Immer wieder enden Wildunfälle nicht nur für die angefahrenen Tiere tödlich, auch Menschen kommen ums Leben. Die Zahl derartiger Unfälle ist in Niedersachsen nach neuesten Zahlen konstant geblieben - in den kommenden Tagen könnte es aber besonders gefährlich werden.
Hannover 27.10.2019 (dpa/lni) – Rund 28 500 Rehe, Hirsche und Wildschweine sind im vergangenen Jagdjahr bei Verkehrsunfällen getötet worden. Das teilte die Landesjägerschaft (LJN) in Hannover mit. Insgesamt starben zwischen April 2018 und März 28 487 sogenannte Schalenwildtiere, 43 mehr als im Vorjahreszeitraum. Fast immer waren es Rehe, denen Autos zum Verhängnis wurden.
Fast immer waren es wieder Rehe, denen Autos auf Niedersachsens Straßen zum Verhängnis wurden. So wurden mehr als 25 300 tote Rehe gezählt. Dazu kamen 964 Damhirsche, 149 Rothirsche und 13 Mufflonschafe. Einen deutlichen Rückgang gab es nur bei den Wildschweinen: 2034 Verkehrsopfer zählten die Jäger, im Vorjahreszeitraum waren es noch 2756.
Die Dunkelziffer gilt bei Wildunfällen als hoch. Kollisionen mit kleineren Tieren wie Hasen, Kaninchen und Füchsen etwa würden wegen der meist geringen Schäden nur selten gemeldet.
Im Herbst droht besondere Gefahr, gerade dieser Tage. Wegen der Zeitumstellung seien wieder mehr Pendler schon in der Dämmerung unterwegs, warnte der Sprecher des Deutschen Jagdverbandes, Torsten Reinwald. Reh, Hirsch und Wildschwein seien vor allem in der Morgendämmerung auf Nahrungssuche.
Die Jäger appellieren an alle Autofahrer, besonders umsichtig zu fahren und an Feld- und Waldrändern die Geschwindigkeit zu senken. «Zwischen 6 und 8 Uhr ist das Risiko für einen Zusammenstoß besonders hoch», erklärte Reinwald. Wildtiere orientierten sich nach ihrer inneren Uhr. «Sie kennen weder Zeitumstellung noch Verkehrsregeln – hier gilt: Augen auf und Fuß vom Gas.» Wer nur Tempo 80 statt 100 fahre, verkürze den Bremsweg schon um 25 Meter. Der beste Schutz seien angepasste Geschwindigkeit und vorausschauendes Fahren, heißt es beim ADAC.
«Wenn ein Wildtier die Straße quert, ist mit Nachzüglern zu rechnen», warnte Florian Rölfing vom LJN in Hannover. Viele Wildtiere seien in Gruppen unterwegs. «Im Notfall abbremsen, abblenden und hupen», riet er, Ausweichmanöver könnten fatal enden. Zusätzliche Gefahren entstünden im Herbst durch nasses Laub und die tiefstehende Sonne. Sollte ein Unfall geschehen, so müsse die Polizei benachrichtigt werden. Diese informiert dann den zuständigen Jäger, der notfalls verletzte Tiere von ihrem Leiden erlöst.
Jäger setzen auf eine Reihe von Präventionsmaßnahmen. Dazu gehörten etwa Warnreflektoren, Duftzäune und Dreibeine, die an Unfallorten aufgestellt würden. Im Landkreis Cuxhaven testen Jäger derzeit akustische Warnmelder an Leitpfosten. Die mit Solarenergie betriebenen Geräte senden nachts hohe Töne aus, wenn ein Scheinwerfer sie anstrahlt. Vor allem die Wildschweine sollen so abgeschreckt werden.