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Herbstjagdversammlung der Jägerschaft Northeim

von Links: Ralf-Günter Rahnert, Miriam Staudte MdL, Jochen Rehse,Matthias Vogelsang, Helmut Dammann-Tamke MdL, Raoul Reding

Die Northeimer Stadthalle war gut gefüllt

Der Bläserkorps der Jägerschaft Northeim

Am 08.November um 19 Uhr hatte die Jägerschaft Northeim zu ihrer 3. Herbstjagdversammlung in die Stadthalle Northeim eingeladen.

Der Titel der Veranstaltung lautet diesmal: Wer hat Angst vorm „bösen“ Wolf?

Die geladenen Experten Matthias Vogelsang (Leiter Wolfsprojekt Wisentgehege Springe), Miriam Staudte (MdL Bündnis 90/Die Grünen Sprecherin für Tierschutz), Jochen Rehse (Sprecher Weidetierhalter Deutschland), Helmut Dammann-Tamke (MdL CDU Präsident Landesjägerschaft Nds.) und Raoul Reding (Wolfsbeauftragter Landesjägerschaft Nds.) gaben kompetente Antworten auf die vom Vorsitzenden der Jägerschaft, Ralf-Günter Rahnert, gestellten Fragen. Wie zu erwarten war, trafen konträre Meinungen aufeinander und führten zu einer teilweise hitzigen, meist aber informativen Diskussion.

Anlass für das Thema war die zeitgleiche Sichtung von 2 Wölfen in der Revierförsterei Dassel, weshalb eine Paar- und Rudelbildung im kommenden Jahr nicht auszuschließen ist. „Diese Tatsache ist kein Grund zur Panikmache, aber die Ausbreitungsdynamik des Wolfes in Deutschland ist schon beachtenswert“, so Ralf-Günter Rahnert.

Nach Hochrechnungen, die von einer Zuwachsrate von 20%-30% ausgehen, wird es bis zum Jahr 2027 eine Wolfspopulation von 3800 – 5500 Tieren geben. Im Moment leben nach Schätzungen etwa 400 Wölfe in Deutschland.

Dass der Wolf die Menschen vor Ort bewegt und eine Diskussion notwendig ist, zeigt das große Interesse an der Veranstaltung. Mit mehr als 500 Zuhörern, darunter Vertreter aller politischer Parteien aus dem Landkreis Northeim sowie Abgeordnete von Landes- und Bundesebene, hatte sich ein breites Publikum in der Stadthalle Northeim eingefunden.

Der Wolfsexperte Raoul Reding berichtet, dass der Wolf seit der Jahrtausendwende wieder in Deutschland heimisch ist und sich seit dem Jahr 2011 auch in Niedersachsen ausbreitet. Inzwischen gibt es in Niedersachsen 14 Rudel, zwei Paare und weitere Einzeltiere. „Der Wolf ist ein sehr anpassungsfähiges Tier, das ein sehr hohes Reproduktionspotenzial hat“, erklärt Reding.

Miriam Staudte bestätigt, dass Niedersachsen ein Wolfsland sei und man damit rechnen müsse, ihnen auch begegnen zu können. Ganz konfliktfrei werde sich das Zusammenleben von Mensch und Wolf in unserer Kulturlandschaft sicherlich nicht gestalten lassen. Daher möchte sie sich zukünftig auch für eine stärkere Unterstützung der Weidetierhalter bei den Sicherungseinrichtungen einsetzen.

Aus Sicht der Weidetierhalter berichtet Jochen Rehse, dass der Wolf sehr lernfähig sei und auch seinen Weg über einen 1,40 Meter hohen Zaun ins Gatter fände. Probleme bereite es oft auch, den Untergrabungsschutz in bestimmten Gebieten einzurichten, besonders dann, wenn z.B. Baumwurzel ein Eingraben des Zauns unmöglich machten. Neben Schafen und Ziegen gehören inzwischen auch Rinder und Pferde zu den Nahrungsquellen der Wölfe. Ein Rudel in der Nähe von Cuxhaven habe sich auf die Jagd auf Rinder spezialisiert. Ausgewachsene Rinder wurden vom Rudel gezielt in ein Moorloch oder einen Wassergraben getrieben und anschließend getötet.

Helmut Dammann-Tamke erläuterte, dass der Wolf intelligent und äußerst lernfähig sei. „Der Wolf ist eine Bereicherung für die Artenvielfalt in Deutschland und ein faszinierendes Tier“, so der Präsident der Landesjägerschaft, aber es müsse dafür gesorgt werden, dass er seine Scheu vor dem Menschen behält. Bei einer zunehmenden Zahl von Zwischenfällen würde ohne geeignete Gegenmaßnahmen schnell die Akzeptanz des Wolfes in der Bevölkerung abnehmen, was wiederum dem Wolf zumindest indirekt schade. Hier sieht er eine wichtige Aufgabe für die Politik.

Alle Diskussionsteilnehmer waren sich darüber einig, dass gegen Problemwölfe und auch sogenannte Hybriden –also Mischlinge zwischen Wolf und Haushund- vorgegangen werden müsse. Über die Art und Weise herrschte aber keine Einigkeit. Während die meisten sich für einen Abschuss der Problemwölfe aussprachen, ist Matthias Vogelsang der Ansicht, dass diese Wölfe eingefangen und in speziellen Gehegen gehalten werden sollten.

Leider konnten gegen Ende der Versammlung wegen Zeitmangel nur wenige Fragen aus der Zuhörerschaft gestellt werden. "Ich bedauere das ausdrücklich", sagte der Vorsitzende, "aber gegen Zugfahrpläne sind auch Jäger machtlos".

In einer abschließenden Wertung zeigte sich Rahnert zufrieden mit dem Ergebnis der Veranstaltung. "Die große Zahl der Zuhörer und die engagierte Diskussion haben gezeigt, dass die Jägerschaft ein Thema aufgegriffen hat, dass nicht nur die direkt Betroffenen interessiert. Wirklich brisant wird die Ausbreitung des Wolfes schon in wenigen Jahren in weiten Teilen Deutschlands werden, ist er überzeugt. "Wölfe fressen nun mal kein Gras", zitierte der Vorsitzende einen Slogan der Weidetierhalter, und selbst wenn der Speiseplan der Wölfe zur Zeit noch überwiegend aus erbeutetem Wild bestehe, werden immer mehr Einzeltiere oder auch ganze Rudel herausfinden, dass Tiere auf der Weide viel leichter zu erbeuten sind. Politische Entscheidungen und die Erarbeitung von Plänen seien dringend notwendig. Dazu gehöre ggf. auch eine Initiative der Bundesregierung, das Bundesjagdgesetz, das Naturschutzgesetz und die europäischen Regelungen den tatsächlichen Gegebenheiten anzupassen.