Unser Landkreis Rotenburg (Wümme) zählt neben den Landkreisen Cuxhaven, Emsland und dem Heidekreis, zu den Damwildhochburgen in Niedersachen. Auf diese vier Landkreise entfällt mehr als die Hälfte der Jagdstrecke Niedersachsens. Seit der letzten Zwischeneiszeit in unserer Region heimisch, wurde das Damwild in der folgenden Kaltzeit aufgrund der massiven Veränderung des Lebensraumes aus unserer Region, sowie dem gesamten mitteleuropäischen Raum verdrängt. Die Rückeroberung seines ursprünglichen Lebensraumes erfolgte Dank menschlicher Hilfe. Mit der Haltung von Damwild in Tiergärten durch feudale Landesherren, die dort jagdlicher Freuden frönten oder den großen Fleischverbrauch ihrer großen Hofhaltung deckten, wurde es Ende des 17./ Anfang des 18. Jahrhunderts in Teilen Europas wieder heimisch. So sind als Relikte dieser Zeit noch heute der Tiergarten in Berlin, der englische Garten in München, der Reinhardswald bei Kassel und viele kleinere Tiergartenanlagen zu sehen. Bei uns in Niedersachsen erfolgte die Wiederansiedlung erst unmittelbar vor dem Zweiten Weltkrieg. Im Landkreis wurden von 1934 bis 1940 insgesamt 57 Stück Damwild in den Bereichen Luhne, Trochel, Wedehof und Spange, zunächst in Gattern von 2—11 ha Größe, ausgewildert. Aus dieser geringen Anfangspopulation hat sich in den zurückliegenden 80 Jahren der heutige Bestand entwickelt. Jetzt im Oktober ist die Paarungszeit (Brunft) unseres Damwildes. Nun suchen die weiblichen Stückes (Tiere oder Alttiere) die Brunftplätze der Hirsche auf. Auf den Brunftplätzen, die sich meist in lichten Altholzbeständen befinden, brunften meist mehrere Damhirsche. Sie legen dort ihre Brunftkuhlen an und markieren so ihr Territorium. Oftmals erwarten sie darin sitzend die Tiere. Die Hirsche ziehen aber auch unstet umher und wechseln die Brunftplätze. Da das Damwild im gesamten Kreisgebiet verbreitet ist, ist die Gefahr der Wild-Verkehrsunfälle mit Damwild in der Morgen- und Abenddämmerung auch im gesamten Kreisgebiet erhöht. Beim Damwild sind die älteren Schaufler weniger dominant als beim Rotwild, auch jüngere Hirsche nehmen am Brunftgeschehen teil. Die mittelalten Damhirsche prägen das Geschehen auf den Brunftplätzen, während die älteren sich eher am Rande der Brunftplätze oder auf Nebenbrunftplätzen aufhalten und sich eher ruhig im Vergleich zu den Jungspunden verhalten. Auch der Brunftschrei unterscheidet sich deutlich von dem des Rotwildes. Er kann als rasselnd, schnarrend oder rülpsend umschrieben werden. Damhirsche schreien bevorzugt in den Morgen- und Abendstunden, weniger in der Nacht. Waldspaziergänger, die sich jetzt sehr ruhig verhalten, haben gute Chancen die Brunftschreie der Damhirsche zu vernehmen. Zwischen den Damhirschen kommt es während der Brunft mitunter zu heftigen Auseinandersetzungen, bei denen sich die Hirsche recht oft Verletzungen zufügen. Auch das aneinanderschlagen der Geweihschaufeln ist deutlich vernehmbar. Das weibliche Damwild bildet Familien, die sich zu Rudeln zusammenfinden. Gleiches Verhalten zeigen auch die mehrjährigen Hirsche. Diese Rudel lösen sich zur Brunft allerdings auf. Die Tiere können sich in relativ kurzer Zeit auf verschiedenen Brunftplätzen einstellen. Es herrscht dort– vermenschlicht ausgedrückt – Damenwahl. Auffällig ist auch der Größenunterschied der Geschlechter, der als Geschlechtsdimorphismus bezeichnet wird. Schaufler können fast doppelt so viel wiegen, wie die weiblichen Alttiere. Durch ihre Brunftaktivität ist der Gewichtsverlust der Hirsche allerdings auch erheblich. Er kann bis zu 25% des Körpergewichtes betragen. Es kommt daher bei den aktiv an der Brunft teilnehmenden Hirschen auch zu einer erhöhten Sterblichkeit.