Anton Koehler verstorben
Die Landesjägerschaft Niedersachsen trauert um ihren Ehrenpräsidenten
Die Nachricht vom Tode unseres Ehrenpräsident Anton Koehler macht uns alle gleichermaßen betroffen. Viele Freunde und Bekannte werden sich gerne und mit dem Gefühl tiefer Dankbarkeit und Verbundenheit an die gemeinsame Zeit zurückerinnern, in der er in seinen verschiedenen Funktionen für die Belange von Jagd und Jägern eingetreten ist.
Auf die Frage, wie er sich und sein Leben kurz beschreiben würde, sagte er einmal: „Ich bin Bauer und Waldbesitzer, Jäger, Naturschützer und Christ.“ Dieses Credo prägte ihn und steht sinnbildlich für sein Schaffen, sein Werden und Wirken. Die Jagd war stets ein fester und bestimmender Teil seines Lebens – die Jagd so wie er sie verstanden hat: „Waidgerechtes Jagen beinhaltet Tierschutz, Naturschutz, die Schießkunst und Kenntnisse aller Dinge des Lebens in der Natur.“ Auch dies ist ein Bekenntnis, das Jägergenerationen geprägt hat und auch in Zukunft prägen wird!
Nichtweniger Spuren hinterlassen wird sein verbandliches Engagement auf Jägerschafts- Landes- und Bundesebene: Über 40 Jahre stand er im Dienste der Jägerschaft und setzte sich mit großer Passion – und wo nötig – mit der gebotenen Vehemenz für die Belange von Jagd und Jägern ein. Für Anton Koehler war es selbstverständlich, dass er auch hier Verantwortung übernahm. 1963 wurde er Stellv. Vorsitzender der Jägerschaft Uelzen, 1977 dann auch Kreisjägermeister. Dieses Amt übte er bis zum Jahr 2002 aus. Im LJN-Präsidium wirkte er von 1983 bis 1996; in der Zeit von 1988 bis 1996 lenkte er die Geschicke des Verbandes als Präsident.
Verbunden mit der Aufgabe des Präsidenten der Landesjägerschaft war auch die Mitwirkung in den Führungsgremien des DJV. So war er in der Zeit von 1991 bis 1999 Vizepräsident des Deutschen Jadschutzverbandes. Aufgrund seiner besonderen Verdienste um die Jagd in Niedersachsen und darüber hinaus für sein ehrenamtliches Engagement in den verschiedensten Bereichen der Kommunalpolitik, der Kirche und berufsständischen Organisationen erhielt er im Jahr 1995 das Bundesverdienstkreuz. Nach seinem Ausscheiden als Präsident der Landesjägerschaft 1996, wählten ihn die Jäger Niedersachsens zu Ihrem Ehrenpräsidenten.
Über all diesen Ehrungen und Auszeichnungen – er hat im Laufe seines Lebens viele weitere erhalten – steht das, was ihn als Mensch auszeichnete: Herzenswärme und die ihm eigene Zuversicht und Fröhlichkeit, die alle, die mit ihm im Verband zu tun hatten, schätzten, inspirierten und motivierten: „Ein Präsident mit Herz und Schnauze“ – eine oft gehörte Charakterisierung unseres Ehrenpräsidenten die im besten Sinne stimmte. Unvergessen auch seine ganz persönliche Art wie er die eigene bewegte Biographie darzustellen vermochte.
Anton Koehler war in jedem Metier zuhause – ob in der Politik, im Verband oder bei seinen unzähligen öffentlichen Auftritten: sein Wort war gefragt – sein Wort galt. Er war stets ein gern gesehener und hochgeschätzter Gesprächspartner dessen Meinung zählte bei Ministern und Verbandsvertreten gleichermaßen – für Jagd und Jäger Niedersachsens konnte er so Vieles erreichen. Bis in die jüngste Vergangenheit hinein ließ er es sich nicht nehmen, unsere Veranstaltungen zu besuchen: Mitgliederversammlungen, die Frühjahrsseminare für unsere Funktionsträger oder unser traditionelles „Ehemaligentreffen“ – für unseren Ehrenpräsidenten waren Termine wie diese gesetzt.
Innerverbandlich schaffte er es, das „Wir-Gefühl“ der Jäger zu stärken. Beispielhaft und unvergessener Ausdruck dessen bleibt uns allen der Bundesjägertag in Stade im Jahr 1991 in Erinnerung. Mehrere Tausend Jäger bevölkerten die Innenstadt von Stade – Schulter an Schulter standen sie genau für dieses „Wir-Gefühl“, dass Anton Koehler so wichtig war und das er maßgeblich prägte. Der Verband mit seinen Jägerschaften und Hegeringen war für ihn weit mehr als „nur“ eine Organisationseinheit – das spürten die Mitglieder, wenn er auf seinen vielen Besuchen bei der Basis für zeitgemäßes und waidgerechtes Jagen warb.
In seiner Zeit als Präsident der Landesjägerschaft Niedersachsen fallen bedeutsame Ereignisse. Allen voran die Wiedervereinigung Deutschlands und damit einhergehend auch die Schaffung neuer jagdverbandlicher Strukturen in den „neuen Bundesländern“. Viele vor Ort Besuche fallen in diese Zeit – insbesondere bei der Neugründung des LJV Sachsen-Anhalt war Anton Koehler wertvoller Ratgeber und „Geburtshelfer“ zugleich.
Für uns Niedersachsen wird sein Name zudem auch unverrückbar mit der Wildtiererfassung in Niedersachsen (WTE) in Verbindung bleiben. Die Grundsteinlegung und ersten Schritte dieses Erfolgsprojektes, das in der Zwischenzeit zum Vorbild für viele andere Wildtiererfassungssysteme wurde, ist fest mit seinem Namen verbunden. Wegweisend sein Plädoyer für dieses Programm, dessen Notwendigkeit er früher erkannte als andere und von dessen erfolgreicher Umsetzung wir Jäger in Niedersachsen bis heute profitieren.
Das Jagdliche Schießen lag ihm besonders am Herzen. Bis ins hohe Alter war er ständiger Gast auf dem Schießstand. Auch als er nicht mehr aktiv an Meisterschaften teilnahm, blieb er dieser Passion treu: so gehörte er noch bis in die jüngste Vergangenheit zum Teilnehmerkreis beispielweise des Jagdlichen Schießen der Abgeordneten des Niedersächsischen Landtags. Dass er ein Könner mit der Waffe war, bewies er natürlich auch auf den Jagden, wo er stets ein gern gesehener Gast war. Ihm entging keine Bewegung im Treiben – bot sich die Möglichkeit des Schusses, so war die Beute fast gewiss.
Als Vizepräsident des Deutschen Jagdschutzverbandes hatte Anton Koehler stets ein gewichtiges Wort. Die Schwerpunkte seiner Arbeit hier waren die Bereiche Hege und Bejagung des Niederwildes, Jagd und Forstwissenschaft, die Kontaktpflege mit Waldbesitzerverbänden, Deutschem Forstwirtschaftsrat, dem Schützenbund der DEVA und den Waffen- und Munitionsherstellern sowie das Jagdliche Schießwesen. Ein gleichermaßen breites wie bedeutsames Tätigkeitsfeld, das nicht nur seinen Neigungen und Talenten entsprach sondern das er nachhaltig prägte – die niedersächsischen Interessen hat er dabei immer gewahrt.
Auch über die Jagd hinaus setzte sich Anton Koehler erfolgreich für den Ausgleich unterschiedlicher Interessen zum Erhalt eines stabilen Naturhaushaltes ein. Sein Engagement für den landwirtschaftlichen Berufsstand beispielsweise, erstreckte sich vom langjährigen Vorsitzenden der Viehverwertung in Bevensen über den Vorstandsvorsitz in der Waldmärkerschaft Uelzen e.V. bis hin zum Vorsitzenden der Arbeitsgemeinschaft des Hannoverschen Forstverbandes. All seine Ehrenämter füllte er mit viel Engagement und Wissen aus – dabei stets im Blick: das Werben für ein zeitgemäßes Naturschutzhandeln.
Bis zu seinem 90sten Geburtstag im Mai 2016 vital und voll im Leben stehend, ist es aufgrund einer schweren Krankheit danach ruhiger um ihn geworden. Am 6. Februar 2018 schloss Anton Koehler für immer seine Augen. Unter großer Anteilnahme der Bevölkerung und vieler ehemaliger und noch aktiver Funktionsträger sowie Freunden und Bekannten wurde er am 16. Februar zu seiner letzten Ruhestätte geleitet. Ein letztes Mal ertönte ihm zu Ehren an seinem Grab das Halali.
Wir haben eine große Persönlichkeit, einen herausragenden Funktionsträger und einen guten Freund verloren. Wir werden ihn vermissen.
Die niedersächsischen Jägerinnen und Jäger werden ihn stets ein ehrendes Andenken bewahren.
Helmut Dammann-Tamke
Präsident der Landesjägerschaft Niedersachsen e.V.