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Lernort Natur – Wildrettung mit Hightech- Oktokopter am 4.6.2016

Während der Erntezeit sterben lt. deutscher Umweltstiftung jährlich bis zu 500 000 Wildtiere auf grausamen Weise durch landwirtschaftliche Mäh- und Erntemaschinen.

(Text und Bilder P. Ehlers)

Die größten Verluste sind in der der Brut- und Setzzeit von Mai bis Juli zu beklagen während  der Grasmahd, insbesondere bei Rehkitzen, Junghasen und Bodenbrütern. Landwirte, Pächter  und Lohn-Mähbetriebe stehen in der gesetzlichen Verantwortung, entsprechende Maßnahmen gegen den Mähtod zu ergreifen. Insbesondere die Jäger als Natur- und Artenschützer sehen die Wildrettung an als angewandter Naturschutz und engagieren sich daher sehr stark und flächendeckend  gegen die Wildtier-Verluste. Bisherige Maßnahmen sind im wesentlichen das Absuchen der Wiesen mit Hunden, das Anbringen von akustischen/optischen  Mitteln (Blinklicht, Beschallung, Flatter-Bänder/-Säcke/-Tüten) und das Mähen von innen nach außen. Es gab in den letzten Jahren in CH und D einige Forschungsobjekte und bereits sehr erfolgreiche praktische Einsätze von Drohnen mit Wärmebildkameras.

Diese neue Technologie  - ein Oktokopter mit Wärmebildkamera - hatte die Jägerschaft bereits erstmals in 2015 mit großem Erfolg

eingesetzt: es konnten 3 Rehkitze gefunden und gerettet werden. Auch in diesem Jahr hatte die Jägerschaft OS-Stadt wieder zu einer Rettungsaktion der  bedrohten Wildtiere mit der neuen Technologie  aufgerufen, und viele Kinder mit Eltern erschienen am eigentlich zu warmem Samstagmorgen zum angegeben Treffpunkt in OS-Nahne. Der Vorsitzende Wilfried Lintker  begrüßte die 27 Teilnehmer, darunter 16 Kinder, Eltern und  Jäger mit  Hunden. Ebenso begrüßte er  die Vertreter der NOZ (Neue Osnabrücker Zeitung), die in einer Premiere erstmals unsere Aktion   mit einem Quadrokopter mit Videokamera  festhielt. Lintker informierte über die bedrohten Wildtiere während der Mahd, über den Oktokopter und den Ablauf der heutigen  „Hightech-Aktion“. Lintker hatte für die heutige Aktion eine 10ha große Wiese mit „Struktur-Gras“  ausgesucht, ein weniger Energie-haltiges , festes Gras zur Fütterung von Pferden und  Mutterkühen.

Konstrukteur und Eigentümer des Oktokopters, ein Kleinhubschrauber mit 8 Motoren,  ist Pascal Janssen, Student der Elektrotechnik. Er hat  das komplette Fluggerät mit der unterseitigen Wärmebildkamera selbst gebaut  und die notwendige Elektronik/Software größtenteils auch selbst entwickelt. Die wesentlichen technischen Daten  sind:  Flugdauer 30 min, Gesamtgewicht  4,8 kg, je Motor 350 Watt/8.000-10.000 Umdrehungen pro Minute/2kg Schub, Rotoren-Durchmesser  von 1 Meter.

Als Einsatzgebiete für seinen Oktokopter benennt Pascal Janssen 2 Bereiche: 1) mit normaler Kamera: Luftbild-Aufnahmen, Inspektion von Gebäuden und  techn. Einrichtungen, z.B. Rotoren von Windkraftanlagen etc. und 2) mit Wärmebildkamera: Gebäude-Schecks/Energieverluste, Photovoltaikanlagen und Wildtierrettung.

Bei der Wildtier-Rettung fliegt der Oktokopter 35-40 m über der abzusuchenden  Wiese in ca.17m Breiten und ortet Tiere oder Gelege mit einer Genauigkeit von 1 m Durchmesser. Die Absuchfläche während deines 30 Minuten Fluges beträgt etwa 15 ha. Die Temperatur-Differenz zwischen Tier/Gelege und Umgebungsluft sollte möglichst groß  sein. Das entdeckte Wildtier wird  auf dem Bildschirm als roter kleiner Kreis angezeigt. Die großen Vorteile des Oktokopters sind präzise Ortung, hohe Erfolgsquote, Schnelligkeit und geringe Kosten.

Pascal Janssen stellte fest, dass wir uns diesmal leider  keinen idealen Vormittag ausgesucht hatten, weil die Lufttemperatur  vor dem Start bereits 23-25°C betrug und somit eigentlich schon zu hoch war für eine erfolgreiche Aktion.

 Mit großer Spannung beobachteten die Kinder an der ersten Wiese den Zusammenbau und die Programmierung  des Oktokopters. Es folgte ein perfekter Start, exakt senkrecht in die Luft auf 40 m Höhe, wo der Kopter dann streifenförmig die Suche nach versteckten Wildtieren  und Gelegen aufnahm.  Der Oktokopter entdeckte nur eine Ricke, und auch bei der weiteren Suche konnte kein Kitz gefunden werden. Auf die Absuche der 2.Wiese wurde wegen der zu hohen Außentemperatur verzichtet. Fazit der heutigen Aktion: beim nächsten Mal deutlich früher beginnen wegen der dann tieferen Lufttemperaturen. Nach Abschluß des Abenteuers „Wildrettung“ waren  die Kinder  - obwohl keine Kitze gefunden werden konnten  - dennoch glücklich und zufrieden über den aufregenden Samstagmorgen. Zum Abschluß bedankte sich Wilfried Lintker bei den Teilnehmern für ihr Kommen , wies auf das Risiko der möglicherweise im hohen Gras  befindlichen Zecken hin und empfahl eine Zeckenkontrolle von Beinen und Körper. Anschließend stellte Lintker sich noch einem NOZ-Interview.

Die Jägerschaft wird diese „Lernort-Natur-Aktion“ mit Kindern und Oktokopter  im nächsten Jahr wiederholen, dann allerdings bereits frühmorgens 7- 8 Uhr.