Die Brunft unseres heimischen Damwildes, die ihren Höhepunkt in der zweiten Oktoberhälfte findet, hat begonnen. Das Kahlwild (weibliche Stücke) sucht nun die traditionellen Brunftplätze der Schaufler auf. Die Brunftplätze liegen meist in lichten Altholzbeständen. Hier brunften meist mehrere Schaufler, die um die Gunst des Kahlwildes werben. Die Schaufler legen dort ihre Brunftkuhlen an und markieren so ihr Territorium. Bei einer ausgewogenen Altersstruktur beherrschen die älteren Schaufler hier das Brunftgeschehen, während die jüngeren Hirsche im durch ihr Herumwandern die Brunftplätze in ihrem Brunftaktionsraum kennen lernen.
Sie treffen auf Nebenbrunftplätzen zuerst noch spielerisch Aufeinander. Rangfolgen werden hier noch unblutig ausgefochten. Fehlt jedoch gerade ein Mitstreiter, so werden ersatzweise junge Bäume oder eben auch Zaunpfähle und anderes Material angenommen und spielerisch bekämpft. So kommt es, dass sich nicht benötigte Zäune oder nicht entsorgte Reste von Weidezäunen, wie Draht und insbesondere Weidezaunlitzen in den Enden der Geweihe verhaken und über Tage oder Wochen von den Damhirschen mit sich herumgetragen werden. Ein derart bestücktes Geweih kann sich an Bäumen oder Sträuchern so fest verhaken, dass der Hirsch gefangen wird und eingeht.
So geschehen am letzten Feiertag, den 03. Oktober. Ein aufmerksamer Spaziergänger bemerkte gegen Mittag im Naturschutzgebiet „Grosses und Weisses Moor“ einen Damhirsch, der sich mit seinem Geweih in einem Weidezaun verfangen hatte. Der wohl schon zu geschwächte und dehydrierte Damhirsch verendete noch während des Versuchs von Revierinhaber und Reviernachbarn, ihn aus dem Weidezaun zu befreien.
Die Jägerschaft nimmt diesen Fall zum Anlass an Landwirte, Schaf- und Pferdehalter zu appellieren, ihrer Sorgfaltspflicht nachzukommen und nicht mehr genutzte Zäune oder nicht genutztes Altmaterial zu entsorgen und so derartige Gefährdungen auszuschließen. Das Problem der mangelnden Entsorgung verstärkt sich noch dadurch, dass die vergessenen Drähte, Litzen und das Bindegarn in der Natur nicht verrotten, da sie meist aus sehr haltbarem Material gefertigt sind. Durch Einwachsen und Überwuchern werden sie sogar häufig zu unsichtbaren Todesfallen für das Wild. Nur eine sorgfältige Entsorgung kann diese Gefahr bannen.
Nicht in jedem Fall ist allerdings Unachtsamkeit oder Gedankenlosigkeit der Menschen Grund für diese Tragödien in freier Wildbahn. Manchmal sind es auch korrekt installierte Gatter- oder Weidezäune, die den jungen und mittelalten Damhirschen, wegen ihres ausgeprägten Spieltriebes, zum Verhängnis geworden sind. Da jedoch nur wir Menschen die Befähigung besitzen, aus diesem Problembewusstsein heraus zu handeln, ist es auch an uns, unseren Beitrag zur Lösung dieses Problems zu leisten.