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Mit hohen Frequenzen Wildunfälle verhindern

Seit September piept es am Duttberg nahe Dorste im Landkreis Göttingen, wenn Autos dort die neuen Wildwarnsysteme passieren. Die GFT-Gummiformteile GmbH hat diese neuen Tag und Nacht wirksamen Systeme an den Leitpfosten rechts und links der Kreisstraße angebracht.

Manfred Heise, Ralph Ehrhardt, Tim Jonas Eickmann und Martin Linsenhoff mit dem neuen Wildwarner der GFT WEGU GmbH

Wildwarner der GFT GmbH montiert an Leitpfosten

Im Bild v.l.nr.: Manfred Heise, Ralph Ehrhardt, Claus Deig, Dr. Karl Schumann, Tim Hennig, Tim Jonas Eickmann, Martin Linsenhoff und Martin Drochelmann

Seit September piept es am Duttberg nahe Dorste im Landkreis Göttingen, wenn Autos dort die neuen Wildwarnsysteme passieren. Die GFT-Gummiformteile GmbH hat diese neuen Tag und Nacht wirksamen Systeme an den Leitpfosten rechts und links der Kreisstraße angebracht.

Martin Drochelmann, Geschäftsführer der GFT GmbH, erklärt die Technik des neuen Systems: Die Geräte sind jeweils mit einem Empfänger und einem Sender ausgestattet. Das erste Gerät erfasst die heranfahrenden Autos vornehmlich über deren Motor- und Reifenrollgeräusche sowie Scheinwerferlicht und gibt einen metallisch klingenden Pfeifton von 15kHz ab.  Zudem warnt es per Funk weitere Geräte im Umkreis von 100m, die dann ebenfalls zu pfeifen beginnen. Somit ist eine ausreichende Vorwarnzeit gewährleistet. Das Wild verhofft sofort, sobald es das akustische Signal vernimmt, und das Auto kann die Stelle gefahrlos passieren. Für den Einsatz in der Nähe von Ortschaften beträgt die Frequenz des Pfeiftons 7kHz, die vom Menschen als angenehmer empfunden werden.

Da die Töne variieren, tritt beim Wild kein Gewöhnungseffekt ein, sodass das System auch auf lange Sicht nicht an Wirksamkeit verliert. Durch helle LED-Blitze wird das Wild zusätzlich gewarnt. Der natürliche Wildwechsel der Tiere wird durch die Wildwarner nicht verändert sondern nur unterbrochen für die Zeit der Durchfahrt der Autos.

Das System wirkt nach den bisher in Österreich und der Schweiz gesammelten Praxiserfahrungen beim normalen Wechseln des Wildes über die Straße sehr zuverlässig. Wird Wild dagegen stark beunruhigt, z. B. durch eine Bewegungsjagd oder andere ungewohnte Störungen im Revier, ist die Wirksamkeit eingeschränkt.

Die Geräte sind mit handelsüblichen Solarzellen und Kondensatoren anstatt mit Akkus zur Energieversorgung ausgerüstet. Damit sind wartungsfrei, und die Mitarbeiter der Straßenmeistereien können sie problemlos zusammen mit den Leitpfosten reinigen.      

Die Kreisstraße zwischen Dorste und Wulften zählt nach der aktuellen Wildunfallstatistik der Polizeidirektion Göttingen zu den Unfallschwerpunkten im Altkreis Osterode. Besonders Rehe aber auch Schwarzwild wechseln hier aus dem Wald kommend in die Feldflur. Die Pächter der Reviere Dorste II, Professor Klaus Weber und Martin Linsenhoff, sowie Wulften I, Manfred Heise und Ralph Ehrhardt, unterstützen das Projekt. Sie überwachen, unterstützt durch den Leiter des Hegerings Osterode Tim Jonas Eickmann, diesen Gefahrenbereich, um möglichst alle Wildunfälle erfassen. Die aktuelle Polizeistatistik erfasst bisher nur die gemeldeten Wildunfälle, bei denen es zu einem Schaden an den Fahrzeugen gekommen ist.

Der Landkreis Göttingen begleitet das vorerst auf ein Jahr befristete Projekt und moderiert die Gespräche zwischen den beteiligten Akteuren. Nach einem halben Jahr will Tim Hennig vom Fachdienst Straßenverkehr in der Straßenverkehrsbehörde Osterode zur ersten Zwischenbilanz einladen. Spannend wird sein, was mit dem Wildwarnsystem passieren wird, wenn es sich in dem Feldversuch tatsächlich als wirksames Mittel gegen Wildunfälle bewährt haben sollte.

Die Revierpächter haben bisher die üblichen blauen Reflektoren selbst bezahlt und nach Absprache mit der Straßenverkehrsbehörde an den Leitpfosten angebracht.  Für das neue Wildwarnsystem erscheint diese Variante allerdings angesichts der Kosten von ca. 120 Euro pro Stück als wenig attraktiv. Für eine ausreichende Effektivität müssten wenigstens alle 250m eine Warneinheit am Straßenrand angebracht werden, besser wäre eine an jedem Leitpfosten.

In Deutschland sterben jedes Jahr zehn bis zwanzig Menschen bei Verkehrsunfällen mit Wild, und es entsteht ein Sachschaden von rund 650 Mio. Euro. Doch selbst angesichts dieser Zahlen ist weder die Politik noch die Versicherungswirtschaft im Bund bereit, sich intensiver mit dieser Thematik zu beschäftigen.