(Text und Fotos: Peter Ehlers)
Während der Erntezeit sterben lt. deutscher Umweltstiftung jährlich bis zu 500 000 Wildtiere auf grausamen Weise durch landwirtschaftliche Mäh- und Erntemaschinen. Die größten Verluste sind in der der Brut- und Setzzeit von Mai bis Juli zu beklagen während der Grasmahd, insbesondere bei Rehkitzen, Junghasen und Bodenbrütern. Landwirte, Pächter und Lohn-Mähbetriebe stehen in der gesetzlichen Verantwortung, entsprechende Maßnahmen gegen den Mähtod zu ergreifen. Insbesondere die Jäger als Natur- und Artenschützer sehen die Wildrettung an als angewandter Naturschutz und engagieren sich daher sehr stark und flächendeckend gegen die Wildtier-Verluste. Bisherige Maßnahmen sind im Wesentlichen das Mähen von innen nach außen, das Absuchen der Wiesen mit Hunden und das Anbringen von akustischen/optischen Mitteln (Blinklicht, Beschallung, Flatter-Bänder/-Säcke/-Tüten). Es gab in den letzten Jahren Forschungsprojekte u.a. in der Schweiz und D. Das vom Bundeslandwirtschaftsministerium geförderte Projekt „System und Verfahren zur Rehkitzrettung“ von2012-2014 (Gesamtkosten von 3,3 Mio €) - zur Erarbeitung technischer Lösungen für die Wildrettung mittels Kleinhubschrauber mit Sensorsystem - soll zwar den technischen Erfolg, aber nicht die notwendigen niedrigen Kosten und eine einfache Anwendung erbracht haben.
Auch in diesem Jahr hatte die Jägerschaft OS-Stadt wieder zu einer Rettungsaktion der bedrohten Wildtiere aufgerufen, und viele Kinder mit Eltern erschienen am Sonntagmorgen zum angegeben Treffpunkt in der Nähe von Gut Leye. Im letzten Jahr wurden bei dieser Aktion 2 große Wiesen mit den Kindern und Hunden abgesucht. Dieses Jahr hatte die Jägerschaft zu einer Premiere geladen, nachdem ihre Fachleute nach umfangreichen Recherchen eine effiziente Hightech-Lösung gefunden hatten: erstmals wurde jetzt die neueste Technologie eingesetzt, ein Hightech-Oktokopter mit Wärmebildkamera. Peter Ehlers, Obmann für Presse/Öffentlichkeitsarbeit und Organisator der Veranstaltung, begrüßte die 24 Teilnehmer, darunter 10 Kinder, 4 Jäger und 2 Hunde, und informierte über die bedrohten Wildtiere während der Mahd (Kitze, Junghasen, Fasanen, Bodenbrüter und ihre Eigenarten)), über den Oktokopter und den Ablauf der heutigen Premiere der „Hightech-Aktion“. Die Teilnahme von NDR und NOZ zeigte das große Interesse der Medien. Auch der TV-Sender OS1TV wird am 19. Juni über diese Aktion berichten. Teilnehmer der Jägerschaft waren Wilfried Lintker (Vorsitzender), Peter Konermann, Franz-Josef Rochel, Thorsten Kramer und Peter Ehlers.
Konstrukteur und Eigentümer des Oktokopters, ein Kleinhubschrauber mit 8 Motoren, ist Pascal Janssen, Student der Elektrotechnik. Er hat das komplette Fluggerät selbst gebaut aus zugekauften Komponenten und die notwendige Elektronik/Software größtenteils auch selbst entwickelt. Das von Sponsoren finanzierte System hat ca. 35000€ gekostet und besteht im Wesentlichen aus dem Hubschrauber mit 8 Motoren und der auf der Unterseite installierten Wärmebildkamera. Die wesentlichen technischen Daten sind: Flugdauer 30 min, Gesamtgewicht 4,8 kg, je Motor 350 Watt/8.000-10.000 Umdrehungen pro Minute/2kg Schub, Rotoren-Durchmesser von 1 Meter.
Als Einsatzgebiete für seinen Oktokopter benennt Pascal Janssen 2 Bereiche: 1) mit normaler Kamera: Luftbild-Aufnahmen, Inspektion von Gebäuden und techn. Einrichtungen, z.B. Rotoren von Windkraftanlagen etc. und 2) mit Wärmebildkamera: Gebäude-Schecks/Energieverluste, Photovoltaikanlagen und Wildtierrettung (neu).
Bei der Wildtier-Rettung fliegt der Oktokopter ca. 40 m über der abzusuchenden Wiese in 17m Breiten und ortet Tiere oder Gelege mit einer Genauigkeit von 1 m Durchmesser. Die Absuchfläche während des 30 Minuten Fluges beträgt etwa 15 ha. Die Temperatur-Differenz zwischen Tier/Gelege und Umgebungsluft sollte größer als 5 °C sein; bei kleineren Temperatur-Differenzen wird die Flughöhe entsprechen reduziert. Das entdeckte Wildtier wird auf dem Bildschirm als roter kleiner Kreis angezeigt. Die großen Vorteile des Oktokopters sind präzise Ortung, hohe Erfolgsquote, Schnelligkeit und geringe Kosten.
Drei Wiesen sollten abgesucht werden. Mit großer Spannung wurde an der ersten Wiese von den aufgeregten Kindern der Zusammenbau und die Programmierung des Oktokopters beobachtet, ob denn das technische Wunderwerk wohl einwandfrei funktionieren würde. Es folgte ein perfekter Start, exakt senkrecht in die Luft auf 40 m Höhe, wo der Kopter dann streifenförmig die Suche nach versteckten Wildtieren und Gelegen aufnahm. Auf der ersten Wiese wurden ein Hase und 3 Kitze geortet. Die Fundstellen konnten von den Wildrettern, allen voran Pascal Janssen mit dem Monitor, durch die hohe Genauigkeit der Monitor-Anzeige sofort gefunden werden. Zwei Kitze ergriffen die Flucht kurz vor Erreichen der georteten Fundstelle. Ein Kitz blieb zunächst liegen, konnte von den sehr disziplinierten Kindern bestaunt werden und flüchtete dann auch nach kurzer Zeit. Die Kinder waren alle sehr aufgeregt, weil sie noch nie ein Kitz in der freien Natur gesehen hatten. Die Fundstellen wurden anschließend mit Stöcken und gelben Säcken markiert, um eine mögliche Rückkehr der Kitze zu verhindern. Gelege und Brutvögel wurden nicht gefunden. Die weitere Absuche der Wildretter beim Verlassen der Wiese erbrachte keine neuen Funde.
Es wurden anschließend noch 2 weitere Wiesen mit dem Oktopkopter abgesucht. Die teilnehmenden Jäger waren sehr beeindruckt von der Präzision der neuen Technologie und der Schnelligkeit der Absuchaktion. Nach Abschluß des Abenteuers „Wildrettung“ waren alle Teilnehmer, insbesondere natürlich die Kinder, glücklich und zufrieden über die erfolgreiche Absuche und den aufregenden Sonntagmorgen.
Die Jägerschaft plant weitere derartige „Lernort-Natur-Aktionen“ mit Kindern und Oktokopter und strebt generell zukünftig die breitere Anwendung dieser neuen Präzisionstechnologie im gesamten Gebiet an. Die Vorteile - Präzision, Schnelligkeit, Zuverlässigkeit, geringe Kosten – haben die teilnehmenden Fachleute bei dieser ersten Aktion voll überzeugt. Die Jägerschaft OS-Stadt empfiehlt daher auch anderen Jägerschaften diese Hightech-Wildrettung zur Nachahmung.