Vor wenigen Tagen wurde die Afrikanische Schweinepest (ASP) in Litauen bestätigt und hat damit die EU erreicht. Die Afrikanische Schweinepest betrifft Haus- und Wildschweine und hat sich seit 2007 in Russland und angrenzenden Ländern ausgebreitet. Die Tierseuche wird direkt von Tier zu Tier oder über kontaminierte Gegenstände übertragen. Schon kleinste Mengen Schweiß sind zur Übertragung ausreichend. Besondere Sorgfalt hinsichtlich der Hygiene nach Jagdausflügen gilt für Jäger, die mit der Schweinezucht und -haltung beschäftigt sind. Litauen ist ein beliebtes Jagdreiseland, daher ist besondere Vorsicht geboten. Das Friedrich-Löffler-Institut (FLI) hat Hinweise zur Afrikanischen Schweinepest veröffentlicht. Der DJV ruft alle Jäger, vor allem diejenigen, die in Litauen jagen, zu besonderer Vorsicht und zur Beachtung der Hinweise des FLI auf.
Die Hinweise des FLI zur ASP bei Schwarzwild finden Sie unter: http://www.fli.bund.de/fileadmin/dam_uploads/Publikationen/FLI-Informationen/FLI-Information_FAQ_ASP20140130.pdf
weitere Hinweise zur ASP unter:
Klassische und afrikanische Schweinepest
Volker Moennig und Alexandra Meindl-Böhmer
Klassische (KSP) und Afrikanische Schweinepest (ASP) sind verlustreiche Seuchen, die in
der EU eine ständige Bedrohung für Hausschweinebestände darstellen. Beide Seuchen
sind in der EU anzeigepflichtig und werden mit radikalen Maßnahmen, d.h. Tötung und
unschädlicher Beseitigung der infizierten und ansteckungsverdächtigen Tiere bekämpft.
Bei Ausbrüchen einer der beiden Seuchen greift das Regionalisierungsprinzip, d.h.
betroffene Gebiete (Sperr- und Beobachtungsgebiete) werden vom
innergemeinschaftlichen Handel sowie vom Handel mit Drittländern ausgeschlossen.
Beide Infektionen können verschiedene, zum Teil auch untypische, Verlaufsformen
zeigen. Obwohl von grundsätzlich unterschiedlichen Erregern hervorgerufen, sind die
(hämorrhagischen) Krankheitsbilder beider Infektionen klinisch nicht voneinander zu
unterscheiden. Eine ätiologische Diagnose kann nur mit labordiagnostischen Methoden
erfolgen.
Anfang der 90er Jahre wurde die Impfung gegen die KSP im Zuge der Einführung des
gemeinsamen Binnenmarktes in der EU verboten. Nach verlustreichen Ausbrüchen in
mehreren Mitgliedsstaaten in den Folgejahren, ist die Seuche in der
Hausschweinepopulation weitgehend getilgt. Eine Notimpfung mit konventionellen oder
markierten Impfstoffen ist prinzipiell zulässig, jedoch wurde während der
Bekämpfungsmaßnahmen bei Seuchenausbrüchen bisher nie davon Gebrauch gemacht.
In der Bekämpfung der Seuche in regionalen Wildschweinpopulationen wurden in den
letzten 10 Jahren entscheidende Fortschritte gemacht, so dass es jetzt nur noch in
einzelnen Regionen Deutschlands, Frankreichs und der Slowakei KSP in Wildschweinen
gibt. Seit 1992 wurde in Deutschland mit zunehmendem Erfolg die orale Köderimpfung
des Schwarzwildes zur Reduktion der Zahl der empfänglichen Tiere eingesetzt;
mittlerweile ist diese Impfung wissenschaftlich akzeptiert und auch in der
entsprechenden EU Gesetzgebung verankert.
Die epidemiologische Lage im Osten und Südosten Europas ist hingegen nicht so
günstig: Neben dem Auftreten von KSP in Wildschweinpopulationen gibt es z.B. in
Bulgarien und Rumänien erhebliche Probleme mit KSP in den Hausschweinbeständen.
Die Bekämpfung wird dort durch Kleinsthaltungen, halbwild gehaltene Hausschweine
und fehlende Registrierung der Tiere und Betriebe erschwert.
Die ursprünglich aus Westafrika eingeschleppte ASP war über mehrere Jahrzehnte auf
Teilen der iberischen Halbinsel und Sardinien endemisch. Mit großen Anstrengungen
konnte sie vor etwa 10 Jahren in Spanien und Portugal getilgt werden. Lediglich auf
Sardinien gibt es heute noch – trotz ernsthafter Bekämpfungsmaßnahmen – immer
wieder Ausbrüche von sowohl ASP als auch KSP. Ähnlich wie in Rumänien und
Bulgarien werden Schweine in den betroffenen sardischen Gebieten halbwild und in
kleinen privaten Betrieben gehalten. Diese und andere Faktoren lassen eine baldige
Lösung des Problems unwahrscheinlich erscheinen.
Nordamerika, Australien und andere wichtige Industrie- und Handelsnationen sind frei
von KSP und ASP. Beide Seuchen stellen eine ständige Bedrohung für die
Mitgliedsstaaten der EU und aller anderen seuchenfreien Länder dar. Die hauptsächliche
Gefahr geht dabei von (illegalen) Importen von Fleisch und Fleischwaren und der
illegalen Verfütterung von Speiseabfall aus. Obwohl es entsprechende EU-Verordnungen
gibt, werden täglich viele Tonnen dieser Lebensmittel aus Drittstaaten, in denen die
Seuchen vorkommen, eingeführt. Ständige Wachsamkeit und funktionierende
Krisenpläne sind unerlässlich.