Harsefeld (dpa/lni 08.11.2020) - Für die Abwehr der Afrikanischen Schweinepest (ASP) ist eine erfolgreiche Wildschweinjagd in diesem Herbst nötig.
«Jedes Wildschwein, das wir jetzt nicht erlegen, produziert rechnerisch bis zum kommenden Sommer mindestens drei Nachkommen», sagte der Präsident der Landesjägerschaft Niedersachsen, Helmut Dammann-Tamke, der Deutschen Presse-Agentur. In der Zeit von Anfang November bis zum 20. Dezember werde seiner Einschätzung nach 70 bis 80 Prozent der Wildschweinstrecke eines ganzen Jahres erlegt.
Deshalb werde trotz der derzeitigen Corona-Beschränkungen gejagt. «Es ist schon im Frühjahr festgestellt worden, dass die Jagd systemrelevant ist.» Auch die Jäger müssten bei Gesellschaftsjagden die Corona-Regeln befolgen. Abstand, Hygienekonzepte und Teilnehmerlisten seien vorgeschrieben, sagte Dammann-Tamke.
Die Afrikanische Schweinepest ist aus Polen auf Wildschweine in Brandenburg und Sachsen übergesprungen. Weil Deutschland damit nicht mehr ASP-frei ist, entfallen schon jetzt wichtige Exporte mit einem Milliardenschaden für die Fleischindustrie. Die Wildtiere können die Tierseuche bei Kontakt auf Hausschweine übertragen.
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Harsefeld (dpa/lni 08.11.2020) - Für die Abwehr der Afrikanischen Schweinepest (ASP) ist eine erfolgreiche Wildschweinjagd in diesem Herbst nötig.
Das sagte der Präsident der Landesjägerschaft Niedersachsen, Helmut Dammann-Tamke, in einem Interview der Deutschen Presse-Agentur. Der Bestand drohe sonst überhand zu nehmen. Das Schwarzwild kann die gefährliche Tierseuche auf Hausschweine übertragen.
Frage: Herr Dammann-Tamke, warum dürfen die Jäger im November trotz des Teil-Lockdowns weiter auf die Pirsch gehen?
Antwort: Also, bei Gesellschaftsjagden müssen auch die Jäger die Corona-Regeln einhalten - Abstand, Hygienekonzepte, Teilnehmerlisten. Aber es ist schon im Frühjahr festgestellt worden, dass die Jagd systemrelevant ist. Hintergrund ist die Seuchenprävention, um vor allem den Wildschweinbestand zu senken. Und da ist die Zeit vom 1. November bis zum 20. Dezember am wichtigsten. Dann werden nach meiner Schätzung 70 bis 80 Prozent der Wildschweinstrecke des Jahres erlegt.
Frage: Das heißt, es geht um die Abwehr der Afrikanischen Schweinepest (ASP), die auf Deutschland übergesprungen ist?
Antwort: Es gab schon im vergangenen Jagdjahr eine Rekordstrecke von etwa 70 000 Tieren. Aber jedes Wildschwein, das wir jetzt nicht erlegen, produziert rechnerisch bis zum kommenden Sommer mindestens drei Nachkommen. Die Ausbrüche von ASP in Brandenburg und Sachsen haben schon Milliardenschäden für die Fleischbranche verursacht. Es kann zwar Jahre dauern, bis dieses Virus unser Land erreicht. Aber es wäre schlimm, wenn dieser Erreger in der Schwarzwild-Population im Westen Niedersachsens ausbricht, wo große Schlachthöfe sind.
Frage: Wenn so viel Wildfleisch geschossen wird, wie sieht es dann mit dem Absatz aus?
Antwort: Das ist schwierig beim Wildschwein wie beim übrigen Wild, weil Restaurants und Gastwirtschaften geschlossen sind. Es ist schwer, vernünftige Preise zu erzielen. Bei der Direktvermarktung läuft es eher besser als sonst. Die Leute müssen ja zuhause bleiben, sie kochen gern mit der Familie, da ist das eine willkommene Abwechslung. Aber der Großhandel mit Wildfleisch hat es schwer.
Frage: In Corona-Zeiten sind mehr Menschen in der freien Natur, im Wald unterwegs. Schafft das den Jägern Probleme?
Antwort: Früher waren die Menschen viel mehr draußen. Es ist gut, dass das wiederkommt. Ich habe volles Verständnis dafür, dass unter Corona die Freizeitaktivitäten in der Natur zunehmen. Aber es bringt natürlich auch Unruhe in die Natur. Die wildlebenden Tiere brauchen Rückzugsgebiete im Wald, im Schilf und Busch. Und deshalb sollten die Menschen sich an die Regeln halten und auf den Wegen bleiben.
Zur Person: Helmut Dammann-Tamke (59) ist Landwirt in Harsefeld im Kreis Stade, zugleich gehört er für die CDU dem Landtag in Hannover an. Im Ehrenamt ist er seit 2008 Präsident der Landesjägerschaft Niedersachsen. Auch seine Frau und drei Kinder gehen auf die Jagd.