Mitte Juli beginnt die Blattzeit – die Paarungszeit beim Rehwild: Die steigenden Temperaturen befeuern den Fortpflanzungstrieb und sorgen für erhöhte Aktivität bei den Wildtieren. Gerade während dieser Zeit überquert das Rehwild daher oft auch am helllichten Tage urplötzlich die Straße. Die Landesjägerschaft Niedersachsen e.V. (LJN) weist daher auf die aktuell erhöhte Gefahr von Wildunfällen hin und bittet alle Verkehrsteilnehmer um erhöhte Rücksichtname.
25.746 Unfälle mit Rehwild auf Straßen und Schienen gab es im Zeitraum vom 1. April 2011 bis zum 31. März 2012 – dem sogenannten Jagdjahr – in Niedersachsen. Im Vergleich zum vorhergehenden Jagdjahr entspricht dies einem Rückgang von gut 2.360 Verkehrsunfällen mit Rehen. Keinesfalls ein Grund zur Entwarnung: Präventionsmaßnahmen bleiben das A und O. „Unsere Jägerschaften im ganzen Land engagieren sich sehr intensiv beim Thema Wildunfallvermeidung – häufig in enger Zusammenarbeit mit den Landkreisen“, so Helmut Dammann-Tamke, Präsident der Landesjägerschaft Niedersachsen. „Von elektronischen Warnanlagen über das Aufstellen von Dreibeinen, die Wildunfallstellen kennzeichnen, bis zum Anbringen von speziellen Wildwarnreflektoren an Leitpfählen – wann immer Verkehrsteilnehmer solche Maßnahmen am Straßenrand sehen, heißt es Fuß vom Gas“, so Dammann-Tamke weiter.
Normalerweise hält sich das Rehwild von Verkehrswegen fern, während der Paarungszeit folgt es aber hauptsächlich den Hormonen – es ist buchstäblich blind vor Liebe. Ein oft über mehrere Tage und kilometerlang andauerndes Paarungsritual, bei dem das weibliche Rehwild den Rehbock immer wieder anlockt und dann flüchtet, erhöht die Gefahr von Kollisionen enorm. Straßen werden während dieser intensiven Lockflucht nicht als Gefahrenquelle wahrgenommen. Verkehrsteilnehmer müssen daher bis Mitte August auch in Bereichen ohne Warnschild für Wildwechsel vermehrt mit plötzlich auftauchendem Rehwild rechnen. Besonders groß ist die Gefahr an unübersichtlichen Straßenabschnitten entlang von Wäldern und Feldern.
Verschärfend kommt die anstehende Erntezeit hinzu. Innerhalb weniger Tage verändert die Landschaft ihr Gesicht: Getreidefelder, die vor kurzem noch Schutz und Deckung boten, verwandeln sich in Stoppelfelder. Dieser `Ernteschock` raubt dem Wild nicht nur die Deckung, sondern die zum Teil bis in die Nacht andauernden Erntevorgänge, beunruhigen das Wild zusätzlich.
Was ist zu tun wenn es zu einem Wildunfall gekommen ist?
Die Unfallstelle sichern und die Polizei benachrichtigen! Diese nimmt den Unfall auf und wird den zuständigen Jäger informieren. Wichtig: Auch wenn Wildtiere nach einem Unfall vermeintlich unverletzt flüchten unbedingt die Polizei oder den Jäger informieren – aus Tierschutzgründen. Mit ihren speziell ausgebildeten Jagdhunden finden Jäger verletzte Wildtiere und können sie von ihrem Leid erlösen.