"Jagd hat mit Jägern zu tun - wer sich mit dem Themenkomplex Jagd befasst, sollte also auch auf die fachliche Expertise der Jäger zurückgreifen", so Helmut Dammann-Tamke, Präsident der Landesjägerschaft Niedersachsen e.V. (LJN) auf der heute in Hitzacker (Landkreis Lüchow-Dannenberg) stattfindenden Mitgliederversammlung der Landesjägerschaft. So banal dies klinge, habe man doch in der jüngeren Vergangenheit den Eindruck, dass dies in Vergessenheit geraten sei.
Als prominentestes Beispiel hierfür in Niedersachsen nannte er die im Oktober 2014 in Kraft getretene neue Jagd- und Schonzeitenverordnung: "Wir mussten leider feststellen, dass unsere konstruktiven Vorschläge die Fehlleistungen dieser neuen Verordnung betreffend, nicht berücksichtigt wurden", so Dammann-Tamke weiter. Die Ende April eingereichten Normenkontrollanträge gegen diese Verordnung seien Ergebnis dessen: "Wir hätten es uns anders gewünscht, aber letztlich blieb unseren Mitgliedern keine andere Wahl die massiven Einschränkungen – bar jeder wildbiologischen und fachlichen Nachvollziehbarkeit – gerichtlich überprüfen zu lassen."
Dass es auch und gerade in Bezug auf das Thema Artenschutz anders geht, beweisen zahlreiche erfolgreiche Projekte in Niedersachsen, in denen die Jägerinnen und Jäger federführend eingebunden sind. Über ein Dutzend Projekte widmen sich allein dem Thema Prädatorenkontrolle, also Beutegreiferbejagung, zum Wohle von Wiesenvögeln und anderen Leitarten der Feldflur. Mit Mitteln des Umweltministeriums und/oder der Unteren Naturschutzbehörden der Landkreise werden beispielsweise die Anschaffung von Fallen oder Personalkosten bezuschusst. Eines dieser Projekte: Das Biosphärenreservat Elbtalaue. Um zu verhindern, dass die Wiesenbrüterpopulation dort weiter absinkt, hat die Biosphärenreservatsverwaltung 20 Lebendfallen gekauft und diese an die Revierinhaber der Jägerschaft Lüchow-Dannenberg ausgeliehen.
"Erfolgreicher Natur- und Artenschutz geht nur mit den Jägern, nicht gegen sie - die Artenvielfalt zu erhalten ist unser ureigenes Interesse", kommentierte Dammann-Tamke die Novellierungen der Landesjagdgesetze in NRW und Baden-Württemberg, bei denen dieser zentrale Aspekt negiert worden sei. Das im Jahr 2001 von der damaligen SPD Regierung umfassend überarbeitete niedersächsische Landesjagdgesetz habe sich indes in dieser Hinsicht mehr als bewährt - sachlich fundiert und faktenorientiert in Abrede gestellt, habe dies auch noch niemand.
Betroffen gemacht habe neben den Inhalten auch der Umgang mit den Jägern in den benachbarten Bundesländern. "Niedersachsen ist Jägerland Nummer 1 in Deutschland. Gemeinsam mit den Anglern bilden wir die Mitte der Gesellschaft - wer das in Zweifel zieht verkennt die Sachlage und hat wahrscheinlich schneller eine Großkundgebung vor der Haustür als er vielleicht denkt", so Dammann-Tamke mit Blick auf die Mitte März stattgefundene Demonstration von 15.000 Jägerinnen und Jäger vor dem Düsseldorfer Landtag. "Wir wollen ein solches Szenario für Hannover keineswegs heraufbeschwören, aber klar ist, Novellierungsbestrebungen an uns vorbei, werden wir nicht einfach hinnehmen."
Jägerland Niedersachsen: Jeder 130 Niedersachse ist Jäger, im Bundesdurchschnitt ist es jeder 218 Einwohner (Bundesweiter Spitzenwert). 2.926 Aspiranten haben im Jahr 2014 die Jägerprüfung in Niedersachsen erfolgreich abgeschlossen – auch dies ist bundesweit der Spitzenwert. Die Landesjägerschaft Niedersachsen e.V. vertritt die Interessen von über 53.000 der etwa 60.000 Jägerinnen und Jägern in Niedersachen. Seit über 30 Jahren ist die LJN anerkannter Naturschutzverband - einer der größten in Niedersachsen. Mit Projekten wie der Wildtiererfassung Niedersachsen (WTE) oder dem Wolfsmonitoring liefert sie seit Jahren anerkanntes, wissenschaftlich fundiertes Datenmaterial über die Wildtiere in Niedersachsen.