Seit Anfang der achtziger Jahre liegen die Auswertungen der Braunschweiger Jagdstrecken vor. Außerdem beteiligt sich die Jägerschaft alljährlich an der Wildtiererfassung über die tierärztliche Hochschule Hannover.
Die Jagdstrecken-Statistik erfasst alle im jeweiligen Jagdjahr vom 1. April zum 31. März erlegten Wildtiere. Die Statistik umfasst auch die Verluste durch Verkehrsunfälle und anderes Fallwild.
Seit den 90er Jahren hat sich das Schwarzwild in Braunschweig stark ausgebreitet und kommt heute bis hinein in Stadtlebensräume vor. Dies liegt an der hohen Anpassungsfähigkeit und einer sehr starken Vermehrung. Als „Allesfresser“ finden Wildschweine günstige „Ersatzlebensräume“ im Maisanbau, Deckungsflächen wie Raps, Senf, Gehölze, Schilf, Brachland gemischt mit landwirtschaftlichen Flächen.
Probleme sind neben Schäden in der Landwirtschaft und auf öffentlichen sowie privaten Grünflächen das Zerstören von Gelegen von Bodenbrütern und Jungwild, Amphibien und Kleinlebewesen durch übermäßiges Umbrechen des Bodens. Hinzu kommen Risiken von Krankheitsübertragungen auf Hausschweinebestände zB mit der afrikanischen Schweinepest und der europäischen Schweinepest, sowie die Ansteckungsgefahr für Hunde mit der aujeszkyschen Krankheit.
Schwarzwild wird deshalb von der Jägerschaft intensiv bejagt, wie die stark ansteigende Jagdstrecke der letzten Jahre zeigt. Die Einzeljagd vom Ansitz und revierübergreifende Bewegungsjagden sind dabei die wichtigsten Ansatzpunkte.
Rehwild kommt in relativ hohen Bestände in Braunschweig vor. Dies zeigen die hohen Jagdstrecken und leider auch das zahlreiche Unfallwild. Zusätzlich zur Häufung von Wildunfällen können überhöhte Rehwildbestände und ungünstige natürliche Verjüngungssituationen zu deutlichen Verbissschäden im Wald führen.
Eine angemessene Bejagung, naturnahe Waldbewirtschaftung, Anlage von Äsungsflächen, Schaffung von ganzjährigen Einständen im Feld zur Abmilderung winterlicher Verbissschäden im Wald, Wildruhebereiche und Biotopvernetzung sind Maßnahmen, um den Rehwildbestand mit den verträglich zu halten. Die Jägerschaft Braunschweig nimmt sich dabei aller Aspekte auch außerhalb der Bejagung an.
Seit den neunziger Jahren ist ein starker Rückgang des Hasen in Braunschweig zu verzeichnen, auch in Niedersachsen ist die Hasenstrecke seit 2005 von 120.000 auf 60.000 Hasen stark gesunken. In vielen Revieren wird der Hase nicht mehr bejagt.
Es gibt aber regionale Ausnahmen und Schwankungen und teilweise erholen sich auch die Besätze, denn der Hase hat eine hohe Reproduktion und bei guten Lebensbedingungen sind gute Besätze zu beobachten. Treffsicher ist dies nur mit Scheinwerferzählungen zu ermitteln.
Ursachen für die Bestandsrückgänge sind nicht eindeutig einem einzelnen Verursacher zuzurechnen. Negativ wirken nass-kalte Frühjahre, Krankheiten wie EBHS-Virus und Hasenpest (Tularämie), sowie intensive landwirtschaftliche Verfahren durch große/schnelle Maschinen, die zu Junghasenverlusten führen.
Wichtig für das Erreichen eines gesunden Hasenbestandes ist die Lebensraumverbesserung. Zu nennen sind die Anlage von Ackerrand- und Blühstreifen, Wildäcker/-wiesen, Brachen, wildkrautreiche Wiesen ohne Düngung, eine späte Wiesenmahd, und zusätzlich eine intensive Bejagung der Prädatoren inkl. Fallenjagd, besonders des Fuchses.
In den 70er und 80er Jahren gab es in Braunschweig extrem hohe Kaninchenbesätze und „Rekordstrecken“. Der Einbruch der Kaninchenzahl kam in den 90er Jahren. Krankheiten wie Myxomatose und RHD (Chinaseuche) sind offenbar Hauptursachen. Es gibt aber eine leichte Erholung „eiserner Bestände“ und gesunde urbane Bestände, die Schäden in Grünflächen und auf Sportplätzen verursachen. In der freien Landschaft sind Biotopanlage und -pflege sowie Prädatorenbejagung mit Fallenjagd (Fuchs, Marder, Iltis, Großes Wiesel ..) Maßnahmen, die dem Kaninchen helfen können.
In den 60er und 70er Jahren gab es in Braunschweig sehr hohe Besätze und Jagdstrecken. 1976 lag die Strecke bei 2000 Hähnen. Seit Ende der 80er Jahre kam es jedoch zu einem stetiges Absinken der Bestände und Strecken. Seit 5 bis 8 Jahren gibt es einen Einbruch der Besätze auch in den „Hochburgen“ in Süd-West-Niedersachsen.
Als Ursachen werden neben intensiver Landwirtschaft, ungünstige Witterung, Krankheitserreger, vor allem aber fehlende Insekten für die Aufzucht der Küken ausgemacht. Auch Prädatoren (Gelegeprädation) spielen eine Rolle.
Fasanenhege bedeutet vor allem Lebensraumpflege. Wir Jäger sprechen von den 5 W´s, die der Fasan braucht: Wasser, Wald, Wiese, Weizen, Wärme. Zur Hege gehören die Anlage und Pflege von Gehölzen, Deckung, Ackerrand und –blühstreifen als gezieltes Insektenangebot, eine späte Wiesenmahd zum Schutz der Gelege, die Winterfütterung und die Prädatorenbejagung von Fuchs, Dachs, Marder, Iltis, großem Wiesel, Waschbär, Marderhund, Rabenkrähe und auch dem Schwarzwild.
Das Rebhuhn war einst ein Charaktervogel in Braunschweig mit einer kleinstrukturierten Landwirtschaft. Kleine Schlaggrößen, Feldraine, Vielfalt der Äcker mit breiter Palette von Feldfrüchten, Kartoffeln, Getreide, Saaten, Brachen, „Sturzäckern“ boten ideale Lebensräume.
Die intensive Landwirtschaft (große Schläge, intensiver Pflanzenschutz, fehlende Unkräuter und Insekten …) und auch deutlich mehr Beutegreifer sind Ursachen des Rückgangs der Rebhühner.
Seit vielen Jahren besteht ein freiwilliger Bejagungsverzicht. Vor allem dort wo es noch Brutpaare gibt, hilft eine verstärkte Hege durch die Anlage von Ackerrand- und Blühstreifen, Wildäckern, Feldrainen, Feldgehölze/hecken und zusätzlich eine starke Prädatorenbejagung inkl. Fallenjagd (Fuchs, Dachs, Marder, Iltis, Großes Wiesel, Waschbär, Marderhund, Rabenkrähen).
Lag in Braunschweig die Jagdstrecke bis Ende der 80er Jahre unter 100 Füchsen, werden heute rd. 300 Füchse/Jahr in 30 Revieren erlegt, 2005 sogar über 400 Füchse und das ohne intensive Fang- und Baujagd.
Der Fuchs ist ein extrem anpassungsfähiger Nahrungsgeneralist und hat keine natürlichen Feinde. Krankheiten wie Räude und Staupe sind bei einer hohen Population eine Ursache von starken Populationsschwankungen.
Wissenschaftliche Untersuchungsergebnisse belegen den negativen Einfluss des Fuchses auf den Bestand bodenbrütender Arten. Ein Phänomen ist die so genannte „Prädatorenfalle“, d.h. punktuelle Lebensraumverbesserungen begünstigen offenbar auch den Fuchs, d.h. eine flankierende Raubwildbejagung (Fallenjagd) ist unabdingbar, um die Hege und aufwendige Artenschutzprogramme sowie Biotopverbesserungen wirksam werden zu lassen.
Seit Ende der 90er Jahre breiten sich diese gebietsfremden Arten in Deutschland stark aus. In Braunschweig gab es seit ca. 2010 zunächst Einzelabschüsse und Verkehrsfallwild, jedoch zeigen die Strecken seitdem eine deutlich steigende Tendenz. Gute Lebensräume durch Fließgewässer, Deckung, ein hohes Nahrungsangebot begünstigen diese Kulturfolger.
Der Waschbär ist ein zusätzlicher Beutegreifer im Ökosystem mit negativen Auswirkungen auf das Niederwild wie Hase und Fasanen aber auch generell jegliche Bodenbrüter. Der Nahrungsgeneralismus und das Fehlen von Fressfeinden sorgt dabei für eine starke Ausbreitung. Waschbär und Nutria sind mehr und mehr auch in die bebauten Braunschweiger Bereiche vorgedrungen. Eine wirksame Bejagung ist nur mit zusätzlicher intensiver Fallenjagd möglich.