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Vortrag und Diskussion über das Anlegen von Blühstreifen

Im Vorfeld des Vortrages bereisten der Niederwildausschuss und die Referenten die Blühflächen.

Die Jugendgruppe "Die Falkenaugen" präsentierten die Ergebnisse aus der Keimprobe.

(v.l.) Lutz Wemken, Imke Hansing, Johann Högemann und Eberhard Möller.

Seit 2011 werden in der Jägerschaft Ammerland jedes Jahr Blühstreifen, auf Flächen die größtenteils von Jagdgenossen zur Verfügung gestellt werden, angelegt. Finanziell wird die Maßnahme durch Jagdsteuermittel vom Landkreis Ammerland unterstützt. Der Hegering Rastede Nord ist mit 15ha Blühflächen gestartet, die dann im Laufe der Zeit auf 22 ha angewachsen sind. Hier könnte, wenn nur das Datenmaterial betrachtet wird, von einer regelrechten Erfolgsgeschichte gesprochen werden. Als Hintergrundinformation: zur Anwendung kam immer die einjährige Mischung für alle Blühflächen und Rapsfruchtfolgen von AGRAVIS.

Leider beklagen Jagdausübungsberechtigte, die jedes Jahr ihre Blühstreifen-Saatgutmischung auf gleichen Flächen ausbringen, über eine zunehmende Verunkrautung. Oft wurde beobachtet, dass die Unkräuter die Keimlinge im Wachstum überholen. Schön wäre es auch, wenn bis Mitte Mai auf diesen Flächen eine vernünftige Deckung für das Niederwild entstehen würde, damit die Tiere Zuflucht finden können. Hier ist das Problem, dass sich das Saatgut am besten entwickelt, wenn die Bodentemperatur 13 - 15 Grad aufweist, was zur Folge hat, dass die Saat nicht vor Juni ausgesät werden sollte. Diese Problematiken wurden im Niederwildausschuss erörtert, jedoch konnte keine allumfassende Lösung aufgezeigt werden. Jetzt war klar, dass wir hier die Unterstützung eines Fachmanns benötigen.

Am 28. April 2017 kamen Herr Johann Högemann, Obmann für Naturschutz aus der Jägerschaft Lingen, Frau Imke Hansing und Herr Eberhard Möller, beide Pflanzenbauberater von der Firma AGRAVIS, in den Hegering. Zuerst fuhren einige Mitglieder des Niederwildausschusses mit den Fachleuten auf einige repräsentative Flächen, damit die Experten sich ein Bild von den zugrunde liegenden Bodenverhältnissen machen konnten. Recht schnell wurde klar, dass die fertige Blühstreifenmischung für moorige Böden nicht die richtige Wahl ist. Herr Högemann versprach, einen passenden Vorschlag für die Flächen auszuarbeiten.

Im Anschluss an die Bereisung der Flächen fand ein Vortrag über das Anlegen von Blühstreifen und mehrjährigen Wildpflanzenflächen zur Energieerzeugung statt. Der Hegering hatte überregional eingeladen. Hegeringleiter Lutz Wemken informierte das Auditorium über die vorliegende Problematik. Danach stellte die Jugendgruppe des Hegeringes „Die Falkenaugen“ ihre Erkenntnisse aus der Keimprobe mit der Saatgutmischung vor. Auch die Jugendlichen hatten erkannt, dass Wärme einen hohen Anteil am Wachstum der Pflanzen hat.

Herr Möller referierte über das richtige Anlegen von Blühstreifen. Er machte deutlich, dass die richtige Bodenvorbereitung große Bedeutung für das Auflaufen der Saat hat. Im Frühjahr sollten warme trockene Tage genutzt werden um die Fläche mehrmals zu grubbern oder zu eggen. Die Unkräuter wie z.B. Sauerampfer trocknen auf diese Weise auf der Fläche aus. Um eventuell den PH-Wert zu heben sollte Mergelkalk auf der Fläche ausgebracht werden. Auch darf bei Flächen, die jedes Jahr mit Blühstreifen versehen werden, nicht auf die Düngergabe verzichtet werden. Hier bietet sich ein Dünger mit einer Stickstoff Phosphor Kalium Zusammensetzung an. Wichtig ist es bei der Ausbringung der Saat, das die Saatkörner gleichmäßig in der richtigen Bodentiefe eingebracht werden, damit diese auch einen kapillaren Wasseranschluss haben. Wenn dann der Boden noch die richtige Temperatur hat, steht einem erfolgreichen Auflaufen der Saat nichts mehr im Weg.

Herr Högemann machte noch einmal deutlich, dass aufgrund der unterschiedlichen Bodenverhältnisse im Hegering Rastede Nord in Zukunft nicht die Standart-Saatgutmischung verwendet werden sollte. Vielmehr wird er einen Vorschlag für Einzelkomponenten unterbreiten. Das hat den Vorteil, dass die unterschiedlichen Komponenten, passend für jede Fläche, zusammengestellt werden können. Um Deckungsstreifen für das Niederwild bis Mitte Mai zu bekommen, sollte im Herbst eine Aussaat mit Winterweizen, Rübse und Raps vorgenommen werden. Wird eine Drei-Felderwirtschaft auf Wildäckern angelegt, so kann eine Deckung im Frühjahr und Blühstreifen im Sommer gewährleistet werden. Die Drei-Felderwirtschaft besteht aus einem Streifen mit Blühflächen, einem Streifen mit Deckungsflächen und einem Streifen mit mehrjährigem Saatgut. Herr Högemann stellte auch die Ergebnisse aus dem Anbau von mehrjährigen Wildpflanzenflächen zur Energieerzeugung vor.

Im Anschluss an den Vortrag fand eine rege Diskussionsrunde, in der alle Anwesenden noch einmal ihre Fragen an die Fachleute stellen konnten, statt. Lutz Wemken bedankte sich bei den Referenten für den wirklich guten Vortrag und betonte, dass der Hegering mit der Firma AGRAVIS einen starken, kompetenten Partner an seiner Seite hat. Frau Hansing bot an, dass sie bei Problemen gern zu Rate gezogen werden könne.

gez. Lutz Wemken