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Jägerschaft Seesen hängt 21 Fledermauskästen auf

Auf der Suche nach Flächen für Naturschutzprojekte sind wir, die Jägerschaft Seesen als staatlich anerkannter Naturschutzverband, auf eine gute Zusammenarbeit mit den Grundstückseigentümern angewiesen. Hier geschehen mit dem Seesenee Kai Rüffer. Aus zweckgebundenen Geldern des Landkreis Goslar, die der Jägerschaft für Projekte im Naturschutz zur Verfügung stehen, wurden 21 Fledermauskästen beschafft und westlich von Mechtshausen, im Bereich des LSG Luttertal aufgehängt. Neben dem Grundstückseigner Herrn Rüffer haben sich auch der Jagdpächter Wilfried Faber und unser Naturschutzobmann Ulrich Stolzenburg am Aufhängen der Kästen tatkräftig beteiligt. Die 21 Höhlen und Kästen wurden in Gruppen von 1 x 6 und 3 x 5 Kästen aufgehängt. Bei einem Vororttermin wurden mit dem ehrenamtlichen Fledermausbeauftragten für den Landkreis Goslar, Herrn Siegfried Wielert die Standorte ausgesucht und die Montage besprochen.

Fledermäuse sehen mit ihren Ohren, fliegen mit ihren Händen – und das bereits seit ca. 50 Millionen Jahren! Heute leben auf der Erde mehr als 1.200 Fledermausarten. In Deutschland sind 25 Fledermausarten heimisch. Dabei stoßen sie zwar kaum auf natürliche Feinde, aber sie kämpfen mit den negativen Folgen einer intensiven Land- und Forstwirtschaft sowie der Vernichtung ihrer natürlichen Lebensräume durch den Menschen: Viele ihrer traditionellen Quartiere wurden zerstört und Nahrungsquellen reduziert. Unterstützt wurde dieser Wandel durch ungerechtfertigte Vorurteile gegenüber Fledermäusen. Doch jeder kann zu ihrem Schutz etwas beitragen. Fledermausschutz ist auch immer Naturschutz in einem weiteren Sinne, von dem viele weitere Arten in Flora und Fauna profitieren.

Der Bereich des LSG Luttertal wird von mind. 12 Fledermausarten als Lebensraum oder zumindest Jagdrevier genutzt:

  • Zwergfledermaus

  • Wasserfledermaus

  • Kleine Bartfledermaus

  • Große Bartfledermaus

  • Braune Langohren

  • Nordfledermaus

  • Kleinabendsegler

  • Bechsteinfledermaus

  • Abendsegler

  • Mausohren

  • Breitflügelfledermaus

Für die verschiedenen Fledermausarten mit ihren unterschiedlichen, artspezifischen Ansprüchen wurden zwei verschiedene Kastentypen ausgesucht und montiert.
Es lassen sich zwei Grundtypen von Fledermauskästen unterscheiden: Höhlenkästen, die natürlichen Baumhöhlen nachempfunden sind und Flachkästen, die natürliche Spaltenquartiere ersetzen sollen.

Höhlenkästen

Sie dienen solchen Arten als Ersatzquartier, die natürlicherweise in Baumhöhlen ein Zuhause finden, wie z.B. der Große und der Kleine Abendsegler oder die Bechsteinfledermaus. Daher ist ein Anbringen im Siedlungsbereich nur in Parks oder Gärten mit größerem Baumbestand oder angrenzendem Wald sinnvoll. Besser werden sie direkt in Waldgrundstücken oder auch auf Streuobstwiesen angebracht. Am besten bringt man dann gleich mehrere Kästen an unterschiedlichen Bäumen an. Dabei unbedingt darauf achten, dass die Einflugöffnung stets frei angeflogen werden kann und nicht von Ästen versperrt ist. Die Kästen sollten mind. in 3 m Höhe hängen. Höhlenkästen bedürfen einer Betreuung, sie müssen im Herbst kontrolliert und ggf. gereinigt werden.

Flachkästen

Flachkästen dienen spaltenbewohnenden Fledermausarten als Unterschlupf, wie z.B. Bartfledermäuse oder Zwergfledermäuse und können ebenfalls im Versandhandel fertig gekauft oder auch selber gebaut werden (siehe Bauanleitung, Material: siehe Fledermausbrett). Aufgrund ihrer Größe werden sie eher selten von Kolonien besiedelt, sondern eher von Einzeltieren bewohnt. Für das Anbringen gelten die gleichen Richtlinien, wie oben bei den Höhlenkästen beschrieben.
Dieser Kastentyp braucht normalerweise nur selten kontrolliert und gesäubert werden, da er nach unten offen steht. Somit können Kot und sonstige Einträge allein nach unten herausfallen. In Einzelfällen kann es allerdings zur Verstopfung der Öffnung durch „Fremdnutzung“ kleiner Vogelarten führen.

Mit dem Aufhängen und (sehr wichtig!) der langjährig gesicherten Betreuung (Kontrolle und Reinigung sowie nötigenfalls Instandsetzung) der Kästen wird durch die Jägerschaft Seesen ein wichtiger Beitrag zum Fledermausschutz geleistet. Genauso wichtig ist allerdings auch die vorherige Absprache mit einem Fachmann, wie hier erfolgt! Nur so lassen sich Fehler von Anfang an und daraus resultierende Enttäuschung vermeiden, wenn dann die nicht fachgerecht ausgesuchten und aufgehängten Kästen trotz aller damit verbundenen Mühen und Kosten auch nach Jahren nicht angenommen werden.
Nach Einholung eines fundierten, fachlichen Rates (u.a. heute auch leicht im Internet möglich) kann eigentlich jeder Haus- oder Garteneigentümer im oben genannten Sinn etwas für die heimische Fledermausfauna und damit auch für den wichtigen Erhalt der Artenvielfalt insgesamt tun.