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Pilotprojekt Tierrettung erfolgreich

Keine Wildtieropfer bei Ernte

Heiko Rebling, Dipl. Ing. Landschaftsentwicklung, Gutachter Peter Stelzer, Wilhelm Klumpe, Kreisjägermeister und Vorsitzender der Jägerschaft Aschendorf-Hümmling, Josef Schröer, Vizepräsident Landesjägerschaft Niedersachsen, Kreisbaurat Martin Zeller, Wal

Flatterband, kleine Radios und „knisternde“ Tüten dienen als Vergrämungsmethoden dazu, die Wildtiere vor der Ernte aus der Fläche zu vertreiben und so Wildverluste zu verringern. (Foto: Landkreis Emsland)

Meppen. Durch den stark zunehmenden Bau und Betrieb von Biogasanlagen wird im Landkreis Emsland wie auch in anderen Landesteilen Niedersachsens vermehrt Grünroggen als Winterfrucht angebaut, der im Mai geerntet wird. Da Reh, Fuchs, Hase und Fasan sowie auch Kiebitz und Großer Bachvogel sich mit ihren Jungen in den Grünroggen - der zur Mahdzeit nahezu die einzige Deckung in der Feldflur ist - zurückziehen, kommen nach Angaben der Jäger während der Ernte zahlreiche Wildtiere durch den Einsatz von Großmaschinen unbeabsichtigt zu Tode. Um dem zukünftig entgegen wirken zu können, ist in einem Pilotprojekt im Landkreis Emsland untersucht worden, inwieweit der Mähtod von Wildtieren bei der Ernte u. a. von Grünroggen vermieden werden kann. Insbesondere die Mahd von innen nach außen verbunden mit so genannten Vergrämungsmethoden erwies sich als überaus erfolgreich.

Die Projektstudie wurde im Meppener Kreishaus vom Gutachter Peter Stelzer an Kreisbaurat Martin Zeller, Josef Schröer, Vizepräsident Landesjägerschaft Niedersachsen, Wilhelm Klumpe, Kreisjägermeister und Vorsitzender der Jägerschaft Aschendorf-Hümmling, und Hermann Högemann, Landwirtschaftskammer Niedersachsen, überreicht. Initiiert durch den Landkreis Emsland ist das über mehrere Wochen angelegte Projekt im Auftrag der Landesjägerschaft Niedersachsen gemeinsam mit den emsländischen Jägerschaften und der Landwirtschaftskammer Niedersachsen durchgeführt worden. Insgesamt wurde während des Projekts eine Fläche von 60 ha an drei Standorten untersucht. Ziel war es, in den Jägerschaften Lingen, Meppen und Aschendorf-Hümmling je einen Betrieb mit Grünroggenanbau bei der Ernte zu begleiten und die möglichen Mähopfer zu erfassen. Zunächst wurde die Nutzung der Flächen durch Wildtiere ermittelt. Anschließend wurden Vergrämungsmaßnahmen am Tag vor der Ernte durchgeführt, die Wildtiere aus den Feldern vertreiben sollten. Dazu zählten der nächtliche Betrieb von kleinen Radios sowie das Aufstellen von farbigen Flatterbändern und „knisternden“ Tüten. „Bei Anwendung dieser Vergrämungsmethoden führen die Alttiere ihre Jungen aus den Flächen, so dass nicht nur bei bedrohten Arten wie Kiebitz und Großem Brachvogel die Altvögel und zur Bestandserhaltung der so wichtige Nachwuchs gerettet werden können“, erläutert Zeller. Der eigentliche Mähvorgang wurde durch Mitarbeiter des Planungsbüros dokumentiert und von den beteiligten Revierinhabern und Jägern begleitet. „Bislang wird üblicherweise von außen nach innen gemäht. Gerade dies sollte im Projekt vermieden werden“, so Zeller. Statt dessen arbeiteten sich die Erntemaschinen von innen nach außen vor. Högemann betont: „Für Lohnunternehmer und Landwirte bedeutet diese Art des Mähens keinen erhöhten Aufwand. Es ist allenfalls gewöhnungsbedürftig“. Es ergaben sich wichtige Erkenntnisse: „Das Mähen von innen nach außen erwies sich in Kombination mit Vergrämung und anschließendem Absuchen der zunächst noch verbleibenden Ränder durch die Jägerschaft mit ihren Hunden als höchst effektiv, denn 70 % der Wildtiere halten sich im Saumbereich der Fläche auf. Es erhöht die Fluchtchancen der Tiere, die sich in den Äckern aufhalten. In unserem Projekt kamen keine Wildtiere zu schaden“, sagt Klumpe. „Die Landesjägerschaft wird sich dafür einsetzen, dass das Mähen von innen nach außen zur guten fachlichen Praxis wird“, ergänzt Schröer und erhofft sich die landesweite Akzeptanz dieser Art des Mähens, die zukünftig nicht nur bei der Ernte von Grünroggen, sondern auch bei der Feldfuttergewinnung von Ackergras und Klee sowie der Grünlandmahd angewandt werden soll. Die Kosten des Projekts belaufen sich für die Landesjägerschaft Niedersachsen auf etwa 2000 Euro, für den Landkreis Emsland auf rund 690 Euro und für die drei Kreisjägerschaften auf insgesamt rund 500 Euro.

 

Das Gutachten erhalten Sie hier.