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Kompaktseminar "Der bleifreie Büchsenschuss in der Praxis"

(v.l.) Der Referent Friedel Siekmeier und Hegeringleiter Lutz Wemken.

Am 1. Februar 2018 fand das Kompaktseminar „Der bleifreie Büchsenschuss in der Praxis“ im Hegering Rastede Nord statt. Hegeringleiter Lutz Wemken freute sich, dass 59 Jägerinnen und Jäger - auch aus den umliegenden Hegeringen - der Einladung gefolgt waren.


Bevor allerdings der Vortrag startete, stellte die Jugendgruppe „Die Falkenaugen“ des Hegeringes ihren Videoclip, mit dem sich die Gruppe beim DJV-Bundeswettbewerb „Gemeinsam Jagd erleben 2017“ beworben hatte, vor. Grund für die Präsentation war das Erringen des ersten Preises in der Publikumswertung.


Der Referent Friedel Siekmeier erklärte dem Auditorium erst einmal ab wann und warum es zur Diskussion um bleifreie Büchsenmunition in Deutschland kam. In Brandenburg wurden 2005 fünf tote Seeadler gefunden, die nachweislich an einer Bleivergiftung verendet waren. Diese auch aasfressenden Greifvögel hatten scheinbar Aufbruch zu sich genommen in dem noch Bleirückstände von bleihaltiger Munition vorhanden waren. Durch die scharfe Magensäure wurde das Blei dann gelöst, das wiederum zum Verenden der Tiere führte. Beim Menschen spielen kleine Bleirückstände im Wildbret für die Gesundheit so gut wie keine Rolle. Sollte Wild jedoch extrem häufig (> 80 Mal pro Jahr) verzehrt werden, so könnte dies ein Risiko bedeuten. Besondere Bedenken äußern Experten bei Kindern und schwangeren Frauen.


Jäger, die in den Bundesländern Schleswig Holstein, Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfahlen oder  im Saarland jagen wollen, müssen heute schon bleifreie Büchsenmunition verwenden. Hier schreiben die jeweiligen Landesjagdgesetze die Verwendung dieser Munition vor. Aber auch in unseren Fiskalrevieren wie z.B. die Landes- und Bundesforsten, darf nur noch bleifrei gejagt werden.


Die Zielvorstellungen an bleihaltige sowie an bleifreie Munition sind: Wild sicher, schnell und tierschutzgerecht erlegen. Friedel Siekmeier erklärte anschaulich die Unterschiede und den Aufbau von Teilzerlegungs-, Deformations- und Vollmantelgeschossen. Moderne Geschosse sind heute so aufgebaut, dass die Energie im Wildkörper bleibt. Er wies darauf hin, dass beim Wechsel von bleihaltiger zur bleifreien Büchsenmunition der Lauf vorher chemisch und mechanisch gereinigt werden sollte, um keine Präzisionsverluste zu haben. Der Schütze sollte immer die ballistischen Daten seiner verwendeten Büchsenmunition kennen, die entweder an der Munitionsschachtel oder von einer speziellen Smartphone-APP abgelesen werden können. Der Referent machte deutlich, dass die heutigen bleifreien Büchsengeschosse auf normale jagdliche Entfernungen sehr gute Ergebnisse erzielen. Bleifreie Geschosse sind in der Regel leichter als bleihaltige. Das hat den Vorteil, dass es weniger Rückstoß und damit verbunden auch eine bessere Treffpunktlage erzielt wird. Dass bei Verwendung von bleifreier Munition der Lauf nach ca. 25-30 Schuss chemisch gereinigt werden muss, ist bei der heutigen Munition nicht mehr der Fall. Die Abriebsrate im Lauf ist nicht mehr so hoch wie sie einmal war, weil andere Materialien wie z.B. Flussstahl verwendet werden. Der Gefährdungsbereich bei einer Schussabgabe im 35 Grad Winkel liegt auch bei diesen Geschossen bei 5000m.


Friedel Siekmeier berichtete ausführlich von einem Praxistest, den er selbst mit begleitet hatte, in dem 300 Stück Schalenwild von sechs Schützen erlegt wurden. Das Ergebnis war, dass 61% des Wildes am Anschuss lag, 28% des Wildes noch eine Fluchtstrecke von bis zu 20m machten und es bei 11% des Wildes eine Fluchtstrecke von über 20m gab. Es wurde kein Stück verloren. Das Wichtigste beim Schuss auf das Wild ist, ob nun mit bleifreier oder mit bleihaltiger Munition, dass das Geschoss an die richtige Stelle kommt. Dies kann nur erreicht werden, wenn jeder einzelne Jäger seine Schießfertigkeiten regelmäßig auf dem Schießstand trainiert. Im Anschluss an den Vortrag bedankte sich der Hegeringleiter Lutz Wemken beim Referenten Friedel Siekmeier für die guten praxisorientierten Ausführungen und Tipps.
gez. Lutz Wemken