere Beutegreifer und Marderhund und Rabenkrähe als Gelege- oder Kükenprädatoren  in den Vordergrund.

Erforderlich zum Wohle und zum Erhalt des Rebhuhns wie auch anderer Vögel der Agrarlandschaft sind politisch Anreize: die Instrumente für die Schaffung ökologisch wertvoller Flächen in der Agrarlandschaft muss verbessert und weiterentwickelt werden. Hier ist die Politik gefordert, Programme und Fördermaßnahmen zur Steigerung der Biodiversität zu entwickeln, die sich noch stärker an den ökologischen Erfordernissen ausrichten und gleichzeitig die Leistungen von Landwirten und Flächenbewirtschaftern honorieren. 

Die Landesjägerschaft Niedersachsen e. V. empfiehlt bereits seit dem Jahr 2012 einen freiwilligen Verzicht der Rebhuhnbejagung, der auch in nahezu allen Revieren umgesetzt wird.

Die Wildtiererfassung Niedersachsen (WTE): 30 Jahres erfolgreiches Monitoring durch die Jäger

Seit dem Jahr 1991 führt die Landesjägerschaft Niedersachsen gemeinsam mit dem Institut für Terrestrische und Aquatische Wildtierforschung (ITAW) im Rahmen der Wildtiererfassung Niedersachsen (WTE) wissenschaftlichen Standards entsprechende Erfassung des Rebhuhns durch. Die so ermittelten Werte bilden die valide Datengrundlage für die Besatzzahlen. Über Zählungen und Bestandseinschätzungen werden im Rahmen der WTE Jahr für Jahr auch kontinuierlich verschiedene andere Wildtierarten von den Jägerinnen und Jägern in Niedersachsen erfasst. So entstehen flächendeckend langjährige und fundierte Daten und Zahlenreihen die die Populationsentwicklungen vieler heimischer Wildarten wiedergeben. Die WTE ist damit Vorbild für viele andere Wildtiererfassungsprogramme geworden – unter anderem das Wildtierinformationssystem der Länder Deutschlands (WILD).

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