Die Jägerschaften Bremervörde, Rotenburg und Zeven luden am 30.September unter dem Motto „Ein halbes Jahr 3Beine“ zu einem ersten Erfahrungsaustausch. Der Sprecher der Initiative, Marco Soltau, konnte den Schirmherr der Initiative, Landrat Hermann Luttmann, den Kreisjägermeister mit Stellvertreter, die Vertreter der Verkehrswachten BRV-ZEV und ROW, der Polizei Rotenburg, der Ns Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr, der Verkehrsbehörde ROW, der zuständigen Straßenmeistereien und Vertreter der Presse begrüßen. Sechs Monate nach Start der Initiative bot sich auch die Gelegenheit, eine kurzen Rückblick zu halten, und eine Vorausschau auf die noch nicht abgeschlossene Aktivitäten zu geben.
Die erste Stufe dieser Initiative war durch das Aufstellen hölzerner, signalfarbener Dreibeine durch die Revierinhaber gekennzeichnet. Dieses geschah dort, wo tatsächlich auch ein tödlicher Wildunfall mit Schalenwild stattgefunden hatte, der i.d.R. einen Sachschaden nach sich zog. Von den 850 in den letzten 6 Monaten ausgelieferten Dreibeinen stehen momentan ca. 750 an den rund 1.000 km Straße im Landkreis. Die aufgestellten Dreibeine spiegeln jedoch nicht den Stand aller Wildunfälle wider. Die Unfälle, bei denen Wild zwar beteiligt, aber nicht getötet wurde, werden ebenso wenig von den Dreibeinen repräsentiert, wie die Wildunfälle, bei denen kein oder nur so geringer Sachschaden entstand dass von den Fahrzeugführern auf eine Unfallmeldung verzichtet wurde.
Konkretes Zahlenmaterial liegt der Jägerschaft derzeit noch nicht vor, da die endgültigen Wildunfallmeldungen von den Revierinhabern erst Mitte Februar vorliegen werden. Nach Ansicht der Polizei Rotenburg lässt das Meldeaufkommen seit Jahresbeginn auf eine Zunahme der Wildunfallzahlen schließen. Eine Entwicklung, die natürlich vom jeweiligen Wildaufkommen abhängig ist und möglicherweise auch auf eine bessere Meldedisziplin zurückgeführt werden könnte. Im übrigen ein Effekt, wie er nach dem ersten Jahr in den Landkreisen Lüneburg, Dannenberg und Uelzen, wo bereits eine ähnliche Initiative läuft, ebenfalls beobachtet werden konnte.
Auch wenn derzeit noch keine konkreten Zahlen vorliegen, konnten erste neue Erkenntnisse hinsichtlich der Unfallorte gewonnen werden. So stehen die Dreibeine in einigen Fällen innerhalb geschlossener Ortschaften. Orte, an denen man bisher keine Wildunfälle erwartet hatte. Eine Erwartung, die sich bisher nicht erfüllte, ist die extreme Häufung der Dreibeine an einigen wenigen, besonderen Unfallschwerpunkten. Für Erkenntnisse hinsichtlich Wildart und zeitlicher Einordnung des Unfallgeschehens ist die detaillierte Auswertung der Unfallmeldungen erforderlich. Hier wird zukünftig eine zeitnahe Meldung der Wildunfälle durch die Revierinhaber bei ihren Jägerschaften erfolgen müssen, da die Planung weiterer Maßnahmen nur auf der Basis aktuellen Zahlenmaterials möglich ist.
Die zweite Stufe der Initiative war durch das Anbringen erster Wildwarnreflektoren gekennzeichnet. Mit ihnen sollen bisherige Unfallschwerpunkte in der Dunkelheit entschärft werden. Die Reflektoren lenken das auftreffende Scheinwerferlicht herannahender Fahrzeuge so um, dass warnende Lichtblitze breit gestreut in das Gelände hinein strahlen. Die Scheinwerfer erzeugen auf diese Weise Lichtbarrieren, die das Wild auf ihren natürlichen Wechseln vor der Gefahr warnen. Vorteil: Dies geschieht nur bei tatsächlicher Gefahr, so dass der Lebensraum des Wildes nicht zusätzlich eingeengt wird. In einem ersten Ansatz wurden 600 dieser Wildwarnreflektoren beschafft und angebracht. Bei Verfügbarkeit weiterer Mittel sollen möglichst alle gefährlichen Straßenabschnitte mit Wildwarnreflektoren versehen werden. Aktuell beschafft werden dreieckige Aufkleber, die zusätzlich auf den Warntafeln der Verkehrswacht angebracht werden sollen. Sie verfügen über ein Schenkelmaß von ca. 70 cm und haben damit eine Größe, die eine Wahrnehmung durch den Fahrzeugführer erlaubt. Auf wenige Symbole reduziert, soll der Aufkleber bildlich den Sinn der Dreibeine und ihren Zusammenhang mit der Wildunfallgefahr verdeutlichen.
Während des Erfahrungsaustausches wurde deutlich, dass die Initiative von der Bevölkerung positiv aufgenommen wurde. Dies zeigt sich nicht zuletzt in den zahlreichen Anrufen oder E-Mails, die die Jägerschaften seit Beginn der Initiative erreichten. Der Tenor war häufig: „Dank der Dreibeine, ist es mir möglich gefährliche Straßenabschnitte zu lokalisieren und meine Fahrweise gezielt anzupassen“.
Es gab natürlich auch Kritik an der Initiative. Diese beruhte jedoch überwiegend auf falscher oder fehlender Information. Trotz mehrerer Presseberichte, dem Kleben von Plakaten und dem Verteilen von Flugblättern ist die Information über das Ziel der Initiative, nämlich die Fahrzeugführer und die Tiere auf die Gefahr eines Wildunfalls aufmerksam zu machen und so die Zahl der Wildunfälle zu reduzieren, noch nicht überall verfügbar. Wichtig ist es, in diesem Zusammenhang zu wissen, dass die Dreibeine maximal 6 Monate lang einen Unfallort kennzeichnen. Damit kein Gewöhnungseffekt eintritt bei dem die gewünschte Aufmerksamkeit allzu schnell nachlässt, erfolgt nach dieser Zeit der Abbau oder die Umsetzung des Dreibeins an einen neuen Unfallort.
Wie bei jedem Erfahrungsaustausch, wurden auch bei diesem, Bereiche aufgezeigt, in denen nachjustiert werden muss. Zu nennen wären die Aufstellregeln für die Dreibeine, die nicht immer beachtet wurden, wie auch die an den Dreibeinen angebrachten Wildunfallschilder, deren Haltbarkeit es zu verbessern gilt und nicht zuletzt der immer wieder vorkommende Diebstahl von Schildern und Dreibeinen.
War von der Jägerschaft im Zusammenhang mit der Anbringung der Wildwarnreflektoren bereits ein Auslichten der Straßenseitenräume angedacht, wurde von der Straßenmeisterei als Baulastträger der konstruktive Vorschlag gemacht, Patenschaften mit einzelnen Revieren mit dem Ziel zu schließen, dass die Revierinhaber in der Folge das Auslichten der Straßenräume in ihren Revieren übernehmen. Ein sehr konstruktiver Vorschlag, der bei Umsetzung sicher dazu gereicht, die Wildunfallzahlen weiter zu senken. Denn sind die Straßenränder ausgelichtet, können Fahrzeugführer und Wild sich einander früher erkennen. Der Vorschlag dürfte auch deshalb das Interesse der Revierinhaber finden, weil jeder Wildunfall unnötige Arbeit und ein qualvoll verendetes Tier bedeutet.
Als Resümee aus der Veranstaltung kann von den drei Jägerschaften festgehalten werden, dass Dank der Unterstützung durch die örtliche Presse und den Eingangs aufgezählten Unterstützern, die Initiative erfolgreich auf den Weg gebracht werden konnte. Dies wird nicht zuletzt darin deutlich, dass sich eine Jägerschaft im Landkreis Cuxhaven und einige angrenzende Reviere des Landkreises Verden bereits jetzt dieser Initiative anschließen möchten. Dauerhafter Erfolg wird dieser Initiative allerdings nur dann beschert sein, wenn sie mit der erforderlichen Nachhaltigkeit weiterverfolgt werden kann. Dafür ist allerdings ein weiterer Mitteleinsatz erforderlich, der letztendlich auch die finanzielle Unterstützung durch weitere Spender erfordert. Die Jägerschaften sind mit der alleinigen Finanzierung überfordert und hoffen auf Spenden und auf die erneute Unterstützung durch den Landkreis, damit die Initiative zumindest wie angedacht, drei Jahre weitergeführt werden kann.