Jäger in Niedersachsen und Osnabrück sind im Mai/Juni auf Rettungsmission
Laut deutscher Wildtier-Stiftung sterben jährlich bis zu 500 000 Wildtiere auf grausame Weise durch landwirtschaftliche Mäh-/Erntegeräte. Die größten Verluste sind ab Mai bei der Grasmahd zu beklagen, insbesondere bei frisch gesetzten Kitzen, Feldhasen und Bodenbrütern.
Durch den Einsatz immer schneller werdender Mähwerke erhöht sich das Risiko des Mähtodes sehr. Die „geschnetzelten“ Wildtier-Kadaver im Heu und in der Silage können für Nutztiere in der Landwirtschaft auch eine große Gefahr bedeuten wegen der unter bestimmten Bedingungen (Temperatur, Feuchtigkeit) entstehenden Botulismus-Toxine. Diese Toxine sind hochgiftig und können bereits in kleinsten Dosen zu Lähmungen der Zwischenrippen-Muskulatur und innerhalb kurzer Zeit zum Erstickungstod führen. Die meisten Erkrankungen verlaufen leider tödlich.
Ab Mai fallen wieder zwei Termine zusammen, die in ihrer Kombination für das heimische Wild ein hohes Risiko bedeuten:
wenn jetzt die Frühjahrs-Mahd/-Ernte beginnt, gleicht die Natur einer einzigen Kinderstube – viele heimische Wildtiere haben jetzt Nachwuchs, und der hat bei den hochtechnisierten Mähmethoden häufig keine Chance. Höchste Zeit für Landwirte und Jäger, Erntetermine und Wildrettungsaktionen möglichst abzustimmen.
Darauf weist heute die Jägerschaft Osnabrück-Stadt hin.
„Vielerorts arbeiten Jäger und Landwirte in Sachen Wildtier-Rettung bereits erfolgreich zusammen: dieser angewandte Naturschutz rettet jedes Jahr sehr vielen Tieren das Leben“. Ob Junghase, Rehkitz oder Wiesenbrüternachwuchs, das Kernproblem ist die instinkthafte Reaktion der Wildtiere, sich bei Gefahr an den Boden zu drücken und sich auf die Tarnung zu verlassen. „Dieses Prinzip funktioniert als Schutz gegen Fressfeinde, beim annahenden Kreiselmäher endet es aber leider meist tödlich“, so die Jägerschaft.
Um möglichst viele Wildtiere vor dem Mähtod zu bewahren, werden die örtlichen Jäger mit einer Reihe von Präventionsmaßnahmen aktiv: am Vortag des Erntetermins werden die Wiesen abgesucht und Mülltüten, Radios oder flackernde Blinklichter auf den Wiesen hinterlassen. Diese „Vergrämungsmaßnahmen“ sollen bewirken, dass die Elterntiere ihre Jungen aus den Wiesen führen. Sollten z.B. Rehkitze , die nicht weggelaufen sind, gefunden werden, so müssen diese sehr vorsichtig in mit Gras gepolsterten Körben zur Seite getragen werden, wo die Ricke sie wiederfindet.
Auch die Landwirte können ihren Beitrag leisten. Angesichts der hochtechnisierten Mähverfahren mit Mähbreiten mit mehr als 10 Meter und einer Mähgeschwindigkeit von bis zu 20 Kilometer pro Stunde ist das Mähverfahren von großer Bedeutung: „von innen nach außen Mähen bedeutet keinen zeitlichen Mehraufwand, bietet den Tieren aber Fluchtmöglichkeiten, so dass sie sich noch rechtzeitig aus der Gefahrenzone retten können“.
Spaziergänger, die Jungtiere entdecken, sollen diese keinesfalls streicheln oder anfassen, auch wenn der Nachwuchs scheinbar verlassen wirkt. Die Jungen den Tag über allein zu lassen, ist bei Wildtieren wie Hase, Reh u.a. Teil der Überlebensstrategie. Gut getarnt und geruchlos ist der Nachwuchs für natürliche Fressfeinde wie den Fuchs kaum zu entdecken. Werden sie von Menschen berührt, nehmen sie dessen Geruch an, so dass die Elterntiere abgeschreckt und die Jungtiere dann tatsächlich zu Waisen werden.
Darüber hinaus appelliert die Jägerschaft an alle Hundebesitzer insbesondere in dieser Zeit – der Brut- und Setz-Zeit vom 1.4. bis 15.7. – ihre Lieblinge in der freien Natur an die Leine zu nehmen zum Schutz der trächtigen Tiermütter und des Wildtier- Nachwuchses.
(Text. P. Ehlers/ Foto: R. Rethschulte)