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3Beine - 1Ziel: Eine Zwischenbilanz

Jägerschaft erläutert Stand der Initiative und erste Erkenntnisse aus den Daten der Wildunfallmeldungen

Dreibein

Duftzaun

Wildschutzreflektor

Die Jägerschaften Bremervörde, Rotenburg und Zeven hatten es sich im April 2009 mit der Gründung der Initiative „3Beine – 1 Ziel“ zur Aufgabe gemacht, die Wildunfallzahlen im Landkreis zu verringern, indem sie unter anderem die Verkehrsteilnehmer auf die Gefahren durch Wild aufmerksam machen. Ziel ist es weiterhin, Fakten über die zahlenmäßige, räumliche und zeitliche Verteilung von Wildunfällen in Erfahrung zu bringen, um Unfallschwerpunkte lokalisieren zu können. Die Initiative steht unter der Schirmherrschaft von Landrat Hermann Luttman.

Wildunfälle stellen eine häufig unterschätzte Gefahr für die Verkehrsteilnehmer dar. So ereignen sich auf Deutschlands Straßen täglich mehrere hundert Wildunfälle. Die erschreckende Jahresbilanz 2009: Rund 50 Tote, 2.500 Verletzte, Sachschäden in Millionenhöhe auf der einen Seite und weit über 235.000 überfahrene Wildtiere auf der anderen Seite.

Ein Industrieland wie die Bundesrepublik Deutschland ist ohne Straßen nicht denkbar und zur Erhaltung des Gemeinwesens und seiner wirtschaftlichen Wettbewerbsfähigkeit auf ein modernes Straßennetz für den Transport von Gütern und Personen angewiesen. Das Bundesdeutsche Straßennetz verfügt über eine Gesamtlänge von rund 230.000 km. Darin enthalten sind alle Bundesautobahnen, Bundesstraßen, Landesstraßen und Kreisstraßen. Die Gemeindestraßen mit einer Länge von über 396.000 km wurden hier nicht mitgerechnet, da sie im wesentlichen dem innerörtlichen Verkehr dienen und Wildunfälle auf ihnen eher die Ausnahme darstellen.

Unerwünschte Nebenwirkungen dieser verkehrsgünstigen Erschließung unserer Landschaft sind die Beeinträchtigung der Natur durch Zerschneidung und die Belastung der Umwelt. Mit fortschreitendem Ausbau des Straßennetzes verschärft sich der Konflikt zwischen Straßenbau sowie den Interessen des Umwelt- und Tierschutzes und der Erhaltung eines unzerschnittenen Landschaftsbildes, denn im Bewusstsein vieler Menschen ist bereits der Punkt erreicht, an dem diese Nebenwirkungen den eigentlichen Nutzen der Straßen überwiegen. Entsprechend stark ist der Widerstand der Bevölkerung gegenüber Straßenneuplanungen.

Auch der Wildunfall, in dem sich der Zwiespalt zwischen Technik und Natur fast symbolhaft darstellt, ist ein Teil der Nebenwirkungen, die Straße und Verkehr mit sich bringen – zum Schaden von beiden: Des Menschen mit seiner Technik und der Natur. Der Ausbau des Straßennetzes stellt allerdings keinen Selbstzweck dar, sondern ist der stetigen Zunahme der Verkehrsdichte geschuldet. Am 1. Januar diesen Jahres waren hierzulande rund 50,2 Millionen Pkw, Zweiräder und Nutzfahrzeuge zugelassen. Das entspricht einem Plus von 1,2 Prozent gegenüber dem Jahresanfang 2009.

Bereits bei der Betrachtung nur dieser beiden Faktoren – Ausbau des Straßennetzes und Zunahme der Verkehrsdichte – wird deutlich, dass ohne Gegenmaßnahmen ein weiterer Anstieg der Wildunfallzahlen geradezu vorprogrammiert ist.

Zwischen April 2009 und Januar 2010 wurden im Altkreis Rotenburg – im Zuständigkeitsbereich der Jägerschaft Rotenburg - 1.302 Unfälle mit Schalenwild registriert. Davon entfielen 1.084 Unfälle auf das Rehwild, 80 Unfälle auf das Damwild und 82 Unfälle auf das Schwarzwild. Es fielen zwar auch Dachse, Füchse, Hasen, Marder und Vögel etc. dem Straßenverkehr zum Opfer, da diese jedoch häufig nur geringe oder keine Sachschäden an den Fahrzeugen anrichteten, somit selten zu Unfallmeldungen führten, fehlt hier ein gesichertes Meldeaufkommen. Auch bei den Unfällen mit Schalenwild rechnet die Jägerschaft mit einer Dunkelziffer von 30%.

Im Vergleich zum Vorjahr, in dem 1.183 Wildunfälle zu beklagen waren, ist trotz erster Maßnahmen ein - von den Initiatoren allerdings erwarteter - Anstieg der Wildunfallzahlen zu verzeichnen gewesen. Dieser Anstieg erklärt sich durch eine gesteigerte Meldedisziplin aller Beteiligten, deren stärkerer Sensibilisierung sowie des bereits geschilderten Anstiegs der beiden Faktoren Straßennetz und Verkehrsdichte. Eine Beobachtung, die auch nach dem Start ähnlicher Initiativen in den Landkreisen Lüneburg, Dannenberg und Uelzen gemacht werden konnte. Wie wir in der Folge sehen werden, ergibt sich, trotz dieses Anstiegs, bei der Betrachtung bisheriger Unfallschwerpunkte bereits ein deutlich positiveres Bild.

Als primäre Ursache des Wildunfalls ist das Verhalten der Beteiligten anzusehen. Beginnen wir mit dem Verhalten des Kraftfahrers. Es wird von den Sichtverhältnissen, der Fahrgeschwindigkeit und anderen Faktoren begrenzt. Eine hohe Fahrgeschwindigkeit und schlechte Sichtverhältnisse können eine Vermeidung einer Kollision unmöglich machen. Eine geringe Fahrgeschwindigkeit und frühes gegenseitiges Erkennen hingegen führen in den meisten Fällen nicht zu einer Kollision. Bessere Straßen und ein höheres Sicherheitsgefühl in den modernen Autos führen in der Praxis leider zu einer zunehmenden Geschwindigkeit.

Hier setzt die Initiative der drei Jägerschaften an. Den Fahrzeugführern wird durch das Aufstellen von signalfarbenen Dreibeinen an Stellen, an denen es bereits zu einem tödlichen Wildunfall kam signalisiert: hier besteht eine Gefahrenstelle, hier ist erhöhte Aufmerksamkeit und eine angepasste Fahrgeschwindigkeit erforderlich. Damit kein Gewöhnungseffekt eintritt, werden die Dreibeine bereits nach sechs Monaten Standzeit wieder entfernt, wenn sich zwischenzeitlich kein neuer Unfall ereignet hat. Von den drei Jägerschaften wurden bisher 950 signalfarbene Dreibeine beschafft. Zur Verbesserung der Sichtverhältnisse wurde zusätzlich mit der Auslichtung von Straßenseitenräumen begonnen. Sind diese ausgelichtet, können sich Fahrzeugführer und Wild früher erkennen und entsprechend früher reagieren.

Betrachten wir nun das Verhalten bzw. die Mobilität des Wildes. Sie wird von verschiedenen Faktoren beeinflusst. So liegen z.B. nur in wenigen Fällen die Äsungsflächen und die Einstände unseres heimischen Schalenwildes eng beieinander; mehr oder weniger große tägliche Wanderungen in den Dämmerungsstunden sind daher die Regel. Dabei ist häufig auch das Überqueren von Straßen erforderlich. Sowohl Damwild als auch Rehwild unternimmt derartige Einstandswechsel. Beim Schwarzwild kennen wir zudem unregelmäßige Wanderungen zur Nahrungssuche. Dabei legen die Tiere im Familienverband von drei bis zehn Tieren oft weite Strecken auf eng begrenzten Wechseln zurück. Eine weitere Möglichkeit sind einmalige Ortsveränderungen von Populationen oder Populationsteilen. Die Ursachen dieser Bewegungen sind meist Überpopulation oder Verdrängung durch zivilisatorische Veränderungen im bisherigen Lebensraum. Eine gefährliche Bewegungsart ist die Flucht bei Beunruhigung. Fliehendes Wild ist unberechenbar, weil es sich in einer Panikstimmung befindet. Es läuft dann teilweise blind über Straßen und Zäune, was nicht selten den Tod auf der Straße zur Folge hat.

Die theoretische Möglichkeit, die Bewegungen des Wildes so zu Lenken, dass eine Gefährdung der Verkehrsteilnehmer ausgeschlossen wird, ist nicht finanzierbar, da sie flächendeckend Wildschutzzäune in Kombination mit Grünbrücken erfordern würde. Die Jägerschaften gehen daher den Weg, an bisherigen Wildunfallschwerpunkten das Wild mittels Wildschutzreflektoren, Duftzäunen und akustischen Reflektoren oder mit einer Kombination aus allen dreien, vom Überqueren der Straße an dieser Stelle abzuhalten oder zumindest auf die Annäherung von Fahrzeugen aufmerksam zu machen. Die Reflektoren lenken das auftreffende Scheinwerferlicht herannahender Fahrzeuge so um, das warnende Lichtblitze breit gestreut in das Gelände hinein strahlen. Die Scheinwerfer erzeugen auf diese Weise Lichtbarrieren, die das Wild auf ihren natürlichen Wechseln vor der Gefahr warnen. Vorteil: dies geschieht nur bei tatsächlicher Gefahr, so dass der Lebensraum des Wildes nicht zusätzlich eingeengt wird. Bisher wurden 800 Wildschutzreflektoren beschafft, mit denen 20 km an Wildunfallschwerpunkte abgedeckt werden konnten. Die akustischen Reflektoren erzeugen bei der Annäherung eines beleuchteten Fahrzeuges für 30 Sekunden einen schrillen Pfeifton der das Wild ebenfalls vom Überqueren der Straße abhält. Aufgrund der enorm hohen Kosten wurden bisher nur 4 Exemplare auf einer Referenzstrecke angebracht. Der Duftzaun basiert auf einem speziellen Schaum, der im Bereich von Unfallschwerpunkten z.B. an den Bäumen aufgesprüht wird. Durch Einwirken der UV-Strahlung öffnen sich die im Schaum enthaltenen, feinen Poren, die den Duft - eine Komposition aus Geruchsbestandteilen von Wolf, Luchs, Bär und Mensch - freisetzen. Die sensibilisierende Wirkungsweise des Duftzauns beruht auf dem Zusammenspiel von Duftcocktail, Straßenlärm und Bewegung der Fahrzeuge.

Die Wirksamkeit der eben beschriebenen Maßnahmen wird am Beispiel der Kreisstraße 210 deutlich. Auf den 7,1 Straßenkilometern zwischen BELLEN und BUCHHOLZ waren im Jahr 2009 insgesamt 38 Wildunfälle zu verzeichnen. Nachdem hier optische und akustische Reflektoren und Duftzäune angebracht wurden, erfolgte bisher nur ein einziger Wildunfall. Trotz gestiegener Wildunfallzahlen gibt es mehrere solcher positiver Beispiele. Aus finanziellen Gründen lassen sich diese Maßnahmen derzeit nicht an allen Unfallschwerpunkten realisieren. Aus Mitteln der Jägerschaften, des Landkreises sowie mit Hilfe von Spenden konnten bisher schon ca. 20.000 Euro in die Wildunfallprävention investiert werden. Eine weitere Reduzierung der Wildunfallzahlen macht allerdings auch einen weiteren Mitteleinsatz erforderlich. Hierbei ist die Initiative auf finanzielle Unterstützung angewiesen.

Neben den praktischen Maßnahmen können die Jägerschaften erstmals auch mit theoretischen Erkenntnissen zur Senkung Wildunfallzahlen beitragen. So lässt sich nach Auswertung aller Wildunfallmeldungen des zurückliegenden Jahres eine deutliche Häufung der Wildunfälle innerhalb zweier Zeitfenstern erkennen. Im Altkreis fanden 27% oder 335 aller Wildunfälle in der Zeit von 21:00 Uhr bis 01:00 Uhr und weitere 28% oder 348 der Wildunfälle in der Zeit von 04:00 Uhr bis 08:00 Uhr statt, während sich die restlichen Wildunfälle relativ gleichmäßig über den Tag verteilten. In beiden Zeitfenstern ist besondere Umsicht geboten.

Sind die Wildunfälle im zweiten Zeitfenster mit der bereits beschriebenen verstärkten Mobilität des Wildes bei gleichzeitig hohem Verkehrsaufkommen (Rushhour) zu erklären, ist beim ersten Zeitfenster zu bedenken, dass der Verkehr Richtung Mitternacht deutlich abnimmt, die Wildunfallgefahr also relativ gesehen deutlich größer wird. Auch in der Phase zwischen 01:00 Uhr und 04:00 Uhr, in der insgesamt jeweils nur 40 Wildunfälle je Stunde zu verzeichnen waren, ist von besonders hoher Wildunfallgefahr auszugehen, da in dieser Zeit nur eine sehr geringe Verkehrsdichte angenommen werden kann. Das Risiko, mit Wild zu kollidieren besteht daher nicht nur in der Dämmerung, sondern während der gesamten Nacht.

Eine weitere Systematik wird bei der Betrachtung der Wildunfallhäufigkeit innerhalb des Jahresverlaufs erkennbar. Beim Rehwild, also der Wildart mit dem größten Anteil am Wildunfallgeschehen, erfolgten 55% oder 605 der Wildunfälle allein in den Monaten Mai bzw. Oktober bis Dezember. Als Gründe für den Anstieg im Mai sind die in der Landwirtschaft stattfindende erste Wiesenmahd, mit der erzwungenen Mobilität des Rehwildes durch den Wegfall bisheriger Äsungsmöglichkeiten, sowie die gleichzeitige Setzzeit mit dem vorübergehenden Vertreiben der Schmalrehe und Jährlinge (Vorjahreskitze) anzunehmen. Vom Oktober bis Dezember hingegen, ist das Rehwild besonders aktiv, da es nun Fettreserven für den Winter anlegt und dafür, z.B. auf der Suche nach Eichelmast, viel umherziehen muss.

Beim Damwild dagegen finden in der Brunftzeit von Mitte Oktober bis Mitte November die meisten (39%) Wildunfälle statt. Zu dieser Zeit sucht das weibliche Wild die traditionellen Brunftplätze der Damhirsche auf, oft gefolgt von den Kälbern und Schmaltieren, dem Nachwuchs der Vorjahre. Anders als beim Rotwild zieht es beim Damwild zu den Hirschen. Dabei kommt es verstärkt zum Überqueren der Straßen.

Beim Schwarzwild wiederum liegt der Unfallschwerpunkt (38%) im Monatswechsel November auf Dezember. Hier findet die Fortpflanzungszeit ihren Höhepunkt und es zieht die Keiler naturgemäß zu den Rotten. Sie kämpfen dort um die Vorherrschaft und haben dabei meist heftige Kämpfe mit ihren Rivalen durchzustehen bevor es zur Paarung kommt. Folge dieser gesteigerten Aktivität ist auch ein häufigeres Überqueren von Straßen.

Trotz dieser Erkenntnisse und Maßnahmen rät die Jägerschaft Rotenburg jedem Verkehrsteilnehmer, das ganze Jahr über Vorsicht walten zu lassen, denn Wildunfälle passieren die ganze Woche über, rund um die Uhr und lassen sich mit noch so großen Aufwand sicher nicht gänzlich verhindern. Verhindern kann man sie nur bei einer angepassten Geschwindigkeit von deutlich unter 100 km/h und einer besonderen Aufmerksamkeit.

Hat sich dennoch ein Unfall ereignet, sollte der Fahrzeugführer wenn vorhanden, eine Warnweste anziehen und zunächst die Unfallstelle absichern. Ermitteln Sie die Straßenbezeichnung und den Kilometerstein und rufen Sie anschließend die Polizei (Tel. 110). Wenn möglich, ziehen Sie totes Wild von der Straße. Lassen Sie jedoch bei verletztem Wild besondere Vorsicht walten. Verletzte Tiere am besten in Ruhe lassen, sie reagieren oft panisch, wenn Menschen sich nähern. Auch sollten Sie niemals Tiere mitnehmen, das wäre u.U. Wilderei! Zu Ihrer Sicherheit sollten Sie außerhalb des Fahrzeugs an einer sicheren Stelle auf das Eintreffen der Polizei warten.

Jagdhornbläser Visselhövede richten Hubertusgottesdienst 2023 aus

05.11.2023, 18Uhr St.Johannis-Kirche

Auch in diesem Jahr findet seitens der Jägerschaft Rotenburg e.V. der Hubertusgottesdienst statt. Die Jagdhornbläsergruppe Visselhövede lädt am Sonntag, den 05.11.2023 um 18 Uhr zum Hubertusgottesdienst in der St. Johannis-Kirche in Visselhövede ein.
Bereits ab 17.45 Uhr werden Gäste mit Musik und Fackelschein empfangen. In festlichem Ambiente steht der Dank Gottes für die Schöpfung im Mittelpunkt.
Vorbei kommen lohnt sich!