Auch wenn es in unserer heimischen Kulturlandschaft nur so sprießt und blüht, für unser heimisches Schalenwild, was die Nahrungssuche und Deckung anbetrifft, derzeit geradezu paradiesische Zustände herrschen, gibt es insbesondere beim Niederwild einige Verlierer, die ums reine Überleben kämpfen. Die Entwicklung in unserer Landwirtschaft war in den letzten Jahren im Ackerbau vor allem vom Trend hin zum Anbau von Energiepflanzen sowie in der Milchviehwirtschaft von einem weg von der Weidehaltung, hin zur ganzjährigen Stallhaltung geprägt. Als Ausfluss dieser Entwicklung findet sich in unserer Region erheblich weniger Grünland als noch vor Jahren. Gleichzeitig wurde die Ackernutzung intensiviert und der Maisanbau verstärkt. Zudem sind inzwischen viele Hecken und Feldraine, die für unsere Kulturlandschaft prägend waren, verschwunden. Diese Entwicklung hat den Charakter unserer Kulturlandschaften so nachhaltig verändert, dass inzwischen auch die biologische Vielfalt darunter leidet. Betroffen sind vor allem diejenigen Tierarten, die auf Randstrukturen, Feld-Feld-Grenzen, Brachen, vor allem aber die darin wohnende Insektenwelt als Nahrungsquelle - häufig auch nur zur Jungenaufzucht - angewiesen sind. So ist es nicht verwunderlich, das seit Jahren ein Rückgang von einzelnen Arten, wie Feldsperling, Kiebitz und Rebhuhn, Fasan und Feldlerche, um nur die bekanntesten zu nennen, zu verzeichnen ist. Nach Aussage des Bundesamtes für Naturschutz (BfN) leben auf Europas Äckern, Wiesen und Weiden heute nur noch halb so viele Vögel wie vor 30 Jahren. Auf eine Art mit wachsendem Bestand kommen nach Aussage des BfN als Ergebnis einer Untersuchung von 37 Vogelarten in der Europäischen Union, vier mit schrumpfendem Bestand. Allein in Deutschland sind seit 1990 mehr als eine Million Feldlerchen verstummt, eine Entwicklung, die besorgniserregend ist, so BfN-Präsidentin Beate Jessel.
Der europaweite Bestandseinbruch beim Rebhuhn hat mit über 90 Prozent in den letzten drei Jahrzehnten inzwischen dramatische Ausmaße angenommen. Im Bereich der Landesjägerschaft Niedersachsen (LJN) wird auf die Bejagung des Rebhuhnes freiwillig verzichtet. Die Gründe für diese negative Entwicklung bei Rebhuhn, aber auch bei Fasan, vor allem aber Möglichkeiten zur Stabilisierung, bzw. Verbesserung der Populationsentwicklung, werden aktuell in zwei Forschungsprojekten, dass im Falle des Fasan durch die LJN mit Jagdabgabemitteln finanziert wird, untersucht. Zur Verbesserung der Artenvielfalt - denn gerade Vögel gelten als zuverlässige Indikatoren für den Zustand der biologischen Vielfalt - werden durch die drei Jägerschaften Bremervörde, Rotenburg und Zeven, mit finanzieller Unterstützung des Landkreises, schon jetzt Maßnahmen gefördert, die dem Erhalt bzw. der Wiederherstellung der Artenvielfalt dienen. Neben der Pflege artenreicher Grünlandflächen, der Anlage von Hecken und Feldgehölzen, Obstbaumreihen und Obstwiesen, Säumen und Reinen, sind es vor allem Blüh- und Huderstreifen, die das Überleben der Rebhuhn und Fasanenküken sichern sollen.
Das Überleben dieser Küken ist in den ersten Wochen maßgeblich von der Versorgung mit Insektennahrung abhängig. Als Nestflüchter müssen sich die Küken ihre Nahrung bereits selbst suchen. Fehlende Wildkräuter und der möglicherweise negative Einfluss von Pestiziden, Insektiziden und Herbiziden, führt wohl zu einen Rückgang der Insekten, so dass die Küken auf den meisten Äckern unserer Kulturlandschaft nicht in der Lage sind, ihren Insektenbedarf zu decken. Die „Rotenburger-Blühstreifen-Mischung“ wurde in Zusammenarbeit mit den Universitäten Göttingen und Hannover speziell auf die Bedürfnisse von Fasanen- und Rebhuhn-Küken ausgerichtet. Der Einsatz von Pestiziden ist auf diesen Blühstreifen untersagt. Die Jägerschaft Rotenburg leistet in diesem Jahr, mit 102.276 qm Blühstreifen, zumindest einen kleinen Beitrag zur Verbesserung der Artenvielfalt.