Am 16. Dezember 2024 fand im Forum des Niedersächsischen Landtag eine öffentliche Diskussionsveranstaltung unter dem Titel „Zwischen Tierschutz, Ökologie und Tradition – das Jagdgesetz fit für die Zukunft machen“ der Landtagsfraktion von Bündnis90/Die Grünen statt. Die Landesjägerschaft Niedersachsen (LJN) nahm diese Gelegenheit wahr, um ihre Position klar und fundiert zu vertreten. LJN-Präsident Helmut Dammann-Tamke betonte die zentrale Rolle der Jägerschaft für den Naturschutz, die nachhaltige Nutzung unserer Kulturlandschaft sowie den Erhalt der Artenvielfalt. Dass die Jägerschaft dabei auch Aspekte des Tierschutzes berücksichtige, sei eine Selbstverständlichkeit, so Dammann-Tamke. Neben dem LJN-Präsidenten und Niedersachsen Landwirtschaftsministerin Miriam Staude, nahmen auch je ein Vertreter des Landestierschutzbundes, des NABU Niedersachsen und der Niedersächsischen Landesforsten teil. Im Publikum saßen auch viele engagierte Jägerinnen und Jäger.
In seinem Eingangsstatement betonte Dammann-Tamke, dass die Diskussionsveranstaltung als solches ein schwieriges Unterfangen sei, da man über einen Entwurf aus dem Landwirtschaftsministerium spreche, der noch nicht einmal dem Koalitionspartner, der SPD, bekannt sei. Auf dieser Basis über mögliche Änderungen zu diskutieren, sei eigentlich der falsche Zeitpunkt. Mit Bezug auf die drei vorangegangenen Dialoggespräche zwischen dem Landwirtschaftsministerium, der Landesjägerschaft und dem ZJEN stellte er fest, dass sich das Ministerium bislang nur in einigen wenigen Punkten von seinen im Vorfeld festgelegten Positionen bewegt habe. Er verwies zudem auf die erst im Mai des Jahres 2022 erfolgte große Novellierung des Niedersächsischen Landesjagdgesetzes, die nicht nur auf Grundlage einer intensiven Verbandsbeteiligung, sondern auch mit einer breiten parlamentarischen Mehrheit im Niedersächsischen Landtag verabschiedet worden sei. Die Jägerschaft sehe keine Notwendigkeit für ein neues Jagdgesetz, sei aber gleichwohl gesprächs- und kompromissbereit in einigen Punkten.
Ausgewählte Kernpunkte der Diskussion
Geplante Herausnahme der Nutria aus dem Jagdrecht
Dammann-Tamke betonte in der Diskussion, dass von der geplanten Herausnahme der Nutria aus dem Jagdrecht in erster Linie Deichschutz- und Unterhaltungsverbände betroffen seien – von den möglichen Auswirkungen aber insbesondere alle Menschen in Niedersachsen, die auf den Schutz der Deiche und vor Hochwasser angewiesen sind. Mit Blick auf die im vergangenen Jagdjahr erzielte Rekordstrecke von knapp 45.000 Nutrias, warnte er zudem vor möglichen massiven Einbrüchen der Jagdstrecke, so die Nutria nicht mehr der Verantwortung der Jäger unterstünde. Gänzlich ungeklärt sei zudem die Frage, wie denn Bisambekämpfer, die nach Vorstellungen des Ministeriums zukünftig dann auch der Nutria nachstellen sollen dürfen, gefangene Nutrias tierschutzgerecht töten sollen.
Jagdhundeausbildung und Tierschutz
Dammann-Tamke unterstrich die essenzielle Bedeutung gut ausgebildeter Jagdhunde für eine tierschutzgerechte Jagdausübung: Die Ausbildung und Prüfung von Jagdhunden an lebendem Wild – ob im Schwarzwildgatter, in der Schliefenanlage oder auf der Schwimmspur einer vorübergehend flugunfähig gemachten Ente – sei hierfür unabdingbar. Sie stellt eine maßgebliche Säule für die praktische und tierschutzkonforme Jagdausübung dar. Geplante grundsätzliche Verbote in diesem Bereich, würden nicht für mehr Tierschutz sorgen, sondern im Gegenteil für deutlich weniger. Er verwies in diesem Zusammenhang auf Vor-Ort-Termine der Ministerin oder deren Arbeitsebene in der Vergangenheit, bei denen keine tierschutzrelevanten Verstöße festgestellt wurden.
Fang- und Baujagd
Die Debatte um den Einsatz von Totschlagfallen verdeutlichte ebenfalls die kontroversen Positionen der Diskutanten. Während kritische Stimmen den Einsatz als nicht zeitgemäß bezeichneten, stellte die Jägerschaft klar, dass das Ei-Abzugseien (Mardereisen) gestellt im Fangbunker, eine absolut selektiv und sofort tödlich fangende Falle sei, für deren Erhalt man kämpfen werde. Gleiches galt für die Diskussion über das seitens des Ministeriums geplante Verbot der Jagd im Naturerdbau – auch hier stehen sich die Positionen insbesondere von Ministerium und Landesjägerschaft kontrovers gegenüber.
Ausblick
Trotz intensiver Gespräche zwischen der Landesjägerschaft, dem ZJEN und dem Ministerium wurde den fundierten Argumenten der Jägerschaft bislang nur unzureichend Rechnung getragen. Auch die jüngste Podiumsdiskussion verdeutlichte, dass seitens des Ministeriums kaum Bewegung in der Position zu den geplanten Änderungen des Landesjagdgesetzes erkennbar ist. Die LJN wird sich selbstverständlich auch weiterhin aktiv und konstruktiv in den weiteren Dialog einbringen, dabei aber auch konsequent auf Fehlentwicklungen im aktuellen Gesetzentwurf hinweisen.
Entscheidend für den weiteren Fortgang ist nun, ob der Koalitionspartner, die SPD-Fraktion, die seitens des Landwirtschaftsministeriums geplanten Änderungen in dieser Form unterstützt oder nicht – insbesondere das Verbot der Ausbildung und Prüfung unserer Jagdhunde an lebenden Tieren ist für die LJN ein essentieller Punkt.
Lautstarker Protest gegen Gesetz angekündigt, wenn keine Änderungen kommen
Sollten hier nicht noch entscheidende Änderungen vorgenommen werden, ruft die LJN am 30. Januar 2025 zur Demonstration vor dem Landtag in Hannover auf. Die Planungen hierzu sind bereits angelaufen. Es liegt nun in Händen der Landesregierung und insbesondere der niedersächsischen SPD, ob es zu dieser Kundgebung kommen wird. Sollte es so kommen wird diese ein klares und unmissverständliches Zeichen für eine waidgerechte, praxisnahe und zukunftsorientierte Jagd setzen. Die niedersächsische Jägerschaft steht dabei geschlossen für eine verantwortungsvolle Jagd, die Tierschutz, Naturschutz und die nachhaltige Bewirtschaftung der Kulturlandschaft miteinander vereint.
Über die weiteren Entwicklungen informieren wir auf unseren Kanälen.