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Vortrag Fasanen weg - was nun?

Lutz Wemken begrüßte die Gäste und Hegeringmitglieder.

Martin Meyer-Lührmann präsentierte anschaulich und für alle nachvollziehbar die Forschungsergebnisse des ITAW's.

(v.l.) Hegeringleiter Lutz Wemken und Kreisjägermeister und Bezirksvorsitzender aus dem Landkreis Osnabrück Martin Meyer-Lührmann.

Seit 2007 beschäftigt die Jägerschaft, dass die Fasanenbestände aus bisher nicht endgültig geklärten Ursachen um bis zu 80% eingebrochen sind. Dass es sich hierbei nicht um ein regionales, sondern um ein landesweites Problem handelt, konnten die Jäger sehr schnell anhand der Wildtiererfassungsdaten belegen. Die Wildtiererfassung wird in Niedersachsen bereits seit über 25 Jahren von den Revierinhabern durchgeführt und vom Institut für Terrestrische und Aquatische Wildtierforschung (ITAW) der Tierärztlichen Hochschule in Hannover begleitet.

Um dem Fasanenrückgang entgegenzuwirken, veranstaltete der Hegering Rastede Nord am 26. Februar eine Informationsveranstaltung zu diesem Thema. Die bisherigen Forschungsergebnisse wurden vorgestellt und den Jagdausübungsberechtigten wurden Maßnahmen zum Gegensteuern aufgezeigt. Hegeringleiter Lutz Wemken begrüßte die über 130 anwesenden Gäste und Hegeringmitglieder. Besonders freute es ihn, dass zwei Vertreter aus dem Gemeinderat aus Eigeninteresse die Veranstaltung besuchten. Mit Martin Meyer-Lührmann, Kreisjägermeister und Bezirksvorsitzender aus dem Landkreis Osnabrück, konnte der Hegering einen Referenten verpflichten, der von der Jägerschaft das Thema Fasan seit vielen Jahren begleitet.
 
Zuerst berichtete Meyer-Lührmann über die Forschungsergebnisse des ITAW’s aus zwei Forschungsprojekten. Das erste Projekt beschäftigte sich mit den Rückgangsursachen. Jeder glaubte, dass die Bestandsrückgänge einer besonderen Infektionskrankheit zuzurechnen seien. Das konnte sich aber im Verlauf der Forschung nicht bestätigen. Stattdessen wurde eine hohe Kükensterblichkeit festgestellt, die auf eine Mangelernährung zurückzuführen ist. Die mangelernährten Küken haben ein geschwächtes Immunsystem und sterben dann an Krankheiten, die sie bei einer guten Versorgung überlebt hätten. Die Fasanenküken benötigen für eine gesunde Entwicklung in den ersten zwei bis drei Lebenswochen tierisches Eiweiß in Form von Insekten und so wird vermutet, dass die Mangelernährung auch mit dem Insektensterben zusammenhängt.
 
Parallel dazu beschäftigte sich das ITAW mit der Prädation (Verlust durch Beutegreifer). Die Untersuchungen zur Prädation beim Fasan belegen eine starke negative Einflussnahme der Prädatoren auf das Überleben der Hennen, besonders in der Lege-, Brut und Aufzuchtphase, sowie auf die erfolglose Bebrütung eines Geleges. Damit nimmt die Prädation für den Populationsaufbau im Jahresverlauf, wie auch im Hinblick auf die aktuelle Bestandssituation und langfristige Bestandsentwicklung, einen sehr hohen Stellenwert ein. Meyer-Lührmann machte deutlich, dass der Beutegreiferdruck stark reduziert werden muss. Des Weiteren sollten lebensraumverbessernde Maßnahmen, z.B. in Form von Blühstreifen durchgeführt werden. Auch muss nicht jeder Wegesrand in der Setz- und Brutzeit abgemäht oder gemulcht werden. Hier werden wir aber nur Erfolge erzielen, wenn die Maßnahmen flächendeckend erfolgen.

Aufgrund der hohen Hennensterblichkeit und der vorherrschenden geringen Bestände, sollte versucht werden den Hennenbestand zu erhöhen. Dies könnte nach dem Vorbild des Höckeler Modells erfolgen. Hier werden z.B. aus ausgemähten Gelegen die Eier mit Glucken oder Brutmaschinen ausgebrütet. Dieses Vorgehen ist wichtig um den im Revier vorherrschenden einheimischen (autochthonen) Genetik Typ zu behalten. Zu Deutsch: die Küken sollen ihre natürliche Scheue behalten und in keiner Weise Anzeichen von Domestizierung zeigen. Die daraus gewonnenen Fasanen werden in Volieren gehalten und sollen der Eierproduktion dienen. Die so gewonnenen Eier werden dann wiederum von Zwerghühnern ausgebrütet. Die frisch geschlüpften Küken kommen zusammen mit dem Zwerghuhn in hausnahe Auswilderungsvolieren. Unter der Führung des Zwerghuhns werden sie nach ca. zwei Wochen langsam in die Freiheit ausgewildert. Dieses Modell ist ökologisch, nachhaltig und autochthon!

„Mit all diesen Maßnahmen werden die Jäger versuchen dem Abwärtstrend beim Fasan entgegenzuwirken. Denn es wäre schade, wenn wir diesen farbenprächtigen Vogel in unseren Wildbahnen verlieren“ sagt Lutz Wemken.


gez. Lutz Wemken