Die Bestandszahlen aus der Sommerzählung der Wildgänse weisen im Hegering Rastede Nord für die letzten zehn Jahre eine Verfünffachung der Gaugans- und Verdreifachung der Nilgansbestände aus. In der Landwirtschaft werden diese zunehmenden Bestände zu einem Problem. Auch an öffentlichen ortsnahen Gewässern wirken sich diese Bestände negativ aus und eine Bejagung ist als problematisch einzuordnen.
Gerade die Nilgans, die zu den invasiven Arten gehört, verhält sich gegenüber anderen Arten sehr aggressiv und verdrängt diese aus ihren Lebensräumen. Laut EU-Verordnung „1143/2014 über die Prävention und das Management der Einbringung und Ausbreitung invasiver gebietsfremder Arten“ soll der Jagdausübungsberechtigte, aufgrund ihrer negativen Einflüsse auf die heimische Artenvielfalt und den Naturhaushalt, nach Möglichkeit diese invasiven Arten aus der hiesigen Natur entfernen oder sie zumindest dezimieren und ihre weitere Ausbreitung eindämmen.
Da die Lockjagd auf die Wildgänse eine effektive Jagdmethode ist, die auch schon von einigen Jägern im Hegering durchgeführt wird, sollte ein Experte einmal interessierten Hegeringmitgliedern, einen umfassenden Einblick in diese Jagdart geben. „Wichtig war uns, dass wir auf einen erfahrenen Praktiker zurückgreifen können. Das Angebot vom Jägerlehrhof Springe, die jetzt auch einige Seminare vor Ort anbieten, kam uns gerade recht“ sagt Hegeringleiter Lutz Wemken.
Schnell und unkompliziert war ein Termin mit Sven Lübbers – Leiter des Jägerlehrhofes Springe - abgestimmt und der Hegering musste sich nur um die Anmeldung, die Lokation und die Bewirtung kümmern.
In dem theoretischen Teil ging es unter anderem um die Biologie der verschiedenen Gänsearten, unterschiedliche Bejagungsformen, die Altersbestimmung, die Verwertung des Wildbrets, gesetzliche Anforderungen, die Waffen- und Munitionswahl und vieles mehr. Auch wurden Aspekte aus der REACH-Verordnung aufgegriffen und diskutiert.
Hauptthema des Seminars war allerdings die Lockjagd auf die Grau-, die Nil- und die Kanadagans. Sven Lübbers berichtete aus seiner langen jagdlichen Erfahrung, die er mit der Lockjagd auf die Wildgänse schon sammeln konnte. Er zeigte verschiedenste Lockvogelattrappen (Decoys), Gänseliegen, Hundetarnhütten, Gänseflaggen, Lockinstrumente und vieles mehr. Er wies auf Decoys aus dem Markt hin, die zwar günstig in der Anschaffung sind, aber auf Dauer nicht den gewünschten Erfolg bringen, da die meisten Gänsearten doch sehr lernfähig sind und diese Dummys sehr schnell im Anflug als Fake ausmachen. Großes Augenmerk muss auch auf die sorgfältige Tarnung der Gänseliegen mit Pflanzenmaterial aus der unmittelbaren Umgebung gelegt werden. Auch sind tarnfarbende Gesichtsmasken und Kopfbedeckungen Pflicht, da die anfliegenden Gänse sonst den Jäger sehr schnell ausmachen können und den Anflug abbrechen. Besprochen wurde auch, was beim Aufbau des Lockbildes zu beachten ist und dass die Gänse gegen den Wind landen.
Hervorgehoben wurde auch, dass für eine erfolgreiche Jagd, im Vorfeld zwei Tage Aufklärungsarbeit im Morgengrauen zu leisten ist, um genau feststellen zu können, wo die Gänse landen, um dann dort das Lockbild und die Gänseliegen aufbauen zu können.
Regina und Luna Wemken ließen es sich nicht nehmen, den Seminarteilnehmern ein Chilli con carne aus Gänsehack zuzubereiten, um so den Gästen zu zeigen, wie schmackhaft dieses Wildbret ist.
„Es war sehr spannend dem Referenten zuzuhören. Auch erfahrene Lockjäger bekamen bei diesem Seminar sehr viel neue Anregungen. Wir waren begeistert von dem Format -Jägerlehrhof vor Ort - und können jedem interessierten Hegering bzw. Jägerschaft dieses Angebot uneingeschränkt weiterempfehlen“ sagt Hegeringleiter Lutz Wemken.
gez. Lutz Wemken