Im Landkreis Goslar ist die Rehkitzrettung in einem Verbund organisiert. Drei Vereine die unterschiedlicher nicht sein können – Naturschutzbund (NABU Goslar e.V), Jägerschaft (Jägerschaften Goslar und Seesen e.V.) und Landwirtschaft ( Landvolk Braunschweiger Land)! Jedoch ziehen sie alle drei gemeinsam an einem Strang und retten so Jahr für Jahr vielen Rehkitzen und anderen Jungtieren das Leben. Unter dem Motto "Lasst uns nicht die Differenzen im Vordergrund stellen, sondern die Gemeinsamkeiten." wurde 2017 die Rehkitzrettung Goslar gegründet.
Jedes Jahr werden in der Frühlingszeit tausende Rehkitze und viele weitere Tiere durch das Mähwerk eines Traktors verletzt oder getötet. Der Grund: Die Tiere liegen oft versteckt im hohen Gras und pressen sich vor Angst auf den Boden. Der Landwirt mit dem großen Mähwerk erkennt die ängstlichen Rehkitze nicht und überrollt sie.
Warum eine Rehkitzrettung mit Drohnen durchführen?
Der Grund, warum sich vor allem junge Rehkitze vorwiegend auf den Boden pressen und sich dort verstecken, liegt am sogenannten Drückinstinkt. Dies ist eine Strategie, um sich vor den Fressfeinden wie dem Fuchs zu schützen. Da Rehkitze in den ersten Wochen keinen Eigengeruch haben, kann der Fuchs diese so schlechter aufspüren. Dieser Instinkt verfällt jedoch nach den ersten drei Lebenswochen wieder, der Drang zum auf den Boden drücken bleibt jedoch. Leider sind Mähwerke meistens nicht mit einem Erkennungssystem ausgestattet, sodass sie die Tiere in hohem Gras nicht erkennen können. Die Landwirte mähen zudem mit einer relativ hohen Geschwindigkeit, sodass Rehkitze und andere Tiere oftmals nicht so schnell flüchten können und den scharfen Messern des Mähwerks schutzlos ausgeliefert sind. Jährlich kommen laut Schätzungen tausende Rehkitze in Deutschland durch Mähmaschinen qualvoll ums Leben. Hinzu kommen weitere Tiere wie Igel oder Gelege von Bodenbrütern.
Dadurch entsteht nicht nur ein Schaden für die Population, auch ein finanzieller Schaden für die Landwirte entsteht. Der Grund: Tierkadaver verseuchen das Viehfutter. Auch kostet das Entfernen der toten Tiere Zeit und einen erheblichen Mehraufwand.
Was sind die Vorteile bei der Rehkitzsuche mit Drohne und Wärmebildkamera?
Dank der neuartigen Drohnentechnologie lässt sich das schlimme Szenario vermeiden und die Rehkitzrettung problemlos ermöglichen. Die Drohne fliegt über die Felder und ist mit einer Kamera und Wärmebildkamera ausgestattet. Wärmebildkameras sind besonders wichtig, da sie auch Rehkitze erkennen, wenn man sie oberflächlich nicht sieht. Wärmebildkameras können vor allem in kühlen Morgenstunden die warmen Körper der Rehkitze erkennen und die Rehkitzrettung durchführen. Dabei spielt es keine Rolle, ob sie sich in hohem oder tiefem Gras befinden, die Wärmebildkamera kann sie aufspüren und identifizieren. Vor allem große und weite Flächen können zur Rehkitzrettung mittels Drohne schnell und effektiv gescannt werden.
Wie läuft die Rehkitzrettung mittels Drohne ab?
Der Ablauf einer Rehkitzsuche ist immer gleich. Zunächst wird der Einsatz vom Landwirt oder Jagdausübungsberechtigten angefordert mit Flächenangabe und Datum, gerichtet an die Koordinationsstelle Rehkitzrettung. Ansprechpartnerin für Goslar ist Annett Jerke Tel. 0159 06168520. Für die Koordination des Einsatzes der zwei Drohen und sechs Piloten der Jägerschaft Seesen ist der Obmann Naturschutz, Ulrich Stolzenburg Tel.0170 5872358 zuständig. Wenn für den Einsatz Pilot und Co- Pilot gefunden wurden, organisiert der Pilot drei bis vier Helfer. Im Landkreis stehen nun mit den beiden Drohnen der Jägerschaft Seesen insgesamt 11 Drohnen, 21 Piloten und 60 Helfer zur Verfügung. Piloten, Helfer und Organisatoren üben die Tätigkeit ehrenamtlich aus. Somit ist die Dienstleistung für den Landwirt oder den Jagdpächter Kostenlos.
Nachdem die Helfer eingewiesen wurden sind, erfolgt ein ausgiebiges Abfliegen der Wiesenflächen per Drohne und Wärmebildkamera. Um die Rehkitze zu finden ist es notwendig noch vor Sonnenaufgang die Wiesen abzufliegen, da sonst der Temperaturunterschied von Wiese zu dem Kitz zu klein ist. Wird ein Rehkitz aufgespürt, gibt der Copilot über Funk Anweisungen zum Fundort des Rehkitzes an die Helfer. Danach werden die Rehkitze gesichert und mit Gras umhüllt und in geruchslose Transportboxen gesetzt. Die Helfer sichern die Kitze am Wiesenrand. Nach dem Abfliegen kann der Landwirt die abgesuchte Wiesenfläche mähen.
Es werden weiterhin Helfer gesucht, die die Kitze aus den Wiesen entnehmen und sichern. Interessierte können sich unter der Telefonnummer 0159 06168520 bei Annett Jerke melden.
Der Vorstand der Jägerschaft Seesen möchte sich nochmal ausdrücklich allen Spendern bedanken, die das Naturschutzprojekt im Zusammenhang mit der Rehkitzrettung unterstützt haben.