Das sich intensive Landwirtschaft und Artenschutz nicht ausschließen, wenn Landwirt, Jäger und Naturschutzverbände zusammenarbeiten, konnte jetzt in der Gemarkung Helvesiek mustergültig beobachtet werden. Bei der Bearbeitung einer Ackerfläche wurden vom Landwirt gleich sechs Kiebitzgelege entdeckt. Nach Rücksprache mit dem Revierinhaber wurde diese mit Holzstäben markiert und bei der weiteren Bearbeitung und dem späteren Eindrillen von Mais ausgespart. Dadurch gehen zwar später bei der Ernte einige Quadratmeter an Pflanzenmasse verloren, dem Erhalt der Artenvielfalt wurde dadurch allerdings ein unschätzbarer Dienst erwiesen.
Als typischer Wiesenvogel war der Kiebitz noch vor Jahren auf den Wiesen in unserer Region heimisch. Heute ist er fast vollständig aus Teilen der Region als Brutvogel verschwunden. Mit nur noch ca. 80.000 Brutpaaren in Deutschland, gehört er inzwischen zu den bedrohten Vogelarten.
Der Verlust von Grünflächen lässt den Kiebitz, dort wo er noch vorkommt, nun auch auf Äckern, insbesondere auf Maisäckern brüten. Diese Veränderung hat etwas mit dem Bestreben des Kiebitzes zu tun, die Gelege auf bräunlich gefärbter Vegetation oder offenem Boden anzulegen. Leider bieten die Maisäcker keine so guten Bedingungen wie etwa die früher häufiger genutzten feuchten Moor- und Niederungswiesen mit ihrer langsam wachsenden Vegetation. Die Gelege fallen daher oft landwirtschaftlichen Aktivitäten oder Fressfeinden zum Opfer. Ist der Schlupf der Küken trotz der vielen Fressfeinde, wie Krähe, Fuchs & Co. gelungen, finden die Küken auf den Äckern häufig nicht mehr ausreichend Insektennahrung.
Eine Kolonie von sechs Kiebitzgelegen auf kleiner Fläche bietet, wie im beschriebenem Fall, den Vorteil, dass die Brutpaare sich nun bei der Abwehr von Fressfeinden gegenseitig unterstützen können. Gelingt es zwei Krähen noch, das Kiebitzpaar erfolgreich vom Nest abzulenken und sich des Geleges zu bemächtigen, werden sie von vier oder mehr Kiebitzen sicher in die Flucht geschlagen.
Der Verzicht auf einige Quadratmeter Pflanzenmasse wird dem Landwirt zumindest mittelbar dadurch vergütet, dass er für die Sicherung jedes Kiebitz- oder Brachvogelgeleges eine Prämie erhält. Die Mittel hierfür werden durch die Stiftung Naturschutz des Landkreises, der Nabu-Umweltpyramide Bremervörde zur Verfügung gestellt, die sie nach Begutachtung der Gelege an den Landwirt auszahlt. Artenschutz trotz intensiver Landwirtschaft ist möglich und zur ausdrücklichen Nachahmung empfohlen.