In wenigen Wochen stehen Landwirte und Jäger vor dem bekannten Szenario, dass alljährlich zu Mähverlusten bei Rehkitz, Hase, Fasan und Co führt. Die Schnittreife der Grünlandbestände rückt näher. Mit der ersten Mahd fällt jedoch auch die Brut- und Setzzeit vieler Wildtiere zusammen, die in Wiesen und Grünroggen ihren Nachwuchs sicher wähnen. Doch „Ducken und Tarnen“ schützt nicht vor dem Kreiselmäher. Es gilt also Maßnahmen zu ergreifen, die helfen Wildtierverluste weitgehend zu vermeiden. Diese Maßnahmen sollten unmittelbar vor oder während der Mahd zur Anwendung kommen können. Die wohl wichtigste ist eine rechtzeitige Absprache des Mahdtermins zwischen Landwirt, Lohnunternehmer und Revierinhaber. Ist der Mahdtermin frühzeitig bekannt, können zunächst passive Maßnahmen zur Wildrettung, die Vergrämung (Vertreibung) des in der Fläche befindlichen Wildes mittels aufgestellter Knistertüten, Flatterblätter, etc. erfolgen. Vor oder während der Mahd können aktive Maßnahmen, wie das Absuchen der Mahdflächen durch Landwirt oder Jäger mit einem brauchbarem Jagdhund, der Einsatz akustischer Wildwarner am Mähwerk oder sogar die Suche per Drohne, erfolgen. Eine besondere Bedeutung kommt der Einsatz einer dem tierverhalten angepassten Mähtechnik zu. Bei der Mahd sollte grundsätzlich von innen nach außen gemäht werden, da Wildtiere nur selten über frisch gemähte und damit weitgehend der Deckung beraubte Flächen flüchten. Auch sollte ein früher praktiziertes vorheriges Anmähen rund um den Schlag unterbleiben, da sich cirka 70% des Wildes im äußeren Saumbereich der Fläche aufhalten, beim Anmähen also einer besonderen Gefährdung unterliegen. Bei der Ernte der Ganzpflanzensilage verspricht die Begrenzung der Schnitthöhe auf etwa 15 bis 20 Zentimeter in der kritischen Aufzuchtzeit zusätzlichen Erfolg – gerade bei Rehkitzen, die sich instinktiv ducken.
All diese Maßnahmen helfen zwar Mähverluste zu minimieren, sind jedoch nicht in jedem Falle erfolgreich, da z.B. Rehkitze in den ersten Tagen geruchlos sind um nicht von Feinden aufgespürt zu werden. Auch die Suche mit dem Hund stößt hier mitunter an Grenzen. So können Gelege von Bodenbrütern schließlich nicht fliehen und werden mitunter zerfahren. Auch Junghasen sind in den ersten Lebenswochen nicht in der Lage, vor Maschinen und anderen Gefahren auszuweichen. Problematisch wird die Suche auch dann, wenn größere Flächen vom Lohnunternehmer unter modernstem Maschineneinsatz innerhalb kurzer Zeit gemäht werden sollen. Der begrenzte zeitliche Vorlauf steht dann bei der Suche häufig in einem Missverhältnis zur Flächengröße.
Es gibt also verschiedene Möglichkeiten, Tiere vor dem Mähtod zu retten. Jeder schwört auf eine andere Vorgehensweise. Eines haben aber alle Maßnahmen gemeinsam: Jeder Versuch Wildtiere vor dem Mähtod zu retten ist besser, als gar nichts zu unternehmen. Sowohl Landwirt als auch Revierinhaber haben großes Interesse daran, Mähverluste beim Wild zu verhindern. Zum einen ist es nicht nur grausam, die Tiere unbeabsichtigt zu verletzten oder zu töten, sondern stellt auch einen Verstoß gegen das Tierschutzgesetz dar. Zum anderen verunreinigen Kadaver getöteter Wildtiere die Grassilage, in deren Folge ein steigendes BotulismusRisiko für die Rindviehbestände besteht. Auch das will kein Landwirt. Als Fazit bleibt: Eine wirkungsvolle Wildtierrettung muss vor der Mahd erfolgen.