In Niedersachsen leben durchschnittlich 11 Feldhasen pro Quadratkilometer – mit Blick auf die vergangenen Jahre bleibt der Hasenbesatz in Niedersachsen damit stabil. Diesen Wert aus der Wildtiererfassung Niedersachsen (WTE) veröffentlichte die Landesjägerschaft Niedersachsen e.V. (LJN) am heutigen Tage. Seit Anfang der 90er Jahre führt die Landesjägerschaft gemeinsam mit dem Institut für Terrestrische und Aquatische Wildtierforschung (ITAW) im Rahmen der Wildtiererfassung Niedersachsen wissenschaftlichen Standards entsprechende Scheinwerferzählungen durch. Die so ermittelten Werte bilden die valide Datengrundlage für die Besatzzahlen des Feldhasen.
„Ein trockenes Frühjahr schafft für die Hasen gute Ausgangsbedingungen – nasskaltes Wetter zu dieser Jahreszeit setzt den Junghasen dagegen erheblich zu“ so Dr. Egbert Strauß, Wildbiologe der Landesjägerschaft Niedersachsen und Experte für den Feldhasen. Im vergangen Jahr war beides zu beobachten: Dem warmen und trockenen März folgten Kälteeinbrüche in der zweiten Aprilhälfte. Nicht nur das Wetter ist allerdings für die Langohren von Bedeutung: „Entscheidend für den Feldhasen sind neben der Witterung auch die Qualität des Lebensraums und der Einfluss der Fressfeinde“, so Strauß weiter.
Hasen reagieren sensibel auf Veränderungen in der Kulturlandschaft. Sie benötigen strukturreiche Lebensräume mit nahrhaften Wildkräutern und Gräsern sowie ausreichend Rückzugsmöglichkeiten. „Eine gute Nahrungsgrundlage bildet die beste Voraussetzung damit die Häsinnen ihre fettreiche Milch – mit einem Anteil von etwa 23 bis 25 Prozent, eine der fettreichsten innerhalb der Familie der Säugetiere – produzieren zu können“, so der LJN-Wildbiologe. „Das ist wichtig, damit die Junghasen ausreichend Energie aufnehmen können, um schnell zu wachsen und eine gute Fitness und ein starkes Immunsystem zu entwickeln.“
Nicht nur die Lebensraums- und Witterungsbedingungen, auch Raubsäuger wie Fuchs und Marder haben erheblichen Einfluss auf die Hasenpopulation: Neben dem Anlegen und dem Erhalt kräuterreicher Randstreifen, Arten- und strukturreiche Felder und Wiesen ist daher ein intensive Bejagung dieser und anderer Fressfeinde wichtig, um die Besätze des Feldhasen zu stützen.
Unterschiede gibt es auch in den verschiedenen Regionen Niedersachsens: Im Norden und Nordwesten, traditionellen Hasenhochburgen, sind Besätze von bis zu 75 Feldhasen pro Quadratkilometer keine Seltenheit – in eher waldreichen Gebieten im Süden Niedersachsens sind die Besatzzahlen dagegen deutlich geringer.
Über Zählungen und Bestandseinschätzungen werden im Rahmen der WTE Jahr für Jahr neben dem Feldhasen auch kontinuierlich verschiedene Wildtierarten von den Jägerinnen und Jägern in Niedersachsen erfasst. So entstehen flächendeckend langjährige und fundierte Daten und Zahlenreihen die die Populationsentwicklungen nicht nur des Feldhasen, sondern vieler andere heimischer Wildarten wiedergeben. Die WTE ist damit Vorbild für viele andere Wildtiererfassungsprogramme geworden – unter anderem das Wildtierinformationssystem der Länder Deutschlands (WILD).