„Die Art ist nicht im Geringsten gefährdet“
Über die „Zukunft Wolf?“ referierte Prof. Dr. Hans-Dieter Pfannenstiels bei der Jägerschaft Peine
PEINE. 50 Kilometer südlich von Berlin, dort, wo der ehemalige Truppenübungsplatz Jüterbog an Prof. Dr. Hans-Dieter Pfannenstiels 1060 Hektar großes Jagdrevier angrenzt, sind Wölfe Dauergäste. Der emeritierte Professor für Zoologie an der Freien Universität Berlin hat sich in Jahrzehnte langer Beobachtung, Lehre und Forschung einen Wissensschatz über Isegrim angeeignet, den er in zahlreichen Gutachten dokumentiert hat und kontinuierlich weiterentwickelt. „Reguläre Bejagung und Artenschutz müssen sich nicht ausschließen“, ist der Brandenburger Biologe überzeugt und traf bei der Hauptversammlung der Jägerschaft Peine vor rund 120 Zuhörenden klare Aussagen: „Die Art ist nicht im Geringsten gefährdet! Aus populationsbiologischer Sicht spricht nichts gegen kontrollierte und reguläre Bejagung des Wolfs, wie Beispiele – Baltikum – zeigen.“
Jagd sei ein wichtiges Element des Wildtiermanagements. „Hirsch, Reh und Co. werden vom Menschen an unsere Kulturlandschaft angepasst. Beim Topprädator Wolf darf es nicht umgekehrt sein“, sagte Prof. Dr. Pfannenstiel. Zur Biologie des Wolfs betonte er, dass dieser pro Tag zwischen zwei bis fünf Kilo Nahrung benötige, doch: „Daraus lässt sich nicht berechnen, wie viele Stücke Wild der Wolf braucht.“ Behauptungen, dass Wölfe von Natur aus menschenscheu blieben, widerlegte er: „Die Scheu vor dem Menschen muss Wölfen durch Bejagung anerzogen werden.“ Der Koexistenz von Wolf und Weidewirtschaft bei geeigneten Schutzmaßnahmen widersprach er: „Die erhobenen Daten zeigen, dass das bisher nicht zufriedenstellend funktioniert.“
Pfannenstiel hat zum Beispiel Grafiken der Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wolf (DBBW) von 2020 bis 2022 miteinander verglichen und festgestellt, dass seit 2021 Wolfsverursachte Nutztierschäden ohne Wolfszahlen – Rudel und Paare - dargestellt werden und kritisierte: „So werden wir an der Nase herumgeführt.“ Er sprach die Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie der EU und die Berner Konvention an – das Maß aller Dinge in Sachen Artenschutz des Wolfs in Europa. Die entsprechenden „Populationen“ sollen sich im „günstigen Erhaltungszustand“ befinden. Die FFH-Richtlinie fordere diesen günstigen Erhaltungszustand indes nicht von lokalen Beständen, machte er deutlich.
„Werdet nicht meldemüde, nutzt die Möglichkeit, unserem Wolfsberater Lüder Richter jede Wolfssichtung mitzuteilen“, appellierte Steffen Bartels, Vorsitzender der Jägerschaft Peine, weiter Daten zum Wolf öffentlich zu machen. Für „Irritationen“, so Landrat Henning Heiß, sorgte im vergangenen Dezember die geplante Erhöhung der Jagsteuer von 20 auf 30 Prozent im Kreis Peine: „Wie es sich für gute Partner gehört, ist das Thema erledigt“, erklärte der Landrat. Der Jägerschaftsvorsitzende hielt entgegen: Im Landkreis Gifhorn habe man die Jagdsteuer auf zehn Prozent herabgesetzt. Er begrüße das Zurückfließen der Jagdsteuer in Naturschutzprojekte. Auch der Wiesenbrüterschutz soll künftig mehr Aufmerksamkeit genießen. Mit aktuell 1011 Mitgliedern, davon 142 Frauen, sei die Jägerschaft Peine gut aufgestellt. Der Frauenanteil betrage 14 Prozent, in der Landesjägerschaft indes knapp zehn Prozent.
Gute Nachrichten über die Kitzrettung verkündete Kreisjägermeister Hans Werner Hauer: Mehr als zwölf Drohnenteams seien persönlich bekannt, weitere seien ebenfalls im Einsatz, die viele Hektar Feldflächen abfliegen. Er appellierte an Weidetier- und Pferdehalter, nicht mehr benötigte Zaunlitze im Herbst zu entfernen. Denn zwei Damhirsche verendeten darin qualvoll, weil sie ihre verkeilten Geweihe nicht mehr aus der Zaunlitze befreien konnten. Er lobte zudem die „sehr guten Prüfungsergebnisse“ von 19 Jungjägerinnen und Jungjägern beim diesjährigen „Grünen Abitur“.
Angesichts der kleinstrukturierten Gemarkungen in Niedersachsen – anders als bei Flächenzuschnitten in Brandenburg – sprach sich Kreislandwirt Wilfried Henties „strikt gegen“ Photovoltaik- und Windparks hierzulande aus, die das Reviersystem ins Wanken brächten. Susanne Niemeyer, stellvertretende Bezirksvorsitzende der Landesjägerschaft Niedersachsen, stellte das neue Mitgliedermagazin „Blattzeit“ vor. Darin wird über die Verbandsarbeit, Jagdpolitik und Neuheiten aus den Jägerschaften berichtet – in Print- und Digitalausgabe. „Blattzeit“ verbinde alle unsere 60.000 Mitglieder, mache uns modern und kampagnenfähig. Der stellvertretende Peiner Bürgermeister Rainer Hülzenbecher sprach die Stärkung der Jagd an und den Einsatz der Jägerinnen und Jäger in der ländlichen Region, der oft verkannt werde. Das Bläserkorps Peine und die Bläsergruppe Peine-Ost gestalteten mit Jagdsignalen die Versammlung.
Text: Birthe Kußroll-Ihle
Die Geehrten der Kreisjägerschaft:
Ehrenmitglieder:
Horst-Günther Hancken, Herbert Zimny (beide Peine), Günter Herberg, Paul Vollbrecht (beide
65 Jahre: Horst-Dieter Bank (Ilsede), Hans-Heinrich Jäger (Vechelde) und Jürgen Behrens (Wendeburg).
60 Jahre:
Horst Gredner, Henning Horn und Arthur Oppermann (alle Vechelde).
50 Jahre:
Karl-Heinz Brakemeier, Heinrich Brodthage und Ewald Dierschke (alle Hohenhameln), Dieter Böker (Ilsede), Otto Staats (Lengede), Ulrich Schirmer (Vechelde) und Otto Lieke (Peine).