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Hand in Hand gegen Wildtierverluste bei der Mahd

Jetzt im Frühjahr stehen Jäger, Landwirte und Lohnunternehmer vor einem gemeinsamen Problem: Der Mahdtermin von Grünland und Ackergras fällt in die Setz- und Brutzeit vieler heimischer Wildtiere. Vielen von ihnen kostet der Zusammenfall dieser beiden Termine jährlich das Leben.

Der Hegering Rastede Nord hat vor drei Jahren in einem Feldversuch den akustischen Wildretter mit 10 Landwirten bzw. Lohnunternehmern getestet. Die Beobachtungen und Rückmeldungen der Tester waren so positiv, dass die Geräte bereits in allen Hegeringen der Kreisjägerschaft Ammerland eingesetzt werden. Sogar das Landvolk hat den Landwirten Geräte zur Verfügung gestellt.

Bei dem akustischen Wildretter handelt es sich um ein kleines Gerät, dass an das Mähwerk angebracht wird. In dem Gerät ist eine Sirene, die ein 120 Dezibel lautes Signal ertönen lässt. Bei der Anbringung des Gerätes ist darauf zu achten, dass der Schall der Sirene schräg vor das Mähwerk geht. Dieses laute unangenehme Geräusch veranlasst die Tiere sich aus ihrer Deckung zu begeben.

Leider wurde festgestellt, dass sich frisch gesetzte Rehkitze bis zur dritten Lebenswoche auch mit dem akustischen Wildretter nicht retten lassen. Sie vertrauen auf ihren Drückreflex, der vor einem Fuchs zwar schützt, aber nicht vor dem Mähwerk. Aus diesem Grund ist es notwendig, in den Monaten Mai bis Juni Vergrämungsmaßnahmen bis maximal 24 Stunden vor der Mahd auszubringen. Es reicht aus, wenn eine Knistertüte an einem langen Stock befestigt wird. Hier gilt die Faustregel 2 Vergrämungsmaßnahmen auf einen Hektar Landfläche. Diese Maßnahme veranlasst die Ricke, das Kitz aus der Fläche zu führen. Bei Flächen mit einem hoch zu erwartenden Wildanteil sollte ein Jäger mit einem brauchbaren Hund die Saumbereiche absuchen.

Auch ist es wichtig, dass der akustische Wildretter bei jeder Mahd im Jahr eingesetzt wird. Da sonst sehr viele adulte Tiere ums Leben kommen. Wir müssen aber auch daran denken, dass z.B. der Feldhase bis zu dreimal im Jahr Nachwuchs bekommt.

Eine weitere Maßnahme ist das Anlegen von Blühstreifen bzw. Blühflächen, die das Wild aus den Nutzflächen zieht. Durch solche Maßnahmen findet eine gewisse Wildtierlenkung statt. Die Saatgutmischung wird den Grundstückseigentümern von den Hegeringen zur Einsaat kostenlos zur Verfügung gestellt. Über das richtige Anlegen einer Blühfläche findet am 28. April um 19 Uhr ein kostenloser Vortrag in der Gaststätte Decker in Delfshausen statt. Eingeladen sind alle Jäger, Landwirte und sonstige Interessierte. Anmeldungen bitte an Lutz Wemken, Tel. 0441 3614 9000.

Sollte es dennoch zum Ausmähen eines Fasanengeleges kommen bei dem die Eier noch unversehrt sind, bitten wir darum, dass die Eier an den Revierpächter übergeben werden. Die Eier werden dann unter einer Glucke ausgebrütet und ausgewildert. Ein Verbleiben der Eier auf der Fläche würde nach kurzer Zeit durch die Krähen zum Totalverlust des Geleges führen.

Aber auch für den Landwirt ist mit Tierresten durchsetzte Silage ein großes Problem. Hier kann sich das Botulismus-Bakterium entwickeln. Botulismus, auch Fleisch- oder Wurstvergiftung genannt, ist eine lebensbedrohliche Vergiftung die von Botulinumtoxin verursacht wird. Dieser Giftstoff wird vom Bakterium Clostridium botulinum produziert und hat schon so manchem Nutztier das Leben gekostet.

„Maßnahmen zur Wildtierrettung sind in meinen Augen ein wichtiges Mittel, um den Aderlass während der Mahd, an der heimischen Fauna zu vermeiden oder zumindest zu verringern. Dies funktioniert aber nur wenn Landwirte und Jägerschaft Hand in Hand zusammenarbeiten“, sagt Hegeringleiter Lutz Wemken.

gez. Lutz Wemken