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Nutria – die steigende Gefahr für Uferbereiche und Landwirtschaft

Vortrag von Nutriajäger Björn Matthies vor der Jägerschaft Osnabrück-Stadt

Die Jägerschaft plant die Intensivierung der Nutria-Bejagung im Stadtgebiet und die dafür notwendige Anschaffung von 16 Nutria-Spezialfallen. Aus diesem Grund hatte Jürgen Lambrecht am 4.Oktober Björn Matthies, einen niedersächsischen Nutriajäger, zu einem interessanten Vortrag über die Herkunft, Eigenschaften, Gefahren und konsequentere Bejagung der Nutria eingeladen.
Ziel für Niedersachasen ist eine optimierte, verstärkte Bejagung der Nutria durch engere Zusammenarbeit von Gemeinden, Verbänden und Jägern.

Die Nutria (Ordnung Nagetier, Familie Biberratten) - auch Sumpfbiber genannt - ist kleiner als der Biber. Sie ist eine invasive Art und stammt ursprünglich aus dem warmen Südamerika, wurde in vielen Ländern zur Pelztierzucht eingeführt und hat sich in der ganzen Welt ausgebreitet In Deutschland hat sie sich– trotz vieler Feinde wie Füchse, Marder, Greifvögel, Eulen, Autos, Kälte und der Mensch – inzwischen insbesondere in Niedersachsen so stark vermehrt hat, daß sie ganzjährig gejagt werden darf. Ihr Lebensraum sind pflanzenreiche Gewässer im Flach-/Hügelland und in den angrenzenden Uferbereichen. Die Nutria ist ein Fluchttier, das bei Gefahr ins oder unter das Wasser flüchtet.

In Deutschland wurde die Nutria ab 1867 zur Farmhaltung (Pelz-/Fleischgewinnung) eingeführt, ab 1933 im Freiland registriert und hat sich seit 2008 extrem vermehrt. Die Nutria wird seit 2016 auf der EU-Liste der invasiven, gebietsfremden Tierarten geführt. Die Jagdstrecke (inkl. Fallwild) in Niedersachsen betrug 2001= ca. 1000 Stück, 2015/16 10387 Stück, 2018/19 32357 Stück, Steigerung 2018/19 ggü dem Vorjahr +33%!
Schwerpunkte 2018/19 in Niedersachsen sind Landkreis Emsland (7092 Stück), Cloppenburg (3322 Stück), Landkreis Osnabrück (2794 Stück) . Zum Vergleich: Stadt Osnabrück 139 Stück.

Im Hinblick auf die große Gefährdung der Deiche/Uferbereiche und als Reaktion auf die starke Vermehrungs-/Ausbreitungstendenz der Nutria hat das Niedersächsische Landwirtschaftsministerium die ganzjährige Bejagung erlaubt (auch in den Schutzgebieten), 3 Nutriajäger eingestellt und das bestehende Fütterungsverbot nochmals bekräftigt. Dazu im Vergleich unser Nachbarland Holland, wo 60% des Landes unter dem Wasserspiegel liegen und durch Deiche geschützt sind: hier sind 450 Beamte für die Nutria-/Bisam-Jagd eingesetzt, jährliche Gesamtkosten ca. 35 Mio. € (Niedersachsen 0,4 Mio €), die jährliche Strecke soll ca. 24000 Stück betragen. Heute wird in Holland und anderen Ländern – und früher auch in der DDR – Nutria-Fleisch verzehrt (soll wie Wildkaninchen schmecken). In Deutschland ist kein Verzehr bekannt, die Trichinenprüfung kann bis zu 250€ (Osnabrück 0- 17 €) kosten.

Die Nutria wiegt 4-12 kg, hat eine Länge von 45-65 cm und einen kreisrunden, spärlich behaarten Schwanz von ca. 40cm. Sie kann sehr gut hören und riechen, aber sehr schlecht sehen. Das Fell variiert von rötlichbraun bis braungrau. Die Nahrung der Nutria sind hauptsächlich Wasserpflanzen, aber auch Würmer, Wasserschnecken, Muscheln und Krebse. Die meterlangen Röhrensysteme in den Uferbereichen/ Deichen mit Kessel dienen dem Wohnen und der Aufzucht der Jungen. Mit 2—3- Würfen pro Jahr werden durchschnittlich je 5 Jungtiere nach einer Tragzeit von 130 Tagen geboren. Die Geschlechtsreife beträgt nur 3-5 Monate für im Sommer geborene Tiere bzw. 6-7 Monate für Herbstgeborene. Die Lebenserwartung beträgt 2-10 Jahre. Während längere Kälteperioden die Bestände dezimieren, wird die Erderwärmung leider die weitere Ausbreitung begünstigen. Die Nutria hat lange, orangefarbene Zähne, die auch Jagdhunden sehr gefährlich werden können, wie Matthies betont.

Die von Nutrias angerichteten Schäden sind lt. Matthies die Zerstörung/Beschädigung von Deichen/Uferbefestigungen durch ihre bis zu 6 m langen Bauten und das z.T. großflächige Abfressen der Ufervegetation/Bepflanzung, wodurch Ernteschäden verursacht und Schutzräume für Wasservögel, Fische und Amphibien vernichtet werden.

In Niedersachsen wird derzeit die Hälfte der Nutria-Strecke durch Abschuß erzielt. Die Fangjagd – der Lebendfang - soll flächendeckend gesteigert werden trotz des Risikos von Beifängen ( Biber, Bisam). Hierfür stellt das Ministerium für Fallen und die dazugehörigen Sender einen namhaften Betrag zur Verfügung.

Da wir den Beifang vermeiden wollen, muß unser Ziel lt. Matthies sein, mit speziellen Fallen und geeigneten Maßnahmen möglichst nur die Nutrias zu fangen. Eine geeignete Fallenkonstruktion ist die Trapper-Falle, die das Verletzungsrisiko der gefangenen Tiere minimiert und ca. 350 €/Stück inkl. Melder plus 100€ für den Fangkorb kostet. Lieferant ist Raiffeisen Melle. Für unsere Jägerschaft ist die Beschaffung von 16 Fallen geplant, jeweils 4 pro Hegering und bezahlt von der Stadt Osnabrück. Die Genehmigung /Freigabe der Stadt erwartet Jürgen Lambrecht in den nächsten Tagen. Die Fallen sollen dann Eigentum der Hegeringe werden, die die Organisation und Koordinierung übernehmen. Der nächste geplante Schritt ist lt. Uwe Goebel eine Zusammenkunft der Hegeringe und der interessierten Mitglieder, wo alle weiteren Details für die Jagd mit der Trapper-Falle , der App-Nutzung und andere Maßnahmen (z.B. Fallenschein) besprochen werden sollen. Hierzu lädt Jürgen Lambrecht lädt noch ein.

Weiterhin plant die Jägerschaft eine Informationskampagne, mit der die Bevölkerung aufgeklärt werden soll über die Bedrohung der Nutria und über das strenge Fütterungsverbot, das insbesondere die sog. „Tierfreunde“ und Eltern mit Kindern beachten sollten. Das Füttern dieser „niedlichen“ Tiere, oft zusammen mit Enten, kann lt. Matthies wegen der Beißgefahr ( lange Zähne) für Hunde und auch Menschen sehr gefährlich werden.