Der Einladung der Jägerschaften in das Zentrum für Umweltkommunikation der Deutschen Bundesstiftung Umwelt folgten ca. 200 Teilnehmer aus Politik, Wirtschaft, Universität, Schulen, Verbänden, Behörden und Jagd.
Schwerpunkt der Veranstaltung war der Vortrag von Frank Faß „Isegrim – jetzt auch vor unserer Haustür“, die Diskussionen und das anschließende Beisammensein bei guten Gesprächen und einem außergewöhnlichen Essen aus heimischem Wild.
Franz-Josef Rochel, Vorsitzender der Jägerschaft Osnabrück-Stadt, begrüßte - auch im Namen von Reinhard Korbel/Vorsitzender der Jägerschaft Osnabrück-Land - die Teilnehmer, Presse und viele Ehrengäste.
Rochel dankte dem Hausherrn, dem stellvertretenden Generalsekretär der Deutschen Bundesumweltstiftung Prof. Dr. Wamhoff, für die Gastfreundschaft in seinem Haus.
Das Grußwort der Stadt Osnabrück an die Teilnehmer und Jägerschaften erfolgte durch Bürgermeister Burkhard Jasper, der humorvoll über eigene Reviererfahrungen berichtete , die große Verantwortung der Jäger für Natur-/Artenschutz betonte und die langjährige, erfolgreiche Zusammenarbeit der Stadt mit der Jägerschaft hervorhob.
Auch Prof. Dr. Wamhoff begrüßte als Hausherr die Teilnehmer, berichtete über die trotz Kapitalmarkt-Schwierigkeiten weiterhin hohe Fördersumme von ca. 50 Mio € p.a. für neue Projekte, über die Übernahme/Betreuung/Bewirtschaftung von jetzt 70 Flächen mit 69 000 ha und über den Wolf, der derzeit auf 12 Flächen beheimatet ist.
Anmerkung des Verfassers für die Leser: „ die Stiftung DBU wurde 1990 mit einem Stiftungskapital von 1.3 Mia € gegründet aus dem Privatisierungserlös der staatlichen Salzgitter AG auf Initiative von Theo Waigel (damaliger Finanzminister) und Hans Tietmeyer (damaliger Bundesbank-Präsident). Damit gehört die Stiftung zu den größten Europas.“
Als neue Aufgabe hat die DBU vor ca. 10 Jahren die Verantwortung für die Umwandlung großer Flächen (vornehmlich ehemalige Truppenübungsplätze) in Naturgebiete übernommen. Wesentliche Ziele für diese Naturerbe-Flächen sind die Erhaltung der Artenvielfalt, Umwelt-/ Naturschutz und verantwortungsbewusste Erträge.
In seinem Vortrag „Isegrim – jetzt auch vor unserer Haustür“ berichtete Frank Faß über die frühere flächendeckende Verbreitung der Wölfe in Europa, die Fast-Ausrottung vielerorts und die rechtliche Situation. Erst seit 1977 mit dem Washingtoner Artenschutzabkommen steht der Wolf unter höchstmöglichem Schutz, flankiert vom Bundesnaturschutzgesetz von 1980 und der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie von 1992. Die EU fordert ein professionelles Wolfsmanagement mit dem Ziel, einen günstigen Erhaltungszustand der Population zu erreichen ohne Wiederansiedelung. Erst im Jahre 2000 wurde das erste Wolfsrudel in Sachsen entdeckt. Hieraus entwickelten sich in Deutschland bis heute 46 Rudel. Die ersten Nachweise von Wölfen in Niedersachsen gelangen 2011/2012, wo derzeit 9 Rudel und 3 Paare bestätigt sind. Der jährliche Zuwachs beträgt etwa 30%. Ihre Beute besteht im Wesentlichen (Basis Sachsen) aus Reh (53%), Rotwild (21 %), Schwarzwild (18 %), Damwild, Hasenartigen (3 %). Faß berichtete weiter über Angriffe auf Menschen vom 18. Jahrhundert bis zum Jahr 2000, über Problemwölfe, die Anzahl getöteter Nutztiere in Deutschland, die ernsten Probleme/Konflikte mit Nutztierhaltern, mögliche Abwehrmaßnahmen wie Zäune/ Hunde etc. , nicht mögliche Schutzgebiete für z.B. Kühe, nicht mögliche „Wolfsinseln“, Emotionen in der Presse und wie die Schweden mit Wölfen umgehen. Faß betont, dass die Sicherheit des Menschen absolute Priorität hat und nur ein Konflikt-armes (nicht Konflikt-freies) Zusammenleben Mensch/Wolf möglich ist auf dem Weg zu 1000 adulten Wölfen in Deutschland.
Faß glaubt, dass die Bejagung der Wölfe irgendwann kommen wird. Am Ende des Vortrags gab es viele Fragen, und Franz-Josef Rochel bedankte sich bei Frank Faß für den interessanten und lebendigen Vortrag.
Anschließend rief Peter Konermann, Hauptorganisator des Abends, zu Spenden auf für den Osnabrücker Verein „Kinder in Not“. Ziel des Vereins ist die Förderung der Chancengleichheit für benachteiligte Kinder im Bildungsbereich. Bereits vor 2 Jahren hatten wir an diesem Abend für Flüchtlingskinder gesammelt und ein großartiges Ergebnis erzielt. Die Spenden des heutigen Abends sind für Schulranzen von HartzIV-Kindern bestimmt. Der Verein „Kinder in Not“ finanziert sich ausschließlich aus Spenden und unterstützt in Zusammenarbeit mit Caritas und Diak. Werk HartzIV-Kinder – davon gibt es derzeit in Osnabrück-Stadt/-Land etwa 8000 Kinder – beim Schulmaterial. Der Verein ist dringend auf mehr Spenden angewiesen, weil derzeit nur ca. 10% der benachteiligten Kinder unterstützt werden können. Wir Jäger – so betonte Konermann – wollen mit dieser zweiten Sammelaktion erneut zeigen, dass wir neben unseren Kernaufgaben auch eine gesellschaftliche Verantwortung für Bildung und Kinder haben und wahrnehmen wollen.
Zum Abschluss der Veranstaltung bedankte sich Franz-Josef Rochel bei allen Gästen, Rednern, Organisatoren und insbesondere Sponsoren für die gelungene Veranstaltung und lud zum anschließenden Wildbret-Buffet mit passenden Getränken und guten Gesprächen ein.
Text: P. Ehlers