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News aus der Welt der Jägerei

Seit wachsam im Herbst.

Schlafverhalten von Schalenwild – Immer wachsam?

Wie lange döst Reh, Sau oder Hirsch eigentlich? Burkhard Stöcker erklärt die verschiedenen Ruhebedürfnisse unserer Schalenwildarten. 
Mitte August, Feistzeit. Ich pirsche den mit alten Kiefern bestandenen Walddünengrat zwischen zwei Seen entlang. Es ist heiß. Die Sonne hat ihren Zenit jedoch schon überschritten, als ich im Weidendickicht unterhalb von mir Stangenschlagen höre. Ich hocke mich an den Fuß einer Altkiefer und warte. Nach wenigen Minuten taucht ein braver Hirsch aus den Weiden auf: ein mittelalter, starker Vierzehnender mit gewaltiger Auslage. Kaum wage ich zu atmen, geschweige denn, mich zu bewegen – zu nah ist er.

Der Wind steht sehr günstig, der Hirsch ist vertraut. Nur gelegentlich sichert er zurück ins Weidendickicht, aus dem das Schlagen anderer Geweihter zu hören ist. Der Hirsch beginnt, sich mit dem Geweih den Rücken zu massieren und kratzt sich mit den Schalen hinter den Lauschern. Nach zehn Minuten tut er sich nieder, nach weiteren fünf Minuten legt er das Haupt flach auf den Boden und schließt die Lichter.

Kurze Zeit später neigt er das Haupt und verlagert das Gewicht auf die rechte Stange – er scheint nun eingeschlafen zu sein. Regungslos hocke ich am Fuße der Kiefer, einen schlafenden Hirsch kaum 15 Meter neben mir. Nach knapp einer halben Stunde wechselt ein Trupp junger Hirsche polternd neben mir durch die Dünen und nimmt ihn mit.

Die größten Schlafmützen

Schlafen wie ein Murmeltier, ein Bär oder ein Siebenschläfer – der Volksmund kennt viele Redewendungen, die unseren Schlaf mit dem von Tieren vergleichen. Der Schlaf hat bei Säugetieren und Vögeln grundsätzlich zwei Bedeutungen: Erstens werden ganz schlicht die Batterien wieder aufgeladen. Schlaf dient der Erholung von Körper und Geist. Zweitens dient er aber auch der Tarnung: durch das Sich-nicht-von- der-Stelle-rühren ist die Wahrscheinlichkeit, von Feinden entdeckt zu werden, geringer als in der Bewegung.

Wir Menschen schlafen im Durchschnitt acht Stunden. Tief- und Leichtschlafphasen wechseln einander ab, und etwa alle 90 Minuten wird eine Traumphase eingeschoben. Faultiere halten – wenig überraschend – mit zwanzig Stunden Schlaf pro Tag den Rekord im Tierreich. Manche Fledermausarten schlafen immerhin noch 19 Stunden, und Kaninchen knapp zehn Stunden. Spitzmäuse müssen, um ihren hohen Energiebedarf zu decken, praktisch immer auf Nahrungssuche sein – schlafen gibt es bei ihnen faktisch nicht.

Klassische Fluchttiere wie alle unsere Schalenwildarten, die potenziell ständig auf der Hut sein müssen, haben in der Regel einen kurzen und/oder einen leichten Schlaf. Tierarten ohne klassischen Räuberdruck wie beispielsweise Elefanten oder Löwen haben vergleichsweise deutlich längere Schlafphasen. Doch wie ist das Schlafverhalten unseres heimischen Schalenwilds? Hoher Jagddruck, andere Störungen sowie die Anwesenheit von Wölfen hinterlassen im Schlafverhalten dieses Wilds deutliche Spuren. Bei jeder Tierart gibt es artspezifische Schlafrituale: Wir kennen das von unseren Hunden, die oft im Boden scharren und sich einmal um die eigene Achse drehen, bevor sie sich zum Schlafen niedertun.

Auch kennen wir die verschiedensten Schlafhaltungen wie gestreckte oder eingerollte Seitenlage oder auch Bauchlage. Schlaf und Ruhe sind lebenswichtige Verhaltensweisen, und moderne Hege bedeutet auch, dem Wild diese Rückzugsmöglichkeiten zu erhalten. In erster Linie, indem wir diese Lebensräume bewahren, die dem Wild jene Rückzugsmöglichkeiten bieten, und indem wir so jagen, dass auch Schlaf- und Ruhephasen nicht zu kurz kommen.

Schlafverhalten von Rehwild

Rehe schlafen nur sehr kurze Zeit: Im Sommer durchschnittlich ein bis zwei Stunden pro Tag; im Winter erhöht sich das Schlafbedürfnis auf zwei bis vier Stunden. Dabei fallen sie höchstens für ein paar Minuten in den sogenannten paradoxalen Schlaf. Dies ist eine narkoseähnliche Schlafform, in der das Wild für äußere Reize praktisch völlig unempfindlich ist. Gerüche, Laute und Berührungen werden während dieser kurzen Zeit nicht wahrgenommen.

Diesen paradoxalen Schlaf, der auch als Intensivschlaf bezeichnet wird, haben viele Fluchtsäuger und somit auch unser Schalenwild. Rehe schlafen grundsätzlich in der Bauchlage mit unter den Bauch geschlagenen Läufen. Ein Ablegen des Haupts auf den Boden wie bei anderen Schalenwildarten gibt es bei Rehen grundsätzlich nicht. Zuweilen sieht man, dass sie ihr Haupt nach hinten auf den Körper legen.

Schlafverhalten von Rotwild

Bei Rothirschen sind die Schlafphasen nicht besonders ausgeprägt. Der eigentliche Schlaf dauert während des Frühlings und Sommers zwei bis zweieinhalb Stunden pro Tag. Im Herbst und Winter verdoppelt sich diese Zeitspanne. Auch das weibliche Rotwild schläft pro Schlafphase nur maximal zwölf Minuten paradoxal. Während dieser Phase, in der sich niemals alle Tiere des Rudels gleichzeitig befinden, sind auch beim Rotwild die Sinnesorgane soweit ausgeschaltet, dass Umweltreize nicht mehr wahrgenommen werden können.

Über die Anzahl der Schlafphasen im Verlauf von 24 Stunden gibt es bisher praktisch keine Angaben. Zu paradoxalen Schlafphasen kommt es aber vor allem während des Tages. Offenbar fürchtet Rotwild nachts Feinde stärker und verzichtet daher weitestgehend auf den Intensivschlaf. Schlafen und Ruhen finden so gut wie nie im Stehen statt, sondern meist in der Bauchlage, bei der die Läufe unter dem Körper liegen. In wasserreichen Einständen beobachtete ich jedoch während heißer Sommertage schon häufig, wie Rotwild im hüfthohen Wasser stand und mit geschlossenen Lichtern zu dösen schien.

Hat Rotwild festen Boden unter den Läufen, wird zum Schlafen das Haupt meist flach auf den Boden gelegt, das dann mit zunehmender Schlafintensität zur Seite dreht. Der Körper bleibt jedoch fast immer in der Bauchlage – Rotwild dreht sich also weder zum Ruhen oder Dösen noch zum Schlafen auf die Seite. Gerne werden zum Ruhen tiefbeastete Fichten aufgesucht. Dabei legt sich das Rotwild stets so, dass es mit dem Haupt in Richtung der wahrscheinlichsten Gefahrenregion liegt. Manchmal stützt das Wild dabei sogar das Haupt direkt am Stamm der Bäume ab.

Vom Rotwild wissen wir inzwischen, dass es im Winter den Stoffwechsel herunterfährt und in eine Art moderaten Winterschlaf fällt: bis auf eine Temperatur von 15 Grad Celsius in weiten Teilen des Körpers. Auch die Pulsrate verringert sich: hat Rotwild im Sommer einen Ruhepuls von um die 70 Schläge, so sinkt dieser während des Winters auf 30 bis 40 Schläge ab. In der Tat ein winterschlafähnliches Verhalten!

Schlafverhalten des Schwarzwilds

Sauen schlafen elf bis 15 Stunden pro Tag. Selbst wenn sie nur kurz ruhen, legen sie sich fast immer hin, dösen selten im Stehen. Für längere Pausen richten sie ein Lager her. Einzelne Schwarzkittel schieben sich dafür eine etwa körpergroße, flache Mulde aus. Sauen im Rottenverband hingegen bauen sich fast immer einen Kessel in Form einer Vertiefung. Gelegentlich ist es ein nicht allzu tiefes Loch, das meist in dichter Deckung angelegt wird. Kulturen, Wurzelteller oder dichtes Strauchwerk sind beliebte Kesselumfelder. Schlafkessel werden mit Polstermaterial aus Gras, Laub, Farn oder Schilf ausgelegt.

Oft findet man die Schlafzimmer an sonnigen und windgeschützten Stellen oder unter tief beasteten Nadelbäumen. Alte Keiler haben angeblich eine Vorliebe für luxuriöse Schlafkessel. Dachähnliche Zusatzkonstruktionen, wie bei den Wurfkesseln der Sauen üblich, finden sich aber selbst bei den Rentnerkesseln alter Keiler nur selten. Der Schlaf der Sauen wird über weite Strecken auch eher ein leichter sein, doch gibt es auch beim Schwarzwild paradoxale Schlafphasen, die gelegentlich durch lautes Schnarchen begleitet werden.

Im Winter schieben sich Sauen zum Ruhen oder Schlafen auch in Ameisenhaufen ein – wahrscheinlich, um die aus dem Staat aufsteigende Wärme zu nutzen. Sauen gehen bei der Erfüllung ihrer Schlafbedürfnisse wesentlich akribischer vor als alle anderen Schalenwildarten. Auch hier wird deutlich, dass das Schlafverhalten unserer Schwarzkittel auf einer höheren Entwicklungsstufe stehen – Sauen schlafen intelligenter!

Schlafverhalten von Gamswild

Auch unser Wissen vom Schlaf des Gamswildes ist dürftig. Telemetrische Studien lassen in der Mitte der Nacht einen Aktivitätsschub erkennen, so dass der nächtliche Schlaf zu dieser Zeit in jedem Fall unterbrochen wird. Auch tagsüber gibt es einige Schlafphasen, deren Länge und Intensität jedoch bisher nicht näher erforscht wurden. Die Ruhephasen liegen im Sommer bei 40 bis 50 Prozent des Tages,  im Winter bei 50 bis 60 Prozent.

Steinwild ruht auf Felsen

Beim Steinwild sind zahlreiche Ruhepositionen zu beobachten. Vor allem ist das Schlafverhalten bei älteren Böcken zu sehen, denen dabei das lange Gehörn sehr nützlich sein kann. Es wird entweder auf dem Rücken abgestützt oder aber auch zur Seite abgelegt. Steinböcke legen sich zum Ruhen und Schlafen auch gerne vollständig auf die Seite. Wie lange die eigentlichen Schlafphasen sind, ist auch beim Steinwild nicht exakt untersucht. Auch hier wird es jedoch, wie für Fluchttiere typisch, nur einen sehr kurzen Intensivschlaf geben. Auch bei in Rudeln lebendem Steinwild fallen niemals alle Stücke gleichzeitig in einen schlafähnlichen Zustand – immer sind Stücke mit offenen Lichtern zu beobachten.

Muffelwild schlafen wenig

Muffelwild ist ausgesprochen tagaktiv. In einem großen Wildpark wurden Mufflons beobachtet, die bis zu einer Dauer von 74 Stunden überhaupt nicht schliefen. Gründe für dieses Dauerwachsein sind bislang nicht hinreichend erforscht. Das Muffelwild scheint demnach wenig Schlaf zu benötigen; im Winter döst es jedoch bis zu drei Stunden pro Tag. Geschlafen und geruht wird vor allem offenbar in den Nachtstunden. Weiter gibt es eine Art Mittagsruhe zwischen 11.00 und 15.00 Uhr. Zum Schlafen wird die Bauchlage bevorzugt und das Haupt dabei flach auf den Boden gelegt. Ältere Widder stützen ihr Haupt praktischerweise durch die auf dem Boden aufliegenden Schnecken ab.

Muffelwild schlafen wenig

Muffelwild ist ausgesprochen tagaktiv. In einem großen Wildpark wurden Mufflons beobachtet, die bis zu einer Dauer von 74 Stunden überhaupt nicht schliefen. Gründe für dieses Dauerwachsein sind bislang nicht hinreichend erforscht. Das Muffelwild scheint demnach wenig Schlaf zu benötigen; im Winter döst es jedoch bis zu drei Stunden pro Tag. Geschlafen und geruht wird vor allem offenbar in den Nachtstunden. Weiter gibt es eine Art Mittagsruhe zwischen 11.00 und 15.00 Uhr. Zum Schlafen wird die Bauchlage bevorzugt und das Haupt dabei flach auf den Boden gelegt. Ältere Widder stützen ihr Haupt praktischerweise durch die auf dem Boden aufliegenden Schnecken ab.

Damwild ruhen auch im Stehen

Auch bei unserem heimischen Damwild gibt es allem Anschein nach, analog zum Rotwild, einen sehr kurzen Intensivschlaf. Gelegentlich wird auch im Stehen geruht oder gedöst. Interessant dabei ist, dass Damwild offenbar zum Schlafen und Ruhen dichte Dickungen meidet und eher übersichtlichere Stangenhölzer aufsucht. Dabei wird die Bauchlage bevorzugt, das Haupt wird – wenn überhaupt – nur für wenige Minuten auf den Boden aufgelegt. Schaufler legen allerdings das Haupt häufiger ab – offenbar auch, um die Halsmuskulatur zu entlasten. Seitliches Liegen mit einem Wegstrecken der Läufe kommt meist nur in Zusammenhang mit dem Sonnenbaden vor.

Ein Artikel von Jon Nitz Mai 2022

 

 

Wolfsrisse – Schäfer geben auf

Ein Artikel von Isabelle Nyari

Finanzielle, sowie emotionale Verluste und eine Politik, die nicht handelt: das Thema Wolf spaltet immer weiter. Ein Schäfer zieht nun seine Konsequenzen – und weitere werden folgen.

Bald täglich hört man neue Meldungen über Wolfsrisse. Schon lange hat sich das Raubtier bei uns in Deutschland wieder etabliert. Dass der Wolf Teil unseres Ökosystems ist, bestreitet auch keiner. Doch jeder andere Prädator wird reguliert, damit er sich nicht ungehindert ausbreiten und ökologische und ökonomische Schäden anrichten kann. Nur bei Kollege Isegrim zieht die Politik eine Grenze. Weiterhin bleibt er unantastbar. Die einzelnen Abschussfreigaben sind lediglich Tropfen auf einen heißen Stein – und Schüren den Ärger der Betroffenen.

Kulturgut durch den Wolf gefährdet

Die Schäferei gehört zu den ältesten Gewerben der Welt. Seit tausenden von Jahren hält der Mensch nun schon Weidetiere. Globalisierung und Massentierhaltung haben die Preise für Fleisch und Wolle in den Keller sinken lassen und erschweren den Tierhaltern das Auskommen. Trotz allem behaupten sich noch einige Schäfer. Oft im Nebenerwerb und mit teilweise höheren Kosten als Erlösen. Doch nun schleicht sich Resignation ein. Welchen Aufwand das Umstellen der Zäune kostet, bleibt hier nur am Rande erwähnt. Durch den Wolf, der nach Deutschland zurückgekehrt ist, und sich ungehindert vermehren und ausbreiten kann, stehen die Schäfer einer neuen Bedrohung ihrer Existenz gegenüber.

Mit dem Wolf kommen die Probleme

Abgesehen von menschlichen Existenzen und Nutztieren stellt der Wolf zusätzlich eine Bedrohung für den Naturschutz dar. Denn wer soll zukünftig Landschaftspflege betreiben, wenn die Schäfer sich gezwungen sehen, ihren Beruf aufzugeben? Ein Schäfer aus Elster hat über 300 Schafe durch den Wolf verloren – mehr als 60.000€ Schaden. Für ihn macht es keinen Sinn, diesen Beruf weiter auszuüben. Seine Tiere möchte er nun schweren Herzens verkaufen.

Ein jeder profitiert von dem Erhalt der Schäferei. Sei es die regionale Fleischversorgung, die Pflege wertvoller Biotope oder auch der Deichschutz – wenn die Politik nicht bald handelt, stehen wir größeren Problemen als Wolfsrissen gegenüber.