Im Frühjahr erwacht die Natur zu neuem Leben – im wahrsten Sinne des Wortes: Am 1. April beginnt die Brut- und Setzzeit vieler heimischer Wildtiere. Bis zum 15. Juli gilt damit die Anleinpflicht für Hunde im Wald und in der freien Landschaft. Die Landesjägerschaft Niedersachsen e.V. (LJN) bittet daher alle Naturfreunde und Erholungssuchende um erhöhte Rücksichtnahme beim Spaziergang in der freien Natur.
„Jetzt und in den kommenden Wochen ist besondere Rücksichtnahme gefragt“, so Helmut Dammann-Tamke, Präsident der Landesjägerschaft Niedersachsen, „ob Rehkitz, Junghase oder Fasanenküken, die Natur gleicht im Frühjahr einer einzigen Kinderstube“. Von stöbernden Hunden gehe in dieser Zeit eine besondere Gefahr aus. Nicht nur die Jungtiere seien für sie leichte Beute, auch die Elterntiere sind stark gefährdet. Hochträchtige Rehe seien bei weitem nicht mehr schnell genug, um vor ihnen fliehen zu können. „Wir setzen hier ausdrücklich auf Aufklärung“, so Dammann-Tamke weiter, „viele Hundebesitzer sind sich einfach nicht bewusst, wie groß die Gefahr ist, die von ihren freilaufenden Vierbeinen für unsere Wildtiere ausgeht“.
Aber auch für Hundebesitzer gilt es einiges zu beachten: Die tierische Nachwuchspflege unterscheidet sich nämlich vielfach sehr von der des Menschen: Zum Schutz der Jungen werden sie tagsüber vom Muttertier häufig allein gelassen. Rehkitze, zum Beispiel, sind in den ersten Wochen nahezu geruchlos.
In Verbindung mit der angeborenen „ducken-und-tarnen-Strategie“ sind sie so für natürliche Fressfeinde fast unauffindbar. Die Ricke erscheint nur zum Säugen, in der Zwischenzeit hält sie größeren Abstand.
Solch scheinbar verlassene Jungtiere sollten Spaziergänger auf keinen Fall anfassen oder gar mitnehmen. Das Jungwild nimmt bei Kontakt sofort den Menschengeruch an. Das zurückkommende Muttertier wird durch diesen Fremdgeruch sofort abgeschreckt – die Jungtiere werden so tatsächlich zu Waisen. „Falsch verstandene Tierliebe bewirkt in diesen Fällen leider allzu häufig das Gegenteil“, so Dammann-Tamke weiter. „Auf den ausgewiesenen Wegen bleiben und unbedingt den Hund angeleint führen“, fasst er die wichtigsten Verhaltensregeln für den Spaziergang in der freien Natur zusammen.