Für den Fischotter ist die Querung des Südkreises seit dem 2. Dezember wieder ein klein wenig sicherer geworden. Die seit einigen Jahren anhaltende Ausbreitungstendenz des Fischotter, ausgehend von Osteuropa nach Westen, führt ihn in unserem Landkreis durch das Wümme-Gebiet als länderübergreifenden Wanderkorridor zwischen Hamburg und Niedersachsen. Die großen Aktionsräume des Fischotters lassen ihn häufig Straßen queren. Dies geschieht umso häufiger, je verbauter die Wasserdurchgänge unter den Straßen sind. Auf seiner Wanderung stellen Wehre, eingeengte Wasserführungen oder fehlende Uferstreifen Hindernisse dar. Er wird gezwungen, hier das Gewässer zu verlassen, und gerät so auf die Straße. Die Kollision mit einem Kraftfahrzeug ist derzeit leider die häufigste nicht-natürliche Todesursache des Fischotters.
In den letzten Jahren wurden im Landkreis Rotenburg (Wümme) 14 Fischotter bei ihren nächtlichen Wanderungen Opfer des Straßenverkehrs. Dies veranlaßte die drei Jägerschaften Bremervörde, Rotenburg und Zeven, sich aktiv dem Fischotterschutz zu widmen. So wurden bereits im Jahre 2012 erste drei Brücken im Kreis durch Erstellung künstlicher Bermen ottersicher gestaltet. In diesem Jahr werden zwei weitere Brücken mit Laufbrettern Laufbrettern versehen. Beide Projekte fördert das Land Niedersachsen zu 90% aus Mitteln der Jagdabgabe.
Die Wiederausbreitung des Fischotter im Landkreis spricht für die in den letzten Jahren stetig verbesserte Wasser- und Lebensraumqualität in und an unseren Fließgewässern im Einzugsgebiet der Wümme. Der Otter stellt sehr hohe Ansprüche an die Gewässerreinheit und gilt daher als Repräsentant für ökologisch intakte Gewässersysteme. Er stellt eine sogenannte Leitart dar und ist damit zu einem Symbol für den Arten- und Naturschutz geworden Bei den Leitarten handelt es sich um gefährdete Arten, die charakteristisch sind für einen bestimmten Lebensraumtypus und erhalten werden sollen. Von den Maßnahmen zur Förderung und Erhaltung dieser Arten und der Verbesserung ihres Lebensraumes, profitieren auch alle anderen in diesem Lebensraumtypus vorkommenden Arten.
In der vergangenen Woche konnte nun das erste Laufbrett fertiggestellt werden. Unter der Beeke-Brücke an der L131 angebracht, beseitigtes einen potenzialen Gefahrenpunkt. Diese Brücke stellt sich als kastenförmiger Brückenkörper dar. Sie wurde im Jahre 1980 aus Beton gegossen und verfügt über keinerlei Uferstreifen. Mit einer Länge von 40 Meter und einer sehr geringen Deckenhöhe von ca. 1,50 Meter, stellt sie für die Tierwelt eine unüberwindbare ökologische Barriere dar. Unter sehr schwierigen Arbeitsbedingungen – alle Arbeiten mussten kniend im Wasser ausgeführt werden - wurde in Fließrichtung rechts, ein Laufbrett mit einer Breite von 40 Zentimeter in einer Höhe angebracht, die einem Otter auch noch bei einem mittlerem Hochwasser die Unterquerung der Brücke trockenen Fußes ermöglichen soll. Das Laufbrett wurde vor dem Brückenkörper an beiden Enden so an die Uferböschung angepasst, dass es dem Otter ein leichtes Betreten ermöglicht. Das nun folgende Monitoring wird zeigen, welche heimischen Tierarten das Laufbrett nutzen werden und so erstmalig die bisher vorhandene ökologische Barriere überwinden können, ohne sich der Gefährdung durch den Straßenverkehr aussetzen zu müssen.
Der Baubeginn des zweiten Projektes, der Brücke über den Oste-Schwinge-Kanal an der B 75 bei Bremervörde, ist für den 15. Dezember geplant. Auch hier wird ein Laufbrett dem Otter zukünftig die Unterquerung der B 74 ermöglichen, ohne das er sich den Gefahren des Straßenverkehrs aussetzen muss.