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30.01.2025 Demonstration

Zum ersten Mal in ihrer 75jährigen Geschichte hatte die Landesjägerschaft Niedersachsen zu einer Demonstration aufgerufen und diesem Aufruf waren 20.000 Demonstranten am 30.01.2025 nach Hannover gefolgt - u.a. auch eine Abordnung des Hegerings Edewechts.

Dessen Mitglieder waren zuvor von einem Bus der Firma Emil Hilgen GmbH & Co. KG an mehreren Haltepunkten auf einer Route quer durch die Reviere der Gemeinde Edewecht aufgenommen worden. Bereits auf der Hinfahrt zur Demo machte sich im Bus ein gewisses Klassenfahrt-Feeling bemerkbar. Schließlich war es für den einen oder anderen auch das erste Mal. Ein Dank gilt an dieser Stelle der Firma Hilgen, die dem Hegering preislich sehr entgegen gekommen ist.

Auf dem Schützenplatz in Hannover angekommen, fuhr man bereits durch ein orangenes Meer aus Westen. Dort gab es – getreu dem Motto „Ohne Mampf kein Kampf“ - zunächst einmal ein ausgiebiges Früstück. Dieses hatte dankenswerter Weise Andre Meyer mit seiner “Schmierkolonne“ (Richard Sandmann, Anke Fockenberg, Daniel Bernett) bereits um 5:00 Uhr hergerichtet. In diesem Zusammenhang gilt ein Dank auch zwei weiteren Edewechter Firmen: der Bäckerei Lohmann und der Fleischerei Karl Hobbie, die den Hegering kostenlos mit reichlich Brötchen und Aufschnitt eingedeckt hatten.

Auch die finanzielle Unterstützung von Rainer Meyer, Günther Frahmann, Gerold Kahle, Georg Hollje, Frank von Aschwege, Jan-Gerd Öltjenbruns, Heinz Martens, Frauke Hafner, Lothar Fugel und Nathalie Fuß soll an dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben. Diese hatten aus Solidarität mit den Demoteilnehmern unseres Hegerings zuvor eine symbolische Anmeldegebühr überwiesen, da sie selbst an einer aktiven Teilnahme gehindert waren.

Vom Schützenplatz aus setzte sich der riesige Tross schließlich in Bewegung in Richtung Landtag. In Anbetracht dieser Menschenmenge verzögerte sich der Beginn der Kundgebung dort um fast eine Stunde.

Diese wurde schließlich vom Vorsitzenden des DJV und der LJN, Helmut Dammann-Tamke, in freier Rede, mit kämpferischer Leidenschaft und markigen Worten eröffnet. Er wies darauf hin, dass die Demonstration bereits einen wesentlichen Teilerfolg errungen hätte, noch ehe sie überhaupt begonnen habe. Schließlich hatte die Koalition eine Woche vor der Demonstration ein Eckpunktepapier herausgegeben, in dem zahlreiche geplante Änderungen überraschenderweise kassiert worden waren. Die Herausgabe war zudem mit der Forderung verbunden worden, dass die Demonstration daraufhin ja unterbleiben könne. Und sowieso sei alles ein großes kommunikatives Missverständnis.

Diese kommunikativen Schwierigkeiten stellte die grüne Landwirtschaftsministerin Miriam Staudte auch während ihrer Rede vor den 20.000 Demonstranten unter Beweis. Folglich gingen ihre Ausführungen immer wieder in dem stilecht von tausenden Jagdhörnern angestimmten Jagdleitsignal „Auf Wiedersehen“ unter. Es darf bezweifelt werden, dass die Jagdscheininhaberin dieses Signal überhaupt als solches zu deuten wusste. Eine grüne Wachsjacke allein macht schließlich noch keine Jägerin aus. In ihrer Rede stellte die Ministerin die steile These auf, dass die „Mitte der Gesellschaft“ jagdpolitische Änderungen fordere und meinte damit offensichtlich die 250 Gegendemonstranten, die zumeist in Karnevalskostümen daherkamen, die der Tierwelt nachempfunden waren. Mehr Unterstützer hatte die Ministerin für ihr Anliegen an diesem Tag jedenfalls nicht mobilisieren können. Dass die Ministerin auch nach der Demonstrantion von 20.000 Orange-Westen immer noch nicht wusste, wo vorne, hinten oder die Mitte der Gesellschaft ist, lässt ihre Aussage in einem Interview mit dem Niedersächsischen Jäger unmittelbar nach der Demo vermuten, das vielfach auf Instagram geteilt wurde: „Also, ich glaube, sehr viele von denen, die heute da waren, wussten vielleicht gar nicht, um was es jetzt eigentlich geht.“

Genau die darin zum Ausdruck kommende Arroganz gegenüber dem ländlichen Raum bemängelte Bernhard Krüsken, Generalsekretär des deutschen Bauernverbandes. Er forderte die Politik auf, sich um die Lösung der eigentlichen Probleme (Stichwort Wolf) zu kümmern, anstatt die Landbevölkerung immer nur mit Verboten zu bevormunden. Er führte weitere Beispiele für die urbane Übergriffigkeit auf zahlreihen ländlichen Themenfeldern an.

Helmut Dammann-Tamke stellt in seiner Rede anerkennend klar, dass es die SPD gewesen sei, die unmittelbar vor der Demonstration vielen ideologischen Forderungen der Grünen mit Realismus Einhalt geboten habe. In Anbetracht dessen wäre die SPD an diesem Tag gut beraten gewesen, diese Worte einfach stehen zu lassen und sich zurückzulehnen. Stattdessen aber schickte sie ihren jagdpolitischen Sprecher Marco Willeke als Redner auf die Bühne. Diesem, obwohl selbst Jäger und gelernter Landwirt, gelang in der Folge das seltene Kunststück unter vermeintlich Gleichgesinnten als Fremdkörper zu wirken. So war es schon bemerkenswert, dass Waidmann Willecke seinen Mitjägern erklärte, die Naturbaujagd gehöre zukünftig verboten, weil es „bessere Methoden“ gäbe. Seinen 20.000 Zunftkollegen gab er gleich noch einen echten Geheimtipp aus seiner “langjährigen“ Jagdpraxis mit auf den Weg: Man solle einfach eine Falle in die Röhre des Naturbaus schieben, um den Fuchs zu fangen. In diesem Moment wünschten sich viele Zuhörer, dass der 27jährige Berufspolitiker nur einen Hauch von der Schlauheit des Fuchses besäße. Sinnbildlich für seine diversen Fehlstunden im Fach Jagdpraxis war dann am Ende auch das missglückte Ausbringen eines „dreifachen“ Horridos. Die Menge erwiderte nicht mal einfach.

Mit der Rede von Karl Walch – Vorsitzender des Jagdgebrauchshundevereins – kehrte schließlich der Sachverstand auf die Bühne zurück. So erklärte er, dass die Jagd im Naturbau nichts anderes sei als eine Stöberjagd. Sofern man die Naturbaujagd verbieten wolle, müsse man auch die Stöberjagden verbieten, da hier die Anzahl der Verletzungen um ein Viefaches höher seien und machte damit zugleich deutlich, dass ein Verbot der Naturbaujagd rein ideologisch geprägt sei. Im Übrigen wies er die grüne Landwirtschaftsministerin darauf hin, dass ihr Partei-Kollege im Umweltministerium erst jüngst gefordert habe, alle Register in Sachen Bodenbrüterschutz – also auch die Bejagung von Raubwild im Naturbau - zu ziehen. In Anbetracht dieser parteiinternen Widersprüche warf er zu Recht die Frage auf: „Ja, was denn nun?“ Und mit Blick auf die Angekündigung des Landwirtschaftsministeriums, eine Bildungsreise nach Dänemark unternehmen zu wollen, um sich dort ein Bild von dem machanischen Schliefenfuchs Everfox zu machen, gab Walch den Tipp, sich zu beeilen. Schließlich habe der Hersteller die Einstellung seiner Produktion mangels Nachfrage angekündigt.

Dirk Koslowski, Vorsitzender vom LSV1 Niedersachsen-Bremen erinnerte die Landwirtschaftsministerin zudem daran, dass das Jagdrecht untrennbar mit dem Grundeigentum verbunden und grundrechtlich geschützt sei. Dieses Recht werde durch die grüne Verbotskultur sukzessive abgetragen. Insoweit attestierte er den Initiatoren des Gesetzentwurfs einen „respektlosen Umgang mit anderen Leuten ihrem Eigentum“ und erntete dafür tosenden Applaus.

Gegen 14:30 Uhr läutete Helmut Dammann-Tamke schließlich mit dem Ausbringen eines dreifachen Horridos das Ende der Kundgebung ein. Spätestens in diesem Moment wurde jedem der Erlebniswert dieser Demo klar, weil die Erwiderung aus 20.000 Jägerkehlen das gute Gefühl einer starken Gemeinschaft vermittelte. Durch den Widerhall an den Wänden des Landtages ergab sich eine besondere Akkustik, die auch dem tagenden Landtag nicht verborgen geblieben sein kann.

Im Anschluss an die Demo war Busfahrer Mark Wykhoff nach Kräften bemüht, den Flüssigkeitshaushalt seiner Reisegesellschaft wieder aufzufüllen, was ihm dank einer hervorragenden Logistik auch gelang. Spätestens nach einem Zwischenstopp mit Bockwurst und Kartoffelsalat war jeder wieder zu Kräften gekommen, die für die weitere Rückfahrt durchaus von Vorteil waren.

Am Ende bleibt festzuhalten: Hannover war eine Reise wert. Allen Mitjägern, die verhindert waren, sei gesagt, dass man in den sozialen Medien zwar sehr vieles von der Demo sehen, aber nichts von ihr erleben kann. Und allen Politikern, die Hand an die Grundfesten des gegenwärtigen Jagdgesetzes anlegen wollen, sei versichert: Wir kommen gerne wieder!

 

 

1 Landwirtschaft schafft Verbindung e.V. ist eine 2021 gegründete landwirtschaftliche Organisiation, die die Interessen der aktiven Landwirte in der Bundesrepublik Deutschland auf nationaler und internationaler Ebene vertritt.