„Und ist dann der Frühling und Sommer vorbei, so füllet die Scheuer der Herbst wieder neu“. Wie in diesem Volkslied besungen, nutzt der Landwirt momentan die warmen, trockenen Tage, zur Ernte. Die Mähdrescher sind nun häufig bis spät in die Nacht auf den Feldern im Einsatz. Es gilt die Weizen- und Rapsernte trocken einzubringen. Innerhalb weniger Tage verändert damit unsere Kulturlandschaft ihr Gesicht. Verstellten die Mais- , Getreide- und Rapsfelder noch vor kurzem den Blick in unsere Kulturlandschaft, wird jetzt der Blick – mit Ausnahme der Maisschläge – wieder frei. Damit erscheint auch Rehwild, Hase & Co. öfter vor dem Auge des Betrachters, denn sie waren die letzten Monate durch die üppige Deckung seinen Blicken weitestgehend entzogen. Die Erntevorgänge und der plötzliche Verlust der Deckung wirken zunächst sehr beunruhigend auf das Wild. Es kommt zu dem sogenannten kurzen „Ernteschock“. Parallel zur Ernte läuft derzeit die Brunftzeit unseres heimisches Rehwildes, dessen Hauptbrunftzeit etwa bis zum 15. August andauert. Im Bann der Gefühle suchen die Rehböcke nun auch verstärkt tagsüber und nicht nur während der Morgen- und Abenddämmerung nach einer Partnerin. Hat er diese gefunden kommt es meist zu dem sogenannten „Treiben“, bei dem die Ricke zunächst flüchtet, der Rehbock ihr in immer enger werdenden Kreisen folgt, bis es schließlich zur Paarung (Beschlag) kommt. Auch dieses Ritual ist derzeit auf den frisch gemähten Flächen gut zu beobachten, zumal dem Rehwild die sonst so eigene Vorsicht kurzzeitig hormonbedingt ein wenig abhanden gekommen ist. Verkehrsteilnehmer sollten übrigens momentan erhöhte Vorsicht walten lassen. Wechselt Rehwild gewöhnlich während der Dämmerungsphasen die Verkehrswege, quert es diese mitunter urplötzlich und buchstäblich blind vor Liebe, nun auch schon einmal am helllichten Tage.