Lebensraum für Wildtiere und Insekten
Ausgewählte Wildacker- und Blühpflanzen-Mischungen und ihre Vorteile
Wildacker- und Blühstreifenmischungen haben einen hohen ökologischen Nutzen – sie bieten wertvollen Lebensraum für Wildtiere und Insekten und erhöhen die Attraktivität der Kulturlandschaft. Unter bestimmten Voraussetzungen können Landwirtinnen und Landwirte zudem finanzielle Förderungen für den Anbau solcher Mischungen erhalten.
Vor einigen Jahren hat die AGRAVIS auf Anregung der RWG Emsland-Süd eG, Lager Lünne, gemeinsam mit der Landesjägerschaft Niedersachen (LJN) und der Bezirksstelle der Landwirtschaftskammer Niedersachsen (LWK NDS) in Meppen verschiedene Mischungen entwickelt, die den förderrechtlichen Vorgaben für Brache- und Begrünungsstreifen entsprechen. Ziel war es, jagdliche, landwirtschaftliche und politische Interessen zu erfüllen. Dabei stand die Frage im Fokus, welche Pflanzen die Bodenfruchtbarkeit fördern und gleichzeitig dem Wild nutzen können. Im weiteren Verlauf integrierten die Entwickler Empfehlungen des Verbands der Hannoverschen Imker in ihre Arbeit. Die Expertise des Instituts für Bienenkunde in Celle floss ebenfalls in die Entwicklung mit ein. In regelmäßigen Treffen diskutieren die Fachleute, welche Mischungen oder Komponenten erfolgreich sind und welche neuen Ideen es auszuprobieren gilt. Die Zusammenarbeit mit Landwirten ist ein essenzieller Bestandteil des Prozesses. Die Entwickler testen die Mischungen in der Praxis, um sicherzustellen, dass sie den gewünschten Effekt erzielen.
Für 2024 empfehlen die Fachleute mit Blick auf die Pflanzenschutz-Anwendungsverordnung die Mischung LJ Gewässerrand. Diese gräserbetonte Mischung eignet sich gut zur Begrünung von Gewässerränder, ist sehr anspruchslos und sorgt für eine gute Bodendurchwurzelung. Letzteres dient vor allem dem Erosionsschutz. Als weidelgrasfreie Mischung wartet LJ Gewässerrand mit einem nennenswerten Anteil an kleinkörnigen Leguminosen auf. Der Leguminosenanteil unterstützt die Stickstoffversorgung der eingesetzten Gräser. LJ Gewässerrand enthält drei verschiedene Klee-Arten und bietet dadurch drei verschiedene Blühzeitpunkte, wodurch Insekten über einen längeren Zeitraum Nektar finden.
Die LJ RüSa ist in ihrer Zusammensetzung auf die speziellen Anforderungen der Agrarumweltmaßnahme „Buntbrache“ in NRW abgestimmt. Sie ist eine mehrjährige und vielfältige Brache-Mischung mit einer breiten Standorteignung. In der Kombination aus Blühpflanzen und Gräser-Komponenten wie Hafer, Waldstaudenroggen, Wiesenschwingel und Wiesenlieschgras bildet diese Mischung eine vielfältige Rückzugs- und Äsungsfläche, die auch vom Rehwild gerne angenommen wird. Neben den Gräsern tragen die kleinkörnigen Leguminosen mit ihrem Stickstoffaneignungsvermögen zur Ausdauer dieser Mischung bei.
Nach der Vorgabe von GLÖZ 8 sind Landwirte aufgefordert, einen Mindestanteil an nicht-produktiver Fläche nachzuweisen. Diese dürfen aktiv mit Mischungen begrünt werden. Nach späträumenden Hauptkulturen wie Mais empfehlen die AGRAVIS-Berater die LJ Spätsaat, die sich sowohl für Stilllegungen als auch als Zwischenfrucht eignet. Die Komponenten Winterraps und Winterrübse zeigen spät im Jahr noch vergleichsweise gute Pflanzenentwicklungen. Ihre Blüte im Frühsommer bietet eine attraktive Tracht, während der Grünroggen für Deckung und Äsung sorgt.
Im Rahmen der GAP 2023 wurden mit den Eco-Schemes einjährige, freiwillige Umweltmaßnahmen eingeführt. Zur Erfüllung der Anforderungen für Eco-Scheme 1b können Landwirt:innen auf den Einsatz von passenden Blühmischungen zurückgreifen. Wichtig zu beachten ist, dass es für jedes Bundesland spezifische Vorgaben für die Zusammensetzung geeigneter Mischungen gibt.
Die einjährigen Mischungen LJ Honigbrache (NDS, ST) und LJ Bee-Multi (NRW) sind jeweils in Niedersachen (NDS) und Sachsen-Anhalt (ST) beziehungsweise Nordrhein-Westfalen (NRW) im Rahmen des Eco-Scheme 1b förderfähig. Die LJ Honigbrache ist zudem auch noch einsetzbar für die Agrarumweltmaßnahmen der vergangenen GAP-Periode (BS 11/BS 12) in Niedersachsen und Bremen. Beide Mischungen enthalten große Anteile Buchweizen, Sonnenblume und Phacelia. Diese Arten bieten eine schnelle Anfangsentwicklung für gute Unkrautunterdrückung in Kombination mit einem langen Blühzeitraum und attraktiver Äsung. Koriander, Borretsch, Ringelblume und Dill ergeben ein schönes Bild, locken Wild an und verlängern den Blüh- und Äsungszeitraum.
Bei LJ Wildbrache (NDS) und LJ Immergrün (NRW) handelt es sich um die über- bis mehrjährigen Pendants, die jeweils in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen im Rahmen des Eco-Scheme 1b förderfähig sind. Diese Mischungen bieten Rückzugs- und Äsungsflächen für wild lebende Tiere und fördern damit die Artenvielfalt in der Agrarlandschaft. Insbesondere der hohe Anteil an kleinkörnigen Leguminosen trifft buchstäblich den „Geschmack“ der Wildtiere. Die LJ Wildbrache zeichnet sich durch die Rotklee-, Fenchel- und Steinkleeanteile aus. Der weiß- und gelbblühende Steinklee hat geringe Standortansprüche. Er ist wuchsfreudig und bietet luftigen Unterschlupf für das Niederwild. Insbesondere Federwild und Hasen erfreuen sich an der schnellabtrocknenden Deckung. Zudem blüht der Klee lange, was wiederum positiv für Insekten ist. Die Anteile an Winterraps und Winterrübse dienen vor allem im Zeitraum Januar bis März als wertvolle Äsungspflanze. Die LJ Immergrün ist eine kreuzblütlerfreie Mischung und eignet sich daher gut in einer Raps-Fruchtfolge. Die Komponenten Luzerne und Esparsette sind in dieser Mischung als mehrjährige Äsungspflanzen hervorzuheben. Sie sind Stickstoffsammler und haben eine besondere Lockwirkung aufs Wild. Die enthaltenen Malven und Ringelblumen sind exklusive Blüh- und Futterkomponenten.
Alle aufgeführten Mischungen sind bei Raiffeisen-Genossenschaften sowie Tochtergesellschaften und Beteiligungen der AGRAVIS erhältlich.
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Telefon 0251 . 682-2066, felix.boeddeling@agravis.de.