Dass es nicht so einfach mit der Erkenntnis, über Art, Anzahl und Ort der Wildunfälle ist, haben die bisherigen Initiativen zur Reduzierung der Wildunfälle hier im Landkreis gezeigt. Erinnert sei an das Projekt der drei Jägerschaften, unter dem Motto „Drei Beine ein Ziel“, im Zeitraum von 2009 bis 2012. Bei einem gemeldeten Wildunfall wurde am Unfallort ein signalfarbenes, hölzernes Dreibein aufgestellt. Die so markierten Wildunfallschwerpunkte sollten die Verkehrsteilnehmer zur Vorsicht mahnen und so die Wildunfallzahlen reduzieren.
Parallel wurde diese Aktion durch den Einsatz von Wildwarnreflektoren, ab 2011 mittels blauer Wildwarnreflektoren, die an den Leitpfählen im Bereich von Unfallschwerpunkten angebracht wurden, ergänzt. Diese sollen das Licht herannahender Fahrzeuge in den Seitenraum lenken und das Wild vor herannahenden Fahrzeugen warnen. Eine deutliche Reduzierung der Wildunfallzahlen wurde allerdings nicht erreicht. Die größte Schwierigkeit bereiteten Meldung und Erfassung der Wildunfälle und deren örtliche Zuordnung.
An der Erfassungsproblematik hat sich bisher nichts verändert. Im vergangenen Jahr meldeten Versicherungskunden rund 238.000 Wildunfälle bundesweit. Die Polizei erfasste davon nur einen Teil und meist nur Wildunfälle mit größeren Sach- oder Personenschäden. Wildunfälle mit Tierarten, wie Fuchs, Hase, Kanin, etc., lösten nur in den seltensten Fällen eine Meldung aus, dabei können sie für seltene Arten, wie Wildkatze oder Fischotter, sogar bestandsbedrohend sein. Ein Großteil der Unfallschwerpunkte bleibt mangels Datenbasis unentdeckt.
Der deutsche Jagdverband entwickelte nun ein „Tierfund-Kataster“, das auf einer kostenfreien Smartphone-App (http://bit.ly/App_für_iOS_ oder bit.ly/App_für_Android) basiert oder über das Internet (www.tierfund-kataster.de) betrieben werden kann. Dieses Tierfund-Kataster erlaubt allen Verkehrsteilnehmer Wildunfälle oder den Fund verunfallten Wildes mit allen relevanten Daten unmittelbar zu erfassen. Dieses beinhaltet sowohl die automatische Ermittlung des Standortes, die Erfassung von Datum und Uhrzeit, soweit bekannt der Wildart und ermöglicht das Hochladen eines Fotos, zur sicheren Bestimmung der Wildart. Die erfassten Daten können zwischengespeichert werden, der Versandt erfolgt bei späterer Internetverbindung.
Die Daten werden nach Übermittlung durch Wissenschaftler der Universität Kiel überprüft und mit dem Ziel ausgewertet, bundesweit Schwerpunkte bei Wildunfällen zu ermitteln und zu entschärfen. Um Konfliktstellen im Straßennetz zu entschärfen, arbeiten einige Bundesländer an der Erstellung von Wildwegeplänen. Zudem gibt es seit 2011 das Bundesprogramm Wiedervernetzung, dessen Ziel es ist, Lebensraumkorridore wieder miteinander zu verbinden. Bis heute gibt es jedoch keine bundesweite Erfassung von Wildunfällen, auf deren Grundlage Verkehrswege wildtierfreundlicher gestaltet und Unfallschwerpunkte vermieden werden könnten. Genutzt werden kann die App auch, um sonstige tote Wildtiere zu erfassen. Das Datenmaterial wird so ergänzt, um neue wissenschaftliche Erkenntnisse zu ermöglichen sowie zur Klärung verschiedener Fragestellungen herangezogen werden. Durch Ihre Mithilfe leisten Sie mit Ihren Daten einen aktiven Beitrag zu Natur- und Tierschutz.
In Schleswig-Holstein ist ein Prototyp dieser Smartphone-App bereits seit 2011 im Einsatz. In diesem Zeitraum wurden mehr als 26.000 Wildunfälle erfasst und wissenschaftlich ausgewertet. Das Tierfund-Kataster ist inzwischen Bestandteil des Wildtier-Informationssystems der Länder Deutschlands (WILD).
