In einer aktuellen Mitteilung berichtet das Bundesamt für Risikobewertung (BfR), dass Wildfleisch durch bleihaltige Munition stark belastet sein könne. Gleichzeitig wird jedoch eingeschränkt, dass die Aufnahme von Blei über Wildfleisch toxikologisch unbedeutend sei im Bezug auf das Verzehrverhalten und die Belastung durch Getreide, Obst, Gemüse, Getränke, gefolgt von Nüssen und Kakao. Weitere Expositionsquellen, wie z.B. Trinkwasser aus Bleileitungen, Kinderspielzeug und Keramikgefäße, aus denen Blei in Lebensmittel übergehen kann, tragen ebenfalls zur Bleiaufnahme bei. Für die Allgemeinbevölkerung gelten somit die Grundnahrungsmittel als Hauptaufnahmequelle für Blei.
Bei Betrachtung eines normalen Verzehrverhaltens (2 Portionen zu 200 g Wildfleisch pro Jahr), ist laut BfR kein zusätzliches gesundheitliches Risiko zu erwarten. Ähnlich wird die Situation bei Vielverzehrern (bis zu 10 Portionen im Jahr) eingeschätzt. Bei Jägerhaushalten und deren unmittelbaren Umfeld (Vielverzehrer mit mehr als 91 Portionen zu 200g. Wildfleisch pro Jahr) sieht das BfR hingegen ein geringes zusätzliches Gesundheitsrisiko.
Deutscher Jagdschutzverband (DJV) und Jägerschaften nehmen die aktuelle BfR-Veröffentlichung sehr ernst und starten Anfang Oktober in Zusammenarbeit mit dem BfR eine umfangreiche Umfrage unter Jägern zu Jagdmunition und Verzehrverhalten. Gleichzeitig soll die tatsächliche Bleibelastung von Vielverzehrern in Deutschland untersucht werden. Bereits seit 2006 sind die Jäger zudem in ein breit angelegtes bundesweites Monitoring eingebunden, in dem alternative Jagdmunition getestet wird. Abschließende Ergebnisse werden für Mitte 2012 erwartet.
„Wir warnen vor Panikmache, sollten aber gemäß dem Vorsorgeprinzip keinen realistischen Schritt unterlassen, um die Bleiexposition bei Wildbret gering zu halten. Für uns Jäger gilt selbstverständlich der Grundsatz, dass kein verunreinigtes Wildfleisch in den Handel kommt. Der Schusskanal wird großzügig entfernt“, sagte Dr. Wolfgang Bethe, DJV-Vizepräsident und zuständig für Wildbrethygiene: „Wildbret ist und bleibt ein hochwertiges Lebensmittel mit vielen Vorzügen gegenüber konventioneller Fleischware. Laut DJV sollten Jäger im jagdlichen Alltag den für den jeweiligen Verwendungszweck am besten geeigneten Munitionstyp verwenden. Der DJV fordert von der Munitionsindustrie zudem größere Anstrengungen, um für die stark unterschiedlichen Einsatzbereiche bei der Jagd die entsprechende unbedenkliche Munition anzubieten. „Die Hersteller sind gefordert, neue wissenschaftliche Erkenntnisse hinsichtlich Munitionsmaterial und Geschosskonstruktion zügig umzusetzen. Wir Jäger sind reine Anwender und müssen uns darauf verlassen können, dass die angebotene Jagdmunition ungefährlich ist für den Schützen, unbedenklich für Verbraucher und Umwelt und tierschutzgerecht tötet“, sagte Dr. Bethe. Das Abprallverhalten von bleifreien Alternativgeschossen sei inzwischen hinreichend geprüft, allerdings werde deren Tötungswirkung derzeit noch wissenschaftlich getestet. Die Umwelttoxizität von Alternativmaterialien zu Blei sei allerdings noch nicht ausreichend untersucht. Hier sieht der DJV Nachholbedarf und fordert eine ergebnisoffene Herangehensweise der Politik.
Die vollständige Stellungnahme des BfR kann auf der Homepage der Jägerschaft Rotenburg (Wümme) unter dem Link www.jaegerschaft-row.de eingesehen werden.