Die Jägerinnen und Jäger im gut besetzten Bürgersaal in Rotenburg (Wümme) verstummten, als die Jagdhornbläser unter Leitung ihrer Bläserobfrau Petra Voigt, mit den Signal „Begrüßung“, die Jahreshauptversammlung der Jägerschaft Rotenburg (Wümme) musikalisch eröffneten. Der Vorsitzende der Jägerschaft, Ulrich Voß, konnte auch in diesem Jahr wieder zahlreiche Ehrengäste auf der Jahreshauptversammlung der Jägerschaft in Rotenburg begrüßen. In den Grußworten von Landrat Hermann Luttmann und der 2. stellvertretenden Bürgermeisterin Gisela Weiß-Jäger, sowie im Bericht des Jägerschaftsvorsitzenden Ulrich Voß und dem Jahres- und Streckenbericht des Kreisjägermeisters Dr. Hermann Gerken, wurden teils übereinstimmend die Themenkreise Afrikanische Schweinepest (ASP), Rückgang des Niederwildes, Naturschutzarbeit und der Wolf, angesprochen. Insbesondere ein Ausbruch der bereits im Nachbarland Polen bei Wildschweinen an der Grenze zu Weißrussland aufgetretenen ASP, gegen die es bisher keinen Impfstoff gibt, hätte enorme wirtschaftliche Folgen für unsere Region. Die ASP ist eine hochansteckende Virusinfektion für Wild- und Hausschweine. Die Ansteckung erfolgt entweder durch den direkten Kontakt von Tier zu Tier oder durch den Kontakt mit einem virusbehafteten Träger, wie z.B. Kleidung, Personen, Jagdausrüstung, Speiseabfälle etc. Der Kreisjägermeister forderte die Jäger bereits jetzt zu einem Monitoring auf, indem von jedem erlegten Stück Schwarzwild Blutproben, von jedem verendet aufgefundenem Stück Gewebeproben, dem Veterinäramt zu übersenden sind. Landrat Luttmann und Kreisjägermeister Dr. Gerken waren sich in ihrer Einschätzung einig, dass es nicht um die Frage geht, ob die ASP unsere Region erreicht, sondern lediglich um die Frage, wann dies geschieht. Bei einer derzeitigen Ausbreitungstendenz von etwa 300 Kilometern pro Jahr in westlicher Richtung könnte die Seuche das Territorium der Bundesrepublik bereits in zwei Jahren erreichen. Sorge bereitet der Jägerschaft auch die Bestandsentwicklung beim heimischen Niederwild. Nach dem drastischen Bestandsrückgang beim Rebhuhn, dass inzwischen auf freiwilliger Basis in Niedersachsen nicht mehr bejagd wird, sind auch die Bestände von Hase, Kaninchen und Fasan seit einigen Jahren stark rückläufig. Lebensraumverluste, Habitatveränderungen (zunehmender Maisanbau, Ausbringung von Gärsubstraten aus Biogasanlagen, Intensivierung der Landwirtschaft, Spritzmitteleinsatz), ungünstige Witterung, Prädationsdruck und Krankheitserreger machen dem Niederwild unterschiedlich stark zu schaffen. Alle diese Faktoren werden derzeit intensiv als Rückgangsursachen diskutiert. Allerdings können die Schlüsselfaktoren aufgrund noch unzureichender Datengrundlagen, unterschiedlicher und zum Teil widersprüchlicher Forschungsergebnisse, aber vor allem auch aufgrund regionalspezifischer Bedingungen und Wechselwirkungen, noch nicht zufriedenstellend analysiert werden. Fest steht, dass die Jägerschaft mit den Maßnahmen aus ihren Naturschutzkonzept (z.B. Anlage von Blühstreifen, Hecken und Feldgehölzen, etc.), das Dank finanzieller Unterstützung durch den Landkreis realisiert werden kann, in der gegebenen Situation einen wertvollen Beitrag zum Erhalt des Niederwildes in unserer Kulturlandschaft leistet. Nach den nun folgenden formellen Tagesordnungspunkten, folgte die Ehrung verdienter Mitglieder. Für 60 Jahre Mitgliedschaft im Deutschen Jagdverband wurde der Ehrenvorsitzende der Jägerschaft, Oberkreisdirektor a.D. Gerhard Blume geehrt. Die Treuenadel für 50 Jahre Mitgliedschaft konnten Werner Intelmann und Herbert Kregel entgegen nehmen. Mit der Ehrennadel für Jagdhornbläser wurden für ihr 30 jähriges Engagement Olaf Lüdemann und Hans-Hellmuth Freiherr von Maltzahn geehrt. Die Verdienstnadel in Bronze der Landesjägerschaft Niedersachsen erhielt Kuno Kumpins. Den Abschluss der Veranstaltung bildete der Jahres- und Streckenbericht des KJM Dr. Hermann Gerken. Er konnte berichten, dass die Streckenzahl beim Damwild erstmalig seit Jahren leicht rückläufig ist, dennoch beim Bemühen die Bestände anzupassen, nicht nachgelassen werden dürfe. Insbesondere das Geschlechterverhältnis gelte es weiter zu verbessern. Neben Ausführungen zur ASP ging er auf die Entwicklung beim Niederwild ein und forderte die Jäger auf, nicht aufzuhören, sich intensiv um das Niederwild kümmern, wozu auch eine intensive Fangjagd gehöre.