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Zwitterbildung beim Rehwild – Anomalie der Geschlechtsorgane und -merkmale

Ende August diesen Jahres wurde ein angefahrenes Stück Rehwild dem Jagdpächter Franz-Josef Butterweck aus Lehe im Jagdbezirk Arenberg – Leher Tannen gemeldet. Vor Ort wandt sich das Reh vor Schmerzen und wurde sofort abgenickt. Das Stück war dem Jagdpächter nicht bekannt.

Beim ersten Betrachten hatte das Stück Rehwild ein gefegtes Gehörn (reine Spieße ohne jeglichen Ansatz einer Vereckung, die Stangenlängen betrugen links 15 und rechts 17 cm, die Rosen sind schwach ausgebildet und wurde demnach als Bock angesprochen. Das Tier wog aufgebrochen 15 kg. Nach dem Unterkiefer wurde das Stück auf etwa 4-5 Jahre geschätzt. Beim weiteren Untersuchen des Stückes fiel allerdings auf, dass kein Pinsel (Penis) und auch keine Brunftkugeln (Hoden) also kein Kurzwildbret vorhanden war. Auch beim Aufbrechen des Stückes konnten im Wildkörper keine eindeutigen Geschlechtsmerkmale festgestellt werden. Eine ausgeprägte Spinne (Gesäuge) und auch eine Schürze (Haarbüschel am Feuchtblatt) als Hinweis in Richtung Ricke waren auch nicht zu erkennen. Nur das Feuchtblatt selbst war zu sehen.

Anomalien der Geschlechtsorgane und der sekundären Geschlechtsmerkmale beim Rehwild sind häufiger als gedacht. Diese Organmissbildungen nehmen beim Rehwild einen breiten Raum ein, aber man hört nur sehr selten davon und es wird auch nicht immer publik gemacht.

Rehwild ist das am häufigsten vorkommende Schalenwild in der Bundesrepublik Deutschland. Im Jagdjahr 2007/2008 belief sich die Rehwildstrecke bundesweit auf 1.075.358 Stück. Unter den erlegten Rehen fanden sich wie in jedem Jahre zahlreiche Ricken mit Rosenstöcken von unterschiedlicher Höhe und Stärke. Außerdem kommen einige Böcke mit weiblichen Anteil an den Geschlechtsorganen vor.

Selten hingegen sind „echte Zwitterbildungen“, dies ist Rehwild mit vollständigen weiblichen Geschlechtsorganen und außerdem zwei rudimentäre Hoden. Nur wenige Fälle „gehörnter Ricken“ und „echter Zwitter“ wurden genau anatomisch untersucht und im physiologischen Verhalten bekannt.

Ob das Stück Rehwild als Bock oder Ricke in der Abschussliste erfasst werden kann, muss noch geklärt werden. Die Laune der Natur hält immer wieder Überraschungen für uns bereit.