Der Hördener Gemeindevorsteher Kirbach schrieb im Juni 1912 Jahren dem Gastwirt Schwindt auf Aschenhütte ein Attest, in dem er deutlich machte, dass gemeindeseitig nichts gegen das Vorhaben der Forstschutzbeamten der Königlichen Oberforsten Herzberg und Lonau und anderer einzuwenden wäre, sich hinter der Aschenhütte in der Schussrichtung auf einen alten verfallenen Steinbruch am Hausberg im Scheibenschießen zu üben. Dies ist der erste schriftliche Hinweis, dass auf Aschenhütte geschossen werden darf. Daher konnte jetzt das 100jährige Bestehen des Schießstandes Aschenhütte gebührend gefeiert werden.
Eingeladen dazu hatte die Jägerschaft des Kreises Osterode. Unter den vielen Gästen waren Karl Heinz Hausmann (MdL) als Vertreter der Verwaltung des Landkreis Osterode und Hans Walter Rusteberg, Leiter der Polizeiinspektion Northeim/Osterode. Die Bürgermeisterin von Elbingerode, Karin Wode, und Hördens Bürgermeister Harald Reinhardt hatten es sich ebenfalls nicht nehmen lassen an der kleinen Feierstunde teilzunehmen. Die beiden ehemaligen Vorsitzenden der Jägerschaft, Walter Voeth und Henning A. Wallmann waren auch der Einladung gefolgt. Der Ehrenvorsitzende der RK Hörden, Willi Barke und der 1. Vorsitzende, Thorsten Noth waren ebenso da wie Willi Armbrecht als Vorsitzender der Feldmarksinteressentenschaft und Kruse vom Schießsportclub. Schließlich schießen die Hördener Reservisten dort bereits seit 1976 und der Schießsportclub des Landkreises schon seit 1968. Die Hördener Reservisten unterstützen außerdem alle vier Jahre die beiden Offizien aus Elbingerode und Hörden bei der Durchführung der Schießen zu den Schützenfesten beider Gemeinden. Dafür sprachen Karin Wode und Harald Reinhard der Jägerschaft und den Reservisten ein herzliches Dankeschön aus.
Der Vorsitzende der Forstgenossenschaft Hörden Karl Heinz Ueberschär, bedankte sich für die stets gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit der Jägerschaft. Der Forstgenossenschaft Hörden gehört das Gelände, auf dem der Schießstand Aschenhütte heute steht. Die Jägerschaft hat dieses Gelände gepachtet. Weitere Nutzer sind neben der Jägerschaft, die Hördener Reservisten, der Schießsportclub und die beiden Büchsenmacher Axel Annacker und Reinhard Biallas.
Bevor aber die Grußworte zu vernehmen waren, führte der erste Vorsitzende der Jägerschaft des Kreises Osterode, Dr. Karl Schumann, durch die Entstehungsgeschichte des Schießstandes.
Nachdem seitens der Gemeinde Hörden vor 100 Jahren keine Bedenken gegen das Schießen erhoben wurden, stellte Gastwirt Schwindt von der Aschenhütte einen Tag später unter Vorlage des Attestes beim Königlichen Landratsamt in Osterode den Antrag, „sich an einem Nachmittag der Woche im Schießen nach der Scheibe üben zu dürfen.“ Wieder nur einen Tag später wies der Regierungsassessor König von Osterode aus die Gendarmerie Station in Herzberg an, das fragliche Gelände in Bezug auf die Sicherheit beim Schießen und für den Fußgängerverkehr zu besichtigen. Der Antragssteller hatte dazu eine Skizze des Terrains beizubringen.
Der Tagesrhythmus wurde weiter eingehalten, denn wieder einen Tag später teilte Gendarmerie Wachtmeister Eggeling dem Landratsamt mit, dass die Sicherheit für Fußgänger wohl durch das Schießen an angegebener Stelle nicht gefährdet werde. Nun dauerte es acht Tage, bis das Königliche Landratsamt die Erlaubnis an den Antragsteller schickte, auf Aschenhütte schießen zu dürfen. Bis 1927, als der Wirt Heimfoth der Aschenhütte, eine Zeitungsannonce für ein großes Preisschießen aufgegeben hatte, gibt es wenig Informationen über den Schießstand. Übrigens wartete vor 85 Jahren auf den besten Schützen ein Geweih-Kronleuchter. Spätestens nach dem Zweiten Weltkrieg wurde laut Dr. Schumann allerdings der ursprüngliche Schützenplatz aufgegeben. Die Jägerschaft des Kreises Osterode am Harz pachtete 1955 von der Forstgenossenschaft Hörden das Gelände, auf dem der heutige Schießstand Aschenhütte steht. Diese Anlage wurde in den Jahren 1956 und 1957 unter dem damaligen Vorsitzenden Wilhelm Stollberg erbaut und bestand zuerst aus zwei 100m Kugelständen, einem „laufenden Keiler“, einem 50m Kleinkaliberstand, einem Klapphasenstand und je einem automatischen Trab- und Skeetstand für das Wurfscheibenschießen. Diese beiden Wurfscheibenanlagen wurden 1970 unter dem ehemaligen Vorsitzenden Walter Voeth an der heutigen Stelle neu gebaut. In den Jahren von 1979 bis 1981 konnte die Stahlkonstruktion des laufenden Keilers erneuert werden, die Klapphasenanlage erhielt eine zweite Bahn und der 100m Kugelstand wurde auf die bis heute genutzten vier Bahnen erweitert.
Während der Amtszeit von Dieter Wedemeyer als erster Vorsitzender der Jägerschaft, wurde 1996 der Kugelfang der vier 100m Bahnen auf den technisch neusten Stand gebracht und der Anbau am Schützenhaus errichtet.
Wedemeyers Nachfolger, Henning A. Wallmann, leitete ab 2005 umfangreiche Instandsetzungsarbeiten am Bunker der Trapanlage ein und ließ die lange Eisentreppe zum „laufenden Keiler“ bauen. Bis heute wird der gesamte Stand regelmäßig gewartet, laufend renoviert. Schließlich muss er den neuen Vorgaben bei der Ausbildung der Jäger weiter angepasst werden.
„Eines der obersten Anliegen von uns Jägern ist es, das Wild bei der Jagd schnell und sicher zu erlegen und ihm jegliche Form von Schmerz und Leid zu ersparen“, so Dr. Schumann. „Der sichere Umgang mit der Waffe ist hierfür zwingend erforderlich. Beim jagdlichen Übungsschießen erhalten und verbessern die Jägerinnen und Jäger ihre Treffsicherheit und erfüllen damit die öffentlichen Sicherheitsinteressen und die Forderungen des Tierschutzes bei der Jagd. Daher benötigen wir Jäger im Landkreis Osterode den Schießstand in Aschenhütte“.
Claus-Wilhelm Deig, Kreisjägermeister und Vorsitzender der Jägerprüfungskommission betont, dass die Schießstände eine weitere wichtige Funktion bei der Ausbildung der jungen Jäger erfüllen: „Der sichere Umgang mit Flinte und Büchse ist zwingende Voraussetzung für das Bestehen der Prüfung. Während der Schießausbildung wird den Jagdscheinanwärtern der sichere Umgang mit Waffe und Munition fundiert vermittelt. Die Sicherheit steht dabei immer im Vordergrund! Das Wissen wird am Ende der Ausbildung im Prüfungsfach "Jagdliches Schießen" auf dem Schießstand abgeprüft.“
Text: Bordfeld