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Großes Renaturierungs- Projekt am Mühlenteich im Westen von Lutter

Untere Naturschutzbehörde Landkreis Goslar im Schulterschluss mit der Jägerschaft Seesan e.v. als anerkannter Naturschutzverband

Herr Kraume-Flügel aus Neuwallmoden, der die Amphibiensammelstrecke an der Niedermühle mit betreut, wies im April diesen Jahres darauf hin, dass der Mühlenteich an der Niedermühle, in den die abgesammelten Tiere zum Ablaichen gebracht werden, nach 70 langsam komplett Jahren verlandet ist. Gerade in den letzten beiden extrem trockenen Sommern machte sich dies an den niedrigen Wasserständen bemerkbar. Bei einem gemeinsamen Ortstermin mit dem Eigentümer Herr Manuel Köpper, der unteren Naturschutzbehörde, Frau Mandy Henning-Hahn und dem Obmann für Naturschutz der Jägerschaft Seesen e.V. anerkannter Naturschutz Herr Ulrich Stolzenburg wurde der Teich am 09.06.21 begangen. Dies war zwar bei der über mannshohen Schilf-Vegetation nur eingeschränkt möglich, eine Entschlammung zum Erhalt des lange bestehenden Laichhabitates wurde jedoch von Frau Henning-Hahn als fachlich sehr sinnvoll eingeschätzt.

 

So zeigte Herr Ulrich Stolzenburg großes Interesse die Renaturierung des Teiches in einem Projekt der Jägerschaft Seesen zu organisieren und durchführen zu lassen. Eine Finanzierung wurde seitens der UNB mit Mitteln aus der Biotoppflege in Aussicht gestellt, da der Teich als ein gesetzlich geschütztes Biotop nach § 30 Bundesnaturschutzgesetz ausgewiesen ist – ein sogenannter „naturnaher nährstoffreicher Stillteich“, so die Bezeichnung des Biotoptypes. Eine Ausnahmegenehmigung vom Biotopschutz wurde bei der UNB beantragt, denn zunächst muss erheblich in den Lebensraum eingegriffen werden, um später einen für den Natur- und Artenschutz aufgewerteten Teich zu bekommen und diese wurde mit entsprechenden Auflagen erteilt. Zu den Auflagen gehörte bspw. der Erhalt eines Schilffgürtels im Süd-Westen und von Insel im Teich, sowie die notwendige Ablagerung der Sedimente auf dem Grünstück.

 

Ferner musste für den Einlauf des Teiches vom Pagenbergbach eine Genehmigung der unteren Wasserbehörde des Landkreises für das Erstellen einer variablen Staustufe erteilt werden. Damit wurde sichergestellt, dass nur eine bestimmte Wassermenge aus dem Bach abgeleitet werden darf, um den Pagenbergsbach nicht erheblich zu beeinträchtigen oder sogar trocken fallen zu lassen.

 

Als grober Zeitplan wurde ein Ablassen des Teiches Mitte August vereinbart, damit der massive Schlamm abtrocknen kann und wo die Amphibien nicht mehr in der Laichzeit sind. Ein Vorhaben, dass immer auch wetteranhängig ist. Das Ablassen über den Mönch (ein Teichablass) hat sich dann als aussichtslos gezeigt, da die Verrohrung mit Wurzeln einer darüberstehenden Weide durchsetzt war. So musste eine alternative Lösung gefunden werden und mit einer Genehmigung der unteren Wasserbehörde wurde kurzerhand ein Graben durch den Damm gezogen, um das Wasser langsam in den Pagenbach zu leiten. Innerhalb von vier Stunden war dann der schon vorher sehr niedrige Wasserstand bis auf den Boden der Sedimente abgesenkt.

 

Ab dem 06.10. stand dann der Langarmbagger der Firma Gropengießer aus Pöhlde zur Verfügung. Die Jägerschaft hatte mit dieser Firma insbesondere mit dem hervorragenden Baggerfahrer Alexander Rausch, bei der Renaturierung eines Stillgewässers in Oberpanshausen bereits sehr gute Erfahrungen gemacht.  Mit den Baggerarbeiten begonnen wurde von der westlichen Dammseite. Schnell stellte sich aber auch heraus, wie mächtig die Faulschlamm- und Sedimentschicht war. Die Schicht lag zum Teil bei über 1,50 Meter, so dass davon kaum etwas auf dem Damm zwischen den zwei Teichen abgelegt werden konnte. Also wurde kurz entschlossen der Teich von Nord-Ost angegangen. Ein Fahren des 30 t Raupen Baggers im Teich war nur mit dem Einsatz von 600 kg schweren Eichen Holzmatten und deren Umsetzen möglich. Damit konnte die Standfläche des Baggers entsprechend verteilt werden, ohne dass er einzusinken drohte.

 

Die Baggerarbeiten werden nach vorgegebenem Zeitplan voraussichtlich am Freitag den 15.10. abgeschlossen sein. Es dürften dann 4000 m³ Faulschlamm und Sedimente bestehend aus Schluff und Ton bewegt worden sein.

 

Nachdem der Teich in der Wintersaison nun wieder volllaufen darf, also neu bespannt wird, steht er im Frühjahr für die Amphibien und viele Wasservögel mit neuen Wassertiefen von bis zu 1,80 m zur Verfügung. Am Anfang des Jahres sicherlich noch etwas kahl, wird sich der Schilfbewuchs schnell wieder etablieren. Amphibien benötigen zudem sonnige Bereiche, wo sich das Wasser schnell erwärmt. Insgesamt hat die Wasserfläche dann ca. 3000 m² mit vier Inseln, wo brütende Vögel vor Waschbären geschützt sind. Spuren auf den Teichsedimenten haben die heimlichen Räuber verraten, die dort sehr häufig vorkommen. Auf zwei Inseln werden zudem noch Nistkörbe für Enten aufgestellt, damit die neu gestalteten Bereiche gut angenommen werden.

 

Mit diesen Arbeiten und der nicht unerheblichen Investition von knapp 20.000 € in das Biotop soll der Wasserstand des Teiches viele Jahre stabil bleiben und weiterhin ein wertvoller Amphibienlebensraum, von dem auch andere Arten profitieren. Einen Fischbesatz wird es nicht geben, denn dann wären der Laich und die kleinen Frösche oder Molche tatsächlich Fischfutter und hätten kaum Überlebenschancen. Daher ist dieser besondere Teich eben auch kein Angelteich, wie die angrenzenden Gewässer eines Angelbetriebes.