Mit einer besonderen Art von Öffentlichkeitsarbeit machen derzeit drei Jäger der Jägerschaft Rotenburg, genauer gesagt aus dem Hegering Brockel, auf sich aufmerksam. Sie wollen dem Plattdeutschen wieder mehr Geltung verschaffen. Die Idee sei ihm bei einem Besuch des Schäferhofes in Neuenkirchen gekommen, berichtet Eberhard Rautenberg. Auf dem dortigen Hof seien die Namen einiger Tiere im regionalen Platt zu lesen. Rautenberg ist einer der drei Weis(s)en, wie die Initiatoren Friedhelm Behrens, Hermann Gefke und Eberhard Rautenberg in der Brockeler Jägerschaft genannt werden. Diesen würdevollen Spitznamen verdanken sie nicht zuletzt ihrer, dem reifen Alter geschuldeten Haarfarbe. Als Mann der Tat hat Rautenberg die Idee zusammen mit seinen beiden Mitjägern auf die heimische Brockeler Tierwelt angewandt und das Ergebnis sogleich auf zwei Schautafeln übertragen lassen.
Ein Bereich, der einer größeren Öffentlichkeit zugänglich ist, war mit dem Hohe-Heide-Radweg bald gefunden. Der Hohe-Heide-Radweg, der die drei Landkreise Soltau-Fallingbostel, Verden und Rotenburg (Wümme) miteinander verbindet, quert die Brockeler Feldmark und damit auch die Brockeler Gemeindejagd. In einer zwischen Brockel und Westervesede am Radweg gelegenen Schutzhütte, sowie auf einem, auf gleicher Strecke gelegenem Rastplatz, wurden von dem Trio die beiden Schautafeln, auf denen die Plattdeutschen Namen von heimischen Tierarten samt ihren Hochdeutschen Pendant zu lesen sind, angebracht.
Der Hohe-Heide-Radweg erfreut sich den Sommer über, besonders aber zur Zeit der Heideblüte, von Anfang August bis Anfang September, bei den Radwanderern und Spaziergängern besonderer Beliebtheit. An interessierten Betrachtern wird es den Schautafeln deshalb nicht mangeln.
Als Regionalsprache ist Plattdeutsch in weiten Teilen Niedersachsens zu Hause. Mehr oder weniger selbstverständlich wird das Plattdeutsche auf dem Lande noch im täglichen Miteinander benutzt. Jagdliche Begriffe oder Tiernamen stellen da allerdings schon eine seltene Ausnahme dar, zumal auch die Dialektvielfalt beim Plattdeutsch ziemlich groß ist.
Soweit die geschichtliche Kenntnis zurückreicht, haben sich die Menschen in Norddeutschland der Plattdeutschen Sprache bedient. Und wer es noch nicht wusste: Zur Zeit der Hanse galt Plattdeutsch als Weltsprache. In der Zeit vom 13. bis zum 16. Jahrhundert, erlebte das Plattdeutsche seine Blütezeit. Die Kaufleute der Hanse bedienten sich in beinahe 300 See- und Binnenstädten des nördlichen Europas der plattdeutschen Sprache bei ihren Verhandlungen und setzten auch ihre Verträge auf plattdeutsch auf. Recht und Gesetz wurde zu dieser Zeit in plattdeutsch festgehalten und gesprochen. Das Hochdeutsche existierte kaum.
Die Idee der drei Weis(s)en war es also, dem Plattdeutschen auch in der Gegenwart ein wenig mehr Geltung zu verschaffen. Die beiden Schautafeln enthalten die Namen von 29 heimischen Haar- und Federwildarten. Während einige dieser Plattdeutschen Tiernamen, wie etwa Falk = Falke, Hos, Haas = Hase oder Kanickel = Kaninchen, ihre enge Verwandtschaft mit ihrem Hochdeutschen Pendant schon aufgrund des ähnlichen Klangbildes verraten, ist bei anderen Namen, wie etwa der Katuhl, der Schleiereule, oder dem Katteker, dem Eichhörnchen, für die Übersetzung meist schon eine Erklärung erforderlich. So heißt die Schleiereule auf Plattdeutsch Katuhl (Katzeneule), weil sie auf den Bauernhöfen so erfolgreich wie eine Katze, die Mäuse fängt. Der Katteker (Eichkatze), das Eichhörnchen, gleicht in seinem dynamischen Erscheinungsbild einer jagenden und kletternden Katze. Da der norddeutsche Bauernhof i.d.R. eichenumstanden ist, wurde es vorwiegend in diesen Eichen beobachtet und war eben die Eichkatze oder Plattdeutsch, der Katteker.
Andere Tiernamen leiten sich ebenfalls aus der Beobachtung der Lebens- oder Bewegungsweise ab. Der Wippsteert, die Bachstelze, erwippte sich im wahrsten Sinne des Wortes ihren plattdeutschen Tiernamen. Auch der Name des Boompickers (Baumpickers), des Buntspechtes, ist ein aus seinem Verhalten hergeleiteter Name, denn schließlich sucht er, mit dem Schnabel die Borke auf Nahrung abklopfend, die Bäume ab. Ein Baumpicker eben.
Wer Interesse an weiteren Plattdeutschen Tiernamen hat, findet die Schautafeln im ersten Drittel der Teilstrecke Brockel Fintel des Hohe-Heide-Radweges. Für Internetnutzer ist Einsicht in die Streckenkarte unter www.hoheheide.de/hohe-heide-radweg.php möglich.