In den letzten circa 30 Jahren sind laut einer Studie 75 Prozent der fliegenden Insekten verschwunden. Das Verschwinden zieht eine Vielzahl von Problemen mit sich. Zum einen sind Insekten wichtige Helfer zum Bestäuben von Pflanzen und somit auch für den Erfolg unserer Ernte mitverantwortlich. Eine weitere Folge ist auch das Verschwinden der Vögel, denn Insekten bilden die Nahrungsquelle für mehr als die Hälfte aller Vogelarten und zuletzt verarbeiten sie 50 Prozent der grünen Biomasse. Sie fressen Blätter, Nadeln, Rinde, Holz, Kot und Kadaver von Tieren. Sie tragen somit maßgeblich am Gleichgewicht unserer Natur bei.
In Werlte arbeiten seit einigen Jahren Vertreter der Jägerschaft, des Biotop-Fonds, der Landwirtschaft, der Verwaltung und der Politik zusammen, um unter anderem diesem Sterben entgegenzutreten. Nach umfangreichen Vorarbeiten wurden dabei in den vergangenen Jahren bereits ca. 9 Hektar Wegerandstreifen im Bereich der Stadt Werlte aus der unerlaubten landwirtschaftlichen Bewirtschaftung herausgenommen und der Natur zurück gegeben, was Vorbildcharakter auch für andere Regionen darstellt.
Auch hat die Stadt bei neuen Pachtverträgen gelebte Praxis in Sachen Natur zu festen Bestandteilen des Pachtvertrages gemacht, was in Zusammmenarbeit mit der hiesigen Jägerschaft und den benachbarten Samtgemeinden umgesetzt wird. Bei der Bewirtschaftung von landwirtschaftlichen Flächen muss eine Teilfläche von 10 Prozent für Blühpflanzenmischungen von den Bewirtschaften zur Verfügung gestellt werden.
Jüngst gab es auch eine nachahmenswerte Privat- und Vereinsinitiative. Thomas Schomaker, Vorsitzender des Biotop-Fonds der Jägerschaften Emsland / Grafschaft Bentheim e.V. und Hegeringleiter von Werlte stellte für eine private Fläche Saatgut für im Siedlungsbereich Markuslust zur Verfügung. Diese Mischung aus Alexandinerklee, Sonnenplumen, Phacelia usw. sollte zum einen den Insekten helfen und bietet gleichzeitig einen tollen Anblick. „Es ist schön zu sehen, wie wir diese kleine Fläche zu einem Zuhause von einigen Tieren und tausenden Insekten machen konnten um auch so auf das Insektensterben und die schwindende Artenvielfalt insbesondere des weiteren Niederwildrückganges in unserer Region aufmerksam zu machen, denn dieses Bild ist leider nicht mehr alltäglich.“, so Schomaker.
Der städtische Bauhof unterstütze die Maßnahme, indem der Boden vorab gefräst wurde und dann die Saat einarbeitete. Am Ergebnis konnten sich die Anwohner der Fläche erfreuen, obwohl der heiße Sommer das Ergebnis deutlich kleiner hielt, als es erwartet wurde. „Wir haben hier wieder gezeigt, dass Werlte unbürokratisch auch mit kleinen Maßnahmen tolle Ergebnisse gemeinsam erzielen kann“, so CDU-Ratsherr und Anwohner Heiner Jansen.
Die Stadt begrüßte diese Initiative und hofft im kommenden Jahr auf viele private Nachahmer.