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Jäger fordern umfassende Jagd auf exotische Gänse

(dpa/lni) Die aus Afrika stammenden Nilgänse vermehren sich in Deutschland rasant, nicht nur Jäger wollen das ändern.

 

Hannover (dpa/lni 13.01.2019) - Die aus Afrika stammenden Nilgänse vermehren
sich in Deutschland rasant, nicht nur die Jäger wollen das ändern.
Der Anteil der Reviere mit Brutpaaren habe sich zwischen 2009 und
2017 bundesweit mehr als verdoppelt, teilte der Deutsche Jagdverband
(DJV) mit. In Niedersachsen und in Nordrhein-Westfalen fühlen sich
die Tiere mit dem markanten braunen Fleck ums Auge besonders wohl,
dort kommen sie laut DJV bereits in 60 Prozent der an den Zählungen
beteiligten Reviere vor.

«Wir fordern die bundesweite Bejagung nach einheitlichen Standards,
um weitere ökologische und ökonomische Schäden nachhaltig zu
verhindern», sagte DJV-Sprecher Torsten Reinwald. Heimische Arten
müssten vor den oft aggressiv auftretenden Tieren geschützt werden.
Derzeit sei die Gans lediglich in neun Bundesländern jagdbar,
darunter auch Niedersachsen. Bauern beklagen wie bei Grau- und
Kanadagänsen erhebliche Ernteschäden, wenn sich die Vogelscharen
gütlich tun.

Das Landvolk Niedersachsen fordert bei Gänsen einen Richtungswechsel.
«Der bisherige Ansatz in festgelegten Schutzgebieten über
Vertragsnaturschutz und Ruhezonen die Gänseproblematik räumlich zu
begrenzen, ist nach unserer Auffassung gescheitert», sagte Gabi von
der Brelie. Alle betroffenen Landwirte müssten entschädigt werden,
auch außerhalb von Schutzgebieten, verlangte die Landvolk-Sprecherin.
Nach einer Mitteilung der EU-Kommission an die Landesregierung sei
auch bei Arten, die unter die Vogelschutzrichtlinie fallen, ein
aktives Populationsmanagement möglich. «Dazu zählt nach Einschätzung
des Verbandes die aktive Vergrämung oder Begrenzungen beim weiteren
Anwachsen des Brutvogelbestandes», meinte von der Brelie.

«Nilgänse sind außerordentlich konkurrenzstark, anpassungsfähig und
haben ein expansives Ausbreitungsverhalten», sagte Florian Rölfing,
Sprecher der Landesjägerschaft. Aber auch Grau- und Kanadagans hätten
sich weiter ausgebreitet. «Nicht zuletzt aufgrund dieser
Entwicklungen fordern wir von der Landesregierung endlich die seit
langem angekündigte Überarbeitung der Jagdzeitenverordnung aus dem
Jahr 2014», sagt Rölfing. Die damals vom Landwirtschaftsministerium
vorgenommenen Einschränkungen der Jagdzeiten seien weder
wildbiologisch fundiert noch nachvollziehbar.

Naturschützer hatten in der Vergangenheit eine Einschränkung der
Gänsejagd gefordert, weil dies die Probleme nicht löse. Mehr Jagd
bedeute mehr Unruhe, dadurch würden die Tiere mehr fliegen und
letztlich mehr fressen, argumentierten sie.

Auf Bundesebene bekommen die Jäger Schützenhilfe von ungewohnter
Seite. «Aus Sicht des Naturschutzes wäre auch eine Freigabe der
Nilgans zur Jagd in allen Bundesländern denkbar», sagte Ornithologe
Lars Lachmann vom Naturschutzbund Nabu in Berlin. «Die Art ist als
invasiv eingestuft - vor allem, weil sie in der Umgebung ihres Nestes
andere Wasservögel vertreibt», erklärte er. «Weil sie vor allem in
Städten brüten, sind seltene Vogelarten aber dadurch eher selten
beeinträchtigt.»

Nilgänse wurden in britischen und niederländischen Parks gehalten,
von dort haben sie sich ausgebreitet. Auch für die rasante Vermehrung
sei der Mensch verantwortlich, meinte Lachmann. «Dank intensiver
Landwirtschaft finden die Gänse auf Grünlandflächen wie Wiesen und
Weiden mehr als genug Nahrung», sagte er. Das gelte auch für die
Kanadagans und die einheimischen Graugänse.