Zur 40. Nikolausbeize hatten Karl-Heinz Blum und Heinz Ackermann (Orden deutscher Falkoniere) nach Melle eingeladen . Eine Jagd mit Beizvögeln in den Revieren Oldendorf, Ostenwalde, Westerhausen und Bakum auf Niederwild ( auf Hase, Kaninchen, Fasan, Krähe und Elster).
Wir hatten als Jungjäger der Jägerschaft Osnabrück-Stadt eine Einladung, als Gäste dieser beeindruckenden Jagd beizuwohnen.
Vorab eine kleine Beizkunde (Jägerschaft Osnabrück-Stadt): die Beizjagd (Beizen=Beißen machen) heißt auch Falknerei, ist ca. 3500 Jahre alt und kam aus Zentralasien über Ägypten und Arabien im 5./6. Jahrhundert zu uns. Das älteste erhaltene Buch über Falknerei stammt von Kaiser Friedrich II (1194-1250), geschrieben 1241 bis 1248 in Palermo. Die zur Beizjagd geeigneten Vögel sind die „Falkenartigen“, die „Habichtartigen“ und der Uhu. Zu den „Falkenartigen“ (Beißtöter), die ihre Beute in der Luft schlagen, gehören der Wanderfalke (der schnellste Vogel der Welt mit bis zu 320 kmh, gemessen im Sturzflug am Kölner Dom), der Baumfalke, Turmfalke und Merlin. Zu den „Habichtartigen“ (Greiftöter), die ihre Beute fast ausschließlich am Boden schlagen, zählen Stein-/See-/Schrei-/Fischadler, die verschiedenen Bussarde, der Habicht und Sperber. Das Beutespektrum reicht von Klein- bis Großtieren, Vögeln, Wildschweinen und Wölfen (nur Steinadler in Asien). In Deutschland unterliegt die Beizjagd dem Jagdrecht, so daß jeder Falkner die Jägerprüfung ablegen muß zur Erlangung des Falkner-Jagdscheins. Die Falknerei wurde übrigens 2010 in die „UNESCO-Weltliste des immateriellen Erbes der Menschheit“ aufgenommen.
Zur traditionellen Nikolausbeize kamen diesmal 11 Falkner aus ganz Deutschland.
Treffpunkt morgens war Oldendorf, wo wir alle sehr herzlich empfangen und mit Kaffee und belegten Brötchen verköstigt wurden. Nach dem Beizvogelappell des Jagdleiters ging es bei bestem Wetter in die einzelnen Reviere. Es wurden drei Gruppen gebildet: Habicht und Harris Hawk, Falken und Steinadler.
Wir Gäste durften wählen, wen wir begleiten wollten. In der Gruppe der Falkner, die mit den den Harris Hawks jagten, hatten die Hunde schnell ein Kaninchen ausgemacht. Aber anders als bei der Jagd mit der Flinte, hat hier die Beute eine hohe Chance zu entwischen. Kniehohe Dornen und der eigene Bau mit Fluchtröhre waren am Ende auf der Seite des Kaninchens. Der Harris Hawk hatte das Nachsehen.
Wir hatten noch weiteren Anblick, aber keinen Jagderfolg in diesem Revier.
Mittagspause machten wir im Privathaus eines Falkners. Auch hier wurden Teilnehmer wie Gäste wieder gleichermaßen freundlich und großzügig aufgenommen und bewirtet. Es wurde in entspannter Atmosphäre viel berichtet über den Erfolg oder Misserfolg des Vormittags. Ein Adler hatte einen Hasen geschlagen, einem Falken war ein Fasan in die Dornen entwischt. Es war spannend, den Profis zuzuhören.
Die zweite Runde führte uns dann in die ausgesprochen nassen Wiesen um Westerhausen. Hier begleiteten wir die Adlermänner. Unser Weg führte über Wiesen, Gräben und über einige Zäune, meistens knöcheltief durch Wasser, Matsch und Sumpf. Wir stiefelten, so gut es ging, in der Reihe mit. Die Falkner trugen dabei die ganze Zeit hindurch ihren Steinadler auf der Faust, und das zum zweiten Mal an diesem Tag.
Auch hier hatten wir Anblick: dieses Mal Hasen und einen Fasan. Die ersten Anflüge schlugen fehl. Die Hasen waren zu flink. Aber die jagenden Adler im Flug zu beobachten, war sehr beeindruckend. Am späten Nachmittag, wir waren schon bei unseren Fahrzeugen angekommen, hatte einer der Steinadler dann doch noch Jagderfolg und konnte einen Hasen schlagen. Am Ende der Beizjagd lagen 2 Hasen, 1 Kaninchen, 2 Krähen und 1 Elster auf der traditionell, stimmungsvoll mit Fackeln ausgeleuchteten Strecke. Der beeindruckende Jagdtag klang mit einem üppigen Schüsseltreiben aus, auf dem der langjährige Jagdleiter für seine Verdienste geehrt wurde.
Ich möchte mich an dieser Stelle ausdrücklich für die Einladung zu diesem erlebnisreichen Jagdtag bei den Organisatoren bedanken. Ungemein beeindruckend war die tiefe Verbundenheit der Falkner mit ihren tierischen Jagdgenossen, den Vögeln wie auch den Hunden. Greifvögel, die ihre natürlichen Jagdinstinkte ausleben können und die dann freiwillig auf die Faust des Menschen zurückkehren, weil sie die Vorteile der Partnerschaft mit Mensch und Hund erkennen. Diese innige Verbundenheit zu erleben, hat auf mich den größten Eindruck gemacht.
Abschließend möchte ich mich ganz besonders bedanken für die herzliche Aufnahme in der Gruppe und die großzügige Bewirtung. Dieser Tag bleibt ein ganz besonderes Erlebnis für uns alle.
(Text/Foto: Marita Dahms)